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Jahrmarkt der Unsterblichkeit

Jahrmarkt der Unsterblichkeit

Titel: Jahrmarkt der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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«Ja, Joe, Sie waren der Gimpel.»
    «Aber nun nicht mehr. Jetzt habe ich das Zeug im Leibe, das mich zum König der Welt macht. In meinem Blut brennt die Frucht vom Baum des Lebens. Ich bin der einzige, der feststellen kann, was morgen in hundert Jahren passieren wird.»
    Er blinzelte und schüttelte den Kopf; als er wieder zu sprechen begann, war seine Stimme sehr leise und von Entsetzen erfüllt.
    «Nur daß ich jetzt bis in alle Ewigkeit mit Joe Sears leben und dem verdammten Hund morgens, mittags und abends ins Auge sehen muß. Und davor habe ich Angst. O Jesus, was ich für eine Angst habe!» Er schlug die Hände vors Gesicht und zitterte.
    Clary legte die Arme um seine Schultern und sagte: «Joe, Joe — armer Joe...!»
    Sears schüttelte sie ab. «In Ordnung! Seht mich an und lacht! Joe Sears ist vor Angst versteinert. Das ist der größte Witz. Darüber muß ich selber lachen. Lachen wir alle mal!» Er kicherte gräßlich, dann flehte er: «Um Gottes willen, geht weg und laßt mich allein! Es ist zu spät.»
    Clary faßte die zerschundene Hand, die er sich auf seiner panischen Flucht in die Dunkelheit dieser Höhle zerschlagen haben mußte, als er versuchte, vor seiner Selbsterkenntnis zu fliehen und sich wie ein verwundetes Tier vor aller Augen zu verbergen. «Joe! Es lacht ja keiner. Willst du uns nicht anhören?» In ihrer Angst und Not wandte sie sich an Dr. Levi: «Können Sie ihm nicht helfen? Verstehen Sie vielleicht, was ihm zugestoßen ist? Können Sie denn gar nichts tun?»
    Dr. Levi trat näher an den neben Clary knienden Sears heran und blickte eine Weile auf das Paar herab, einen halb heiteren, halb mitfühlenden Ausdruck auf dem Gesicht.
    «Ja», erwiderte er, «vielleicht kann ich etwas tun.»
    Er hockte sich auf den Fersen in den Schmutz des Höhlenbodens, die Lampe so vor sich, daß ihr Licht nicht unmittelbar auf die Gestalt des unglücklichen Mannes fiel, und sagte ruhig, doch mit der Autorität, die nötig war, um das von panischer Angst getrübte Gehirn zu erreichen: «Nun hören Sie mir mal zu, Joe. Wir wollen am Anfang beginnen. Wie haben Sie den Tiegel mit der Substanz, die man Frucht vom Baum des Lebens nennt und die Hannah vorgestern von Barzillai erhielt und unberührt vom Berg Hermon zurückbrachte, bekommen?»
    «Clary gab ihn mir; ich sollte ihn Barzillai zurückgeben und ausrichten, Hannah brauche ihn nicht mehr. So erfuhr ich, daß ich ruiniert war.»
    «Und dann haben Sie ihn gestohlen?»
    «Ich habe ihn behalten. Was machte es denen denn aus? Sie hatten ihn Hannah geschenkt. Sie waren fertig damit. Hannah wollte ihn nicht. Es war also herrenloses Gut. War das Stehlen?»
    Dr. Levi überlegte. Dann sagte er: «Das ist kein schlechtes Argument. Technisch war es wohl kein Diebstahl. Sie haben recht. Und ganz besonders, weil noch eine dritte Partei daran beteiligt war, die den Tiegel ebenfalls zurückwies.»
    Sears nahm die Hände vom Gesicht und starrte Dr. Levi an. Seine Augen vermochten jetzt schon besser zu sehen. Er fragte: «Wer war das?»
    «Clary.»
    Sears wiederholte: «Clary», und richtete den Blick auf das neben ihm kniende Mädchen.
    Dr. Levi sagte: «Ja, Clary. Als Hannah gestern morgen zurückkam und entschlossen war, die Substanz nicht zu berühren, bot sie sie Clary an. Clary fühlte sich versucht. Welche Frau, die glaubt, die Gelegenheit zu haben, dem Alterungsprozeß zu entgehen, wäre nicht versucht gewesen? Doch sie widerstand der Verlockung.»
    Sears schüttelte abermals den Kopf in dem Bemühen, klar zu sehen. «Clary hätte das Zeug haben können und verzichtete darauf?» fragte er ungläubig. «Weshalb?»
    «Weil sie den Gedanken nicht ertragen konnte», erwiderte Dr. Levi, «in einer Welt zu leben, in der es, wenn Ihre Lebensspanne zu Ende ging, den Mann nicht mehr gab, den sie liebte.»
    Sears drehte den Kopf und starrte Clary lange und intensiv an, dann wandte er sich wieder Dr. Levi zu. «Sind Sie verrückt?» fragte er. «Sie kann mich nicht ausstehen.»
    Clary schwieg. Nach einer Weile redete Dr. Levi Sears wieder an. «Es war also tatsächlich, wie Sie sagten, herrenloses Gut. Und dann entschlossen Sie sich, es selbst einzunehmen. Weshalb?»
    Sears erwiderte: «Das habe ich Ihnen doch schon gesagt.»
    «Sonst hatten Sie keinen Grund?»
    «Was war mir denn geblieben. Ich sah Clarys Gesicht vor mir, als sie glaubte, Ben-Isaak hätte es damals am Hang der Schlucht erwischt...»
    Dr. Levi sagte: «Welch ein seltsamer Entschluß für einen enttäuschten

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