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Jahrmarkt der Unsterblichkeit

Jahrmarkt der Unsterblichkeit

Titel: Jahrmarkt der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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heilendes Gefühl der Erleichterung mit sich, doch eine Unterbrechung des Gefechts enthält alle Grausamkeit des Ungewissen und der Spannung, ohne daß man etwas tun könnte, um darüber hinwegzukommen.
    Die beiden Führer Ed Avery und Schlomo machten sich große Sorgen, und selbst der kampfeslüsterne Ben-Isaak fühlte sich unbehaglich.
    Ed sagte: «Sie haben sich eine blutige Nase geholt, aber das reicht nicht, um sie zu veranlassen, sich zurückzuziehen. Wir wissen nicht, was noch kommt.»
    Sears fragte: «Was sind das für Leute? Worauf sind sie aus?»
    Schlomo erwiderte: «Banditen. Sie wollen Waffen haben und können keine Überlebenden brauchen. Gelichter von überall.» Er wies mit dem Kopf auf den Toten. «Dieser Junge ist ein Araber aus der Stadt.»
    Sears spürte, wie der Mut ihn verließ. Er sagte: «Und was gibt’s nun? Werden sie noch einmal kommen?»
    Die Palmach-Männer schleppten Steine heran und erweiterten den Wall neben dem großen Felsblock, um den Frauen besseren Schutz zu schaffen. Ben-Isaak sah sich mit den Augen des erfahrenen Soldaten das Gelände an und legte die Stellungen für die Männer fest.
    Ed Avery erwiderte: «Wahrscheinlich.»
    «Auf die gleiche Weise?»
    Der Amerikaner schüttelte den Kopf. «Nein; wenn’s das erste Mal nicht geklappt hat, werden sie etwas anderes versuchen. Wir müssen ihnen schon erheblichen Schaden zufügen, damit sie den Mut verlieren und sich ganz zurückziehen.»
    Joe Sears schrie auf: «Deckung!» Er war zu weit von Clary entfernt, um ihr zu helfen, doch er konnte Hannah packen und sich mit ihr zu Boden werfen; er lag halb über ihr, als ein krachendes Brüllen die Schlucht erfüllte und am nahen Hang, kaum dreißig Meter von ihnen entfernt, ein schwarzer Geyser von Schmutz, Rauch und fliegenden Steinen hochging.
    Gleichzeitig schrien zwei der Palmach-Männer auf. Der eine war in die Knie gegangen, der andere hatte den Karabiner fallen lassen und faßte, einen Ausdruck der Bestürzung auf dem Gesicht, mit der Hand nach dem Nacken.
    Sears schrie: «Granatwerfer! Sie haben einen Granatwerfer!» Aus dem Augenwinkel hatte er gesehen, wie die schwarze Granate langsam in die Schlucht niedergetaumelt kam, kurz bevor sie explodierte. Er war zu erschrocken zum Fluchen. Er wußte, daß sie nur noch ein paar Minuten vom Tod trennten. Feuer von Gewehren und Maschinenpistolen knatterte los, diesmal von den Höhen zu beiden Seiten der Schlucht über ihnen. Irgendwo hatten die Banditen einen Granatwerfer und Munition gestohlen. Sie brauchten mit ihren Karabinern und Maschinengewehren nur die in die Falle gegangene Gruppe zusammenzuhalten, dann mußten die hochexplosiven Granaten sie auslöschen.
    Avery und Schlomo schrien: «Deckung!» und zogen ihre Männer an beiden Seiten der Schlucht auseinander. Als Sears sich nach Clary umsah, stellte er fest, daß sie sich außerhalb des Steinwalls bei den beiden verwundeten Palmach-Männern befand. Dem einen hatte ein Stein die Kniescheibe verletzt, der andere hatte im Nacken eine Wunde von einem Granatsplitter.
    Es hatte keinen Zweck, sie anzuschreien oder sie herüberzuholen, da der Tod für sie alle nur noch eine Frage von wenigen Augenblicken sein konnte.
    Eine zweite Granate explodierte am andern Hang der Schlucht, etwas höher, wo sie zwar keinen Schaden anrichtete, aber an den Nerven der Verteidiger riß. Die Araber hatten einen Schuß zu kurz und einen zu weit gefeuert. Wenn sie die Richtung gefunden hatten, war alles vorüber.
    Er verließ die Deckung und half Clary, die beiden Männer in den zweifelhaften Schutz ihres Steinwalles zu bringen. Sie war blaß und halb betäubt und zitterte am ganzen Leib, als sie den hinkenden Burschen stützte. Zum erstenmal war es ihr aufgegangen, daß der Kampf den Tod bringen mußte. Sears hatte erlebt, wie es frischen Truppen bei der gleichen Erkenntnis übel wurde und sie die Waffen wegwarfen. Das Mädchen dagegen behielt seine Beherrschung und kümmerte sich um die Verwundeten.
    Sears sagte zu sich selber: Wer hätte das gedacht! Die kleine Miss Treibhausorchidee! Und plötzlich empfand er einen tiefen Schmerz darüber, daß sie sterben sollte, ehe er ihr sagen konnte, was er fühlte.
    Hannah setzte sich auf und lehnte den Rücken gegen den Felsblock; ihr Gesicht wirkte aufs tiefste bestürzt. Selbst Dr. Levi war von dem Granatwerferfeuer erschüttert. Er stillte das Blut aus der Halswunde des zweiten Burschen und verband ihn, als die dritte Granate mitten in die Schlucht traf —

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