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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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Amelia, hätte nie ihre Liebe verpfändet und ihr Herz offenbart und verschenkt, ohne etwas anderes dafür zu erhalten als ein unsicheres Versprechen, das in einem Augenblick gebrochen und wertlos war. Eine lange Verlobung ist eine Gemeinschaft, bei der ein Partner nach eigenem Willen sein Wort halten oder brechen kann, in der aber das ganze Kapital des anderen steckt.
    Seid daher vorsichtig, ihr jungen Damen! Seid wachsam, wie ihr euch bindet! Hütet euch, aufrichtig zu lieben, verratet nie alle eure Gefühle oder (noch besser) fühlt sehr wenig! Beachtet die Folgen der vorschnellen Ehrlichkeit und des Vertrauens! Mißtraut euch selbst und allen anderen! Verheiratet euch am besten wie in Frankreich, wo Advokaten Brautjungfern und Vertraute sind. Auf jeden Fall hütet euch vor Gefühlen, die euch unbequem werden können, und vor Versprechungen, die ihr nicht ständig in der Gewalt habt und zurückziehen könnt. Das ist der Weg, auf dem Jahrmarkt der Eitelkeit sein Glück zu machen, sich Achtung zu verschaffen und einen tugendhaften Charakter zu erhalten.
    Hätte Amelia diese Kommentare hören können, die die Kreise, aus denen der Ruin ihres Vaters sie gerade vertrieben hatte, über sie machten, so hätte sie erfahren, welche Verbrechen sie begangen hatte und wie sehr ihr guter Ruf gefährdet war. Von solch einer verbrecherischen Unklugheit hatte Mrs. Smith noch nie gehört, solche abscheulichen Vertraulichkeiten hatte Mrs. Brown stets verdammt, und das Ende sollte nun ihren Töchtern als warnendes Beispiel dienen. »Hauptmann Osborne kann natürlich die Tochter eines Bankrotteurs nicht heiraten«, sagten die beiden Miss Dobbin. »Es ist schon genug, von dem Vater beschwindelt zu werden. Und die kleine Amelia hat in ihrer Torheit alles überschritten, was ...«
    »Alles, was?« brüllte Hauptmann Dobbin. »Waren sie nicht schon von Kindheit an miteinander verlobt? War es nicht so gut wie eine Ehe? Wagt jemand, auch nur ein Wort gegen das lieblichste, reinste, zärtlichste, engelhafteste aller Mädchen zu sagen?«
    »Ach Gott, William, sei doch nicht zu rabiat gegen uns. Wir sind doch keine Männer. Wir können uns nicht mit dir schlagen«, sagte Miss Jane. »Wir haben doch nichts gegen Miss Sedley gesagt, bloß daß sie sich eben sehr unvorsichtig benommen hat, um es mal ganz harmlos auszudrücken, und daß ihre Eltern Leute sind, die ihr Unglück verdient haben.«
    »Willst du ihr nicht lieber selbst einen Heiratsantrag machen, wo sie doch jetzt frei ist, William?« fragte Miss Ann sarkastisch. »Das wäre doch eine angemessene Familienverbindung. Haha!«
    »Ich sie heiraten!« sagte Dobbin schnell, wobei er tief errötete. »Wenn ihr, meine jungen Damen, so schnell dabei seid, eure Meinung andauernd zu ändern, glaubt ihr dann, daß sie es auch ist? Lacht und spottet nur über diesen Engel! Sie kann es ja nicht hören, und sie ist elend und unglücklich und verdient, daß man sie auslacht. Mach nur weiter mit deinem Ulk, Ann. Du bist der Witzbold der Familie, und die anderen hören es gern.«
    »Ich muß dir abermals sagen, daß wir hier nicht in der Kaserne sind, William«, bemerkte Miss Ann.
    »In der Kaserne, beim Zeus – ich wollte, es würde einer in der Kaserne so reden wie ihr«, brüllte der aufgestörte britische Löwe. »Soll mir bloß einer auch nur ein Wort gegen sie flüstern, beim Zeus. Aber Männer reden nicht so wie du, Ann, nur Weiber stecken die Köpfe zusammen und zischeln und kreischen und schnattern. Ach, macht, daß ihr wegkommt, und fangt nicht an zu heulen. Ich habe doch bloß gesagt, daß ihr ein paar Gänse seid«, sagte Will Dobbin, als er bemerkte, daß Miss Anns gerötete Augen wie üblich feucht wurden. »Ja doch, von mir aus, seid ihr eben keine Gänse, sondern Schwäne – alles, was ihr wollt. Nur laßt bitte, bitte Miss Sedley aus dem Spiel!«
    Hatte man schon so etwas wie die Vernarrtheit Williams in das einfältige, kokettierende, himmelnde kleine Ding erlebt? fragten sich die Schwestern und die Mama, und sie zitterten vor Angst, daß Amelia, da die Verlobung mit Osborne ja nun gelöst war, ihren anderen Anbeter und Hauptmann erhören würde. Bei diesen Befürchtungen urteilten die würdigen jungen Damen ohne Zweifel aus eigener Erfahrung oder, richtiger gesprochen (da sie bisher noch keine Gelegenheit zum Heiraten oder Sitzenlassen gehabt hatten), nach ihren eigenen Ansichten über Recht und Unrecht.
    »Man muß dem Himmel danken, Mama, daß das Regiment ins Ausland versetzt

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