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Jahrmarkt der Unsterblichkeit

Jahrmarkt der Unsterblichkeit

Titel: Jahrmarkt der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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knipste ihre Lampe an. «Wir haben es ja alle geglaubt, du, Hannah, ich selber. Das meinte Doktor Levi wohl auch, als er sagte, man müsse sich mit dem Lächerlichen abfinden. Wir sind alle erwachsen. Wir hätten es besser wissen müssen. Wir alle außer der armen Hannah, die besessen war. Doch als es um die Entscheidung ging, vermochte gerade sie das zurückzuweisen, was sie am meisten zu begehren glaubte.»
    Sears fragte: «Und Ben-Isaak? Was ist mit ihm?»
    «Was soll mit ihm sein, Joe?»
    «Ich dachte, du und er, ihr wäret euch einig — ich dachte, du liebtest ihn.»
    Sie sagte: «Ich bin doch hier bei dir — nicht wahr?»
    Sears nickte, als sei ihm immer noch nicht klargeworden, was sie sagte. Er taumelte und stöhnte: «O Gott, ist mir übel. Hilf mir, Veilchenauge, wenn’s dir ernst ist. In mir ist alles durcheinander. Was hat mir der Doktor gesagt? Sag’s mir, Kind, ich muß es noch einmal hören.»
    Clary wiederholte, was Dr. Levi gesagt hatte.
    Sears fragte: «Wie kann ich wissen, ob ich an Gott glaube?»
    Clary sah ihn an und wußte zunächst nicht, was sie erwidern sollte. Schließlich sagte sie: «Ich weiß es nicht.» Dann setzte sie hinzu: «Vielleicht kommen wir am Ende doch alle dahin, weil Gott, wie Doktor Levi sagt, niemals lächerlich ist und wir es so oft sind.» Und dann fuhr sie hilflos fort: «Ich weiß es nicht, Joe. Aber ich glaube, was Doktor Levi gesagt hat. Dir wird nichts Böses geschehen. Und du hast Gott ja auch gebeten, dir zu helfen.»
    Er schwankte wieder und übergab sich. «Mir ist übel», wiederholte er, «übel durch und durch.»
    Sie legte den Arm um ihn, stützte ihn und hielt ihm den schweißnassen Kopf. Als es vorüber war, stand er taumelnd auf, keuchte und hielt sich an der Wand der Höhle fest.
    «Wie kommen wir nun hier raus?» fragte er. «Ich wußte nicht, wohin ich ging, als ich hereinkam. Ich wollte nur weg und mich verstecken.»
    Clary suchte im Schein ihrer Lampe den Bindfaden und nahm die Rolle auf, die am Eingang zu dieser Kammer lag. Sie sagte: «Doktor Levi hat uns etwas zurückgelassen, was uns zum Licht zurückführen wird.»
    Sears betrachtete den Bindfaden nachdenklich und nickte. «Das ist gut», sagte er, «dann wollen wir gehen. Führ du mich, Clary.»

32

    Bleibe bei uns; denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt.
    lukas 24, 29

    Von den steinigen Hängen und dem Schnee kamen sie hinab in den Frühling der Ebene, und die kleine Gruppe marschierte durch das Grün wilder Ölbäume, Kiefern und junger Ilexpflanzen, die zu blühen begannen, durch den goldenen und scharlachroten Regen blühenden Ginsters, durch Wiesen, die in rotem Mohn und purpurnen Disteln prangten, durch Bachbetten, mit rosa und weißem Oleander gefüllt.
    Bisweilen blieb Ben-Isaak, wenn das Gelände schroff und das Gehen schwierig wurde, von der Vorhut zurück, die noch immer die Reisenden bewachte, nahm Hannah in die Arme und trug sie.
    Zuerst wollte sie sich weigern, doch er schwor, sie wiege überhaupt nichts; dann legte sie den Kopf auf seine Schulter, während er sie durch eine duftende Lichtung trug, und träumte, er sei ihr Sohn.
    Er bestärkte sie in diesem Traum, denn er verwöhnte und hegte sie, scherzte mit ihr und zeigte die ganze stolze Besitzerfreude eines zum Mann gewordenen Knaben, der weiß, daß er die Mutter, die ihn liebt, um den Finger wickeln kann.
    Jedesmal, wenn er sie so trug, bettelte er, sie solle in Israel bleiben.
    «Bleib immer bei uns, Im-ma», bat er, «und wenn ich abends vom Feld zurückkomme, bin ich bei dir und nehme dich so wie jetzt in die Arme und singe dir von unserm schönen Land vor und davon, wie teuer du mir bist: »
    Hannah lächelte. «Das sprachst du auch beim erstenmal, als du zu mir nach San Francisco kamst. Wie lange her das scheint...»
    «Es ist unser größtes Liebeslied. Und ich habe dich von dem Augenblick an geliebt, als ich dich sah.»
    «Wie schamlos du lügst! Mir schien, als hättest du für niemand sonst Augen als für Clary. Liebst du sie nicht, Ben-Isaak?»
    Er lachte. «Natürlich liebe ich sie. Aber das ist etwas anderes. Ich werde Clary heiraten, mich seßhaft machen und den Boden bestellen wie Onkel Nathanael.

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