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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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folgen. Es war aber Wenhams Anliegen, Lord Steynes Anliegen, Rawdons Anliegen, jedermanns Anliegen, sie aus dem Lande zu schaffen und diese höchst unangenehme Affäre zu vertuschen.
    Wahrscheinlich war sie vom Ordnen dieser Geschäftsangelegenheiten mit den Anwälten ihres Mannes so sehr in Anspruch genommen, daß sie vergaß, auch nur das geringste in bezug auf ihren Sohn, den kleinen Rawdon, zu unternehmen, und es kam ihr nicht ein einziges Mal in den Sinn, ihn zu besuchen. Der junge Herr wurde nun völlig der Obhut von Tante und Onkel übergeben; Lady Jane hatte ja stets einen großen Teil seiner kindlichen Liebe besessen. Als seine Mama England verlassen hatte, schrieb sie ihm einen netten Brief aus Boulogne, worin sie ihn aufforderte, hübsch zu lernen, und erklärte, sie wolle eine Reise auf dem Kontinent unternehmen und sie werde das Vergnügen haben, ihm wieder zu schreiben. Ein ganzes Jahr lang jedoch ließ sie nichts von sich hören und schrieb erst wieder, als Sir Pitts einziger Junge, der schon immer kränklich war, an Keuchhusten und Masern starb. Nun schickte Rawdons Mama ihrem geliebten Sohn ein sehr zärtliches Schreiben. Rawdon war nämlich durch dieses Ereignis Erbe von Queen's Crawley geworden und kam der gütigen Dame, deren zärtliches Herz ihn bereits an Kindes Statt angenommen hatte, näher denn je. Rawdon Crawley, nun schon ein hübscher schlanker Bursche, errötete, als er den Brief erhielt. »Oh, Tante Jane«, sagte er, »du bist meine Mutter, und nicht – nicht die da.« Trotzdem schrieb er einen freundlichen respektvollen Antwortbrief an Mrs. Rebekka, die damals in einer Pension in Florenz lebte. Aber wir greifen unserer Geschichte vor.
    Der erste Flug trug unsere geliebte Becky nicht sehr weit. Sie ließ sich an der französischen Küste in Boulogne, diesem Zufluchtsort so mancher verbannten englischen Unschuld, nieder. Dort bewohnte sie mit einer Zofe ein paar Zimmer in einem Hotel und trat wie eine vornehme Witwe auf. Sie speiste an der Table d'hôte, und man fand sie sehr angenehm. Sie unterhielt ihre Tischnachbarn mit Geschichten von ihrem Schwager Sir Pitt und ihrem großen Londoner Bekanntenkreis. Dieses seichte Geschwätz über die feine Welt findet bei einer gewissen Schicht ungebildeter Leute stets ein Ohr. Viele hielten sie für eine bedeutende Persönlichkeit. Sie gab kleine Teegesellschaften in ihren Privaträumen und nahm teil an den unschuldigen Belustigungen des Ortes: sie badete im Meer, unternahm Ausflüge im offenen Wagen, ging am Strand spazieren und besuchte das Theater. Mrs. Burjoice, die Buchdruckersfrau, die mit ihrer Familie den Sommer im Hotel verlebte und die jedes Wochenende von ihrem Burjoice besucht wurde, nannte sie bezaubernd, bis dieser kleine Schurke von einem Burjoice begann, ihr zuviel Aufmerksamkeit zu bezeigen. Es war aber wirklich nichts an der Sache. Becky war nun eben stets umgänglich, munter und gutherzig – besonders Männern gegenüber.
    Am Ende der Saison gingen viele wie gewöhnlich ins Ausland, und Becky fand reichlich Gelegenheit, im Benehmen ihrer Bekannten aus der vornehmen Welt Londons abzulesen, wie die »Gesellschaft« über sie urteilte. Eines Tages ging sie sittsam an der Mole von Boulogne spazieren, und die Klippen Albions leuchteten aus der Ferne über das tiefblaue Meer herüber. Da stand sie plötzlich Lady Partlet und ihren Töchtern gegenüber. Mit einem Schwenk ihres Sonnenschirms versammelte die Lady alle ihre Töchter um sich und zog sich mit wütenden Blicken auf die arme Becky, die allein dort stand, von der Mole zurück.
    An einem anderen Tage kam das Paketboot an. Es hatte ein frischer Wind geweht, und Becky fand immer besonderen Spaß daran, die drolligen leidenden Gesichter der Leute zu beobachten, wenn sie das Schiff verließen. Zufälligerweise war an diesem Tage Lady Slingstone an Bord. Der Dame war es in ihrem Wagen sehr schlecht ergangen, sie war sehr erschöpft und kaum imstande, auf dem Schiffssteg zum Land hinüberzugehen. Aber in dem Augenblick, als sie Becky unter einem rosa Hut schalkhaft hervorlächeln sah, kehrte all ihre Energie zurück; sie warf ihr einen verächtlichen Blick zu, der jede andere Frau vernichtet hätte, und ging ohne alle Unterstützung in das Zollhaus. Rebekka lachte nur, ich glaube aber nicht, daß es ihr sehr wohl dabei war. Sie fühlte, daß sie allein, mutterseelenallein war, und die in der Ferne leuchtenden Klippen Englands waren für sie unüberwindlich.
    Auch das Benehmen der

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