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Jahrmarkt der Unsterblichkeit

Jahrmarkt der Unsterblichkeit

Titel: Jahrmarkt der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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geschehen? Als sie herkam, konnte sie es nicht erwarten, zum verheißenen Land aufzubrechen. Und jetzt mußten wir sie fast aus Ain Tabigha entführen, als dieser junge Bursche auftauchte. Was hat ihr dieser Dr. Levi nur eingeredet? Was meinst du, was er für ein Spiel treibt?»
    «Und wenn er gar kein Spiel treibt?»
    Sears machte eine Bewegung hinter dem Lenkrad, um Clary besser ansehen zu können. «Liebes Kind, du bist naiv! Da fällt in Israel eine Milliardendollarerbin vom Himmel, dieser glatte Schwätzer taucht aus dem Nichts auf, drängt sich an sie heran — und das soll kein abgekartetes Spiel sein? Selbst wenn es sich herausstellen sollte, daß er sie nur überreden will, ihr Geld dem Staat zu geben, damit der ein paar Kanonen davon bauen kann, ist es doch ein Spiel — oder etwa nicht? Nun mußt du aber aufwachen, Clary! Und all das Gerede von dem verlorenen Stamm, der eifersüchtigen Priesterschaft und das sorgsam behütete Geheimnis von diesem Dingsda...»
    Clary sah ihn halb belustigt, halb spöttisch an: «Eifersüchtig?» fragte sie.
    Sears warf plötzlich den Kopf zurück und lachte ohne die geringste Spur von Bosheit oder Zynismus. Er amüsierte sich aufrichtig.
    «Na schön», sagte er, «aber komisch ist es doch, stimmt’s?»
    Nun fragte Clary: «Und wenn es doch wahr wäre?»
    «Das», erwiderte Sears, «wäre noch der allergrößte Witz. Dann zöge Levi zwar vielleicht mit dem Löwenanteil ab, aber Onkel Sears kriegte auch sein Geld.»
    Clary fragte neugierig: «Was hast du eigentlich mit Hannah vereinbart — wenn es dir nichts ausmacht, daß ich danach frage.»
    Sears antwortete unbekümmert: «Aber nein, ganz und gar nicht. Sauberes Spiel oder keine Zahlung. Die Kosten für die Forschung, alles andere bei Lieferung. Aber von diesen Kosten kann ich ganz gut leben, vielen Dank für die Nachfrage.»
    «Aber wenn du liefern könntest...»
    Der zynische Zug erschien wieder um seinen Mund. «Wenn du gern von Träumen sprichst, Baby... Sie hat sich geschützt, aber ich mich auch. Sagen wir mal, wir fänden es und sie nähm’s ein. Die Ärzte untersuchen sie. Dann erhalte ich fünf Jahre lang zunächst gar nichts. Das geschieht, damit ich ehrlich bleibe. Und nach diesen fünf Jahren — wenn sie dann noch lebt — untersuchen die Ärzte sie wieder. Zeigt das Ergebnis etwa das gleiche wie bei der ersten Untersuchung, erhalte ich eine Million Dollar. Und für jedes weitere Jahr erhalte ich abermals eine Million, solange sie lebt — oder ich.»
    Clary seufzte: «Wie gemein und böse!»
    «Hm, mag sein, daß ich das bin», gab Sears zu.
    Clary sagte ruhig: «Ich dachte nicht an dich. Ich meinte Hannah.»
    Sears sah sie überrascht an. «Ach nein! Ist das wirklich dein Ernst? Na ja, Geld macht die Leute eben böse, da gibt’s keine Ausnahme. Aber ich wäre froh, wenn ich auch auf diese Art böse sein könnte — ich würde es geradezu genießen.»
    Clary nickte zustimmend. «Ja, ich weiß. Bis man etwas trifft, was man nicht mit Geld kaufen kann. Joe, du hast mich einmal nach Hannah gefragt. Damals in der Nacht in Nazareth, als ich sie weinend fand.»
    «Na und? Frauen weinen eben.»
    «Hannah nicht. Solange ich sie kenne, hat sie niemals eine Träne vergossen.»
    «Und was meinst du, was mit ihr geschehen war?»
    Clary erwiderte mit einer Frage: «Hast du gar nichts erlebt, Joe, seit du hier bist, überhaupt nichts?»
    «Was zum Beispiel?»
    Sie war ernst und verwirrt. «Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll... bisweilen ein Traurigsein oder ein Würgen in der Kehle oder eine Art Sehnsucht, aber vor allem ein Gefühl der Nähe...»
    «Was für eine Nähe?»
    Diesmal antwortete Clary nicht.
    «Nein», erwiderte Sears.
    Darauf fuhren sie eine lange Zeit schweigend, vom Hulehsee in ein fruchtbares Hügelland hinauf, das mit blühenden Bauernhöfen und Dörfern bedeckt war. Die weiße Spitze des Hermon war gerade noch über den Gipfeln der syrischen Vorgebirge in der Ferne zu sehen.
    Schließlich sprach Sears, und seine Worte klangen, als ob sie aus einer Litanei stammten.
    «Ich habe ganz und gar nichts für diese Sache übrig. Mir gefällt nicht, wohin wir fahren, wie wir fahren und mit wem wir fahren. Nichts davon gefällt mir, gar nichts.»
    Clary fragte: «Worüber machst du dir Sorgen, Joe?»
    Sears wies mit dem Kopf auf die beiden Kisten, die hinten im Jeep lagen. Avery hatte sie dort hineingestellt, kurz bevor sie Metulla verließen. «Weißt du, was in den Kisten da hinten ist?» Und als

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