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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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Pferde waren angespannt, das Gepäck festgeschnallt. Francis kam mit dem Degen seines Herrn und dem zusammengebundenen Stock und Schirm und steckte sie in das Flaschenfutter und mit seinem Schreibpult und der alten zinnernen Dreispitzschachtel, die er unter den Sitz stellte. Francis brachte auch den mit rotem Wollstoff gefütterten, fleckigen blauen Mantel heraus, der den Besitzer seit fünfzehn Jahren stets umhüllt und »so manchen Sturm erlebt« hatte, wie es in einem bekannten Lied jener Tage heißt. Er war vor der Schlacht bei Waterloo neu gewesen und hatte ihn und George in der Nacht nach Quatre-Bras zugedeckt.
    Der alte Burcke, der Hauswirt, kam heraus, dann Francis mit mehr Gepäck – dem letzten –, dann Major William selbst. Burcke wollte ihn küssen. Alle Leute, mit denen der Major zu tun hatte, vergötterten ihn, und er konnte sich nur schwer diesen Liebesbeweisen entziehen.
    »Beim Zeus, ich will gehen!« schrie George.
    »Bring ihm das«, sagte Becky teilnahmsvoll und gab dem Knaben einen Zettel in die Hand. Binnen einer Minute war er die Treppe hinabgestürzt und über die Straße geeilt. Der gelbe Postillion knallte leise mit der Peitsche.
    William war von den Umarmungen seines Wirtes losgekommen und in den Wagen gestiegen. George sprang nach und schlang die Arme um den Hals des Majors (das konnten sie vom Fenster aus beobachten) und stelle ihm Fragen über Fragen. Dann faßte er in die Westentasche und gab ihm das Billett. William griff begierig danach und öffnete es zitternd. Aber sofort veränderte sich sein Gesichtsausdruck, er zerriß das Papier und ließ es aus dem Wagen flattern. Er küßte Georgy auf das Haar, und der Knabe stieg mit Francis' Hilfe aus, beide Fäuste vor die Augen gepreßt. Zögernd hielt er sich noch mit einer Hand am Schlag fest.
    »Fort, Schwager!« Der gelbe Postillion knallte ungestüm mit der Peitsche, Francis sprang auf den Bock, die Schimmel zogen an, und Dobbin ließ den Kopf auf die Brust sinken. Er blickte nicht auf, als sie unter Amelias Fenster vorbeikamen, und Georgy, allein auf der Straße zurückgeblieben, brach vor der versammelten Menge in Tränen aus.
    Emmys Zofe hörte ihn in der Nacht erneut Schluchzen und brachte ihm eingemachte Aprikosen, um ihn zu trösten. Sie vermischte ihre Klagen mit seinen. Alle armen, alle niedrigen, alle ehrlichen Leute, alle guten Menschen, die ihn kannten, liebten den freundlichen, schlichten Herrn.
    Und Emmy? Hatte sie nicht ihre Pflicht getan? Sie konnte sich ja mit ihrem Bild von George trösten.

67. Kapitel

Enthält Geburten, Hochzeiten und Todesfälle
    Wie auch Beckys geheime Pläne sein mochten, mit denen sie Dobbins treuer Liebe zum Erfolg verhelfen wollte, so glaubte die kleine Frau doch, daß sie das Geheimnis noch für sich behalten könnte. Da ihr das eigene Wohlergehen über alles ging, hatte sie noch eine ganze Menge zu bedenken, was sie selbst betraf und ihr weit wichtiger schien als Major Dobbins irdisches Glück ...
    Sie fand sich plötzlich und unerwartet in einer bequemen, hübschen Wohnung, umgeben von Freunden, Güte und gutmütigen, einfachen Menschen, wie sie sie seit langem nicht getroffen hatte. Wenn sie auch aus Zwang und Neigung eine Wanderin war, so gab es doch Augenblicke, wo sie sich nach Ruhe sehnte. Auch der stärkste Araber, der je auf dem Rücken eines Dromedars die Wüste durchquerte, ruht zuweilen gern unter den Dattelpalmen am Wasser aus oder sucht gern Städte auf und wandert in den Basaren umher, erfrischt sich im Bade und sagt sein Gebet in der Moschee, ehe er wieder auf Raubzüge ausgeht. Josephs Zelte und Pilau gefielen der kleinen Ausgestoßenen. Sie band ihr Roß an, hängte ihre Waffen auf und wärmte sich an seinem Feuer. Der Halt in ihrem rastlosen Vagabundenleben war ihr unaussprechlich beruhigend und angenehm.
    So mit sich selbst zufrieden, tat sie ihr möglichstes, auch alle anderen zufriedenzustellen. Wir wissen ja, daß sie in der Kunst des Freudespendens geschickt und erfolgreich war. Ein gut Teil des Wohlwollens von Joseph hatte sie schon während der kurzen Unterredung in der Dachkammer des »Elefanten« zurückzuerobern gewußt. Im Laufe einer Woche war der Zivilist ihr ergebener Sklave und rasender Bewunderer geworden. Er schlief nach dem Essen nicht mehr wie sonst in der weit weniger lebhaften Gesellschaft Amelias. Er fuhr im offenen Wagen mit Becky aus. Ihr zu Ehren lud er zu kleinen Gesellschaften ein und gab Feste. Tapeworm, der Gesandtschaftssekretär, der sie so

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