Jake Djones - In der Arena des Todes: Roman (German Edition)
verstanden hatte. Dann hielt sie mit einem sarkastischen Lächeln die Kette hoch. »Aber wie du siehst, habe ich einen Weg gefunden, die Dinger loszuwerden, wenn es sein muss.«
Jake erwiderte nichts. Er wollte es nicht zugeben, aber irgendwie machte ihm die Topaz Angst, die da vor ihm stand. Sie hatte sich verändert, die Warmherzigkeit der Begrüßung auf der Brücke hin oder her. Topaz war viel härter geworden seit ihrer ersten Begegnung in London. Ihr Gesicht sah entschlossener aus, ja, sie wirkte gerissener. Jake konnte nicht anders, als sich heimlich zu fragen, ob sie nicht versuchte, das Vertrauen ihrer Mutter zurückzugewinnen, weil das Blut der Zeldts auch in ihr die dunkle Seite geweckt hatte.
»Zurück zum Ausgangspunkt«, unterbrach Topaz seine Gedanken. »Bis jetzt konnte ich nur so viel über Agatas Pläne herausfinden: Der erste Schlag wird morgen stattfinden.« Sie zögerte einen Moment, und ihre Miene verfinsterte sich. »Den Auftakt soll ein caedes publica, ein Mord in aller Öffentlichkeit bilden.«
»Ein Mord in aller Öffentlichkeit?«, wiederholte Jake. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken.
»Ich weiß nicht, wer das Opfer sein wird, genauso wenig wie ich mir vorstellen kann, wie ein einziger Mord das Ende der Ordnung einläuten soll, aber ich habe dieses caedes publica so oft gehört – es muss irgendetwas damit zu tun haben.«
Jake nickte ernst.
»Ihr müsst mehr darüber herausfinden, und hier sind eure Instruktionen: In Agatas Villa befindet sich ein geheimer Kontrollraum. Ich brauche wohl nicht eigens zu betonen, dass er schwer bewacht wird und es praktisch unmöglich ist, unautorisiert hineinzugelangen. Ich habe es zweimal versucht, und beide Male hätte ich mir dabei um ein Haar den Hals gebrochen. Es ist allein einfach nicht zu schaffen. Aber heute Abend veranstaltet sie einen Maskenball, und ihr werdet alle hingehen. Verkleidet euch gut, vor allem du, Lucius. Agata würde dich zwar nicht erkennen – sie nimmt ihre Soldaten nur als gesichtslose Befehlsempfänger wahr –, aber es könnte sein, dass sie zur Verstärkung weitere Hydra aus Vulcano kommen lässt.« Topaz zog drei Pergamentbogen unter ihrem Harnisch hervor. Sie deutete auf den ersten. »Das sind die Namen, unter denen ihr euch anmelden müsst. Sie stehen zwar nicht auf der Gästeliste, aber sie sind absolut glaubwürdig. Niemand wird irgendwelche Fragen stellen.«
Auf der nächsten Rolle befand sich eine grob mit der Hand skizzierte Karte. »Das hier ist die Villa, sie liegt an der Südwestflanke des Palatin. Und das« – Topaz gab Jake die dritte Rolle – »ist der Grundriss der Villa. Das Fest findet im Stadion im Herzen des Komplexes statt. Agatas Kontrollraum befindet sich unter dieser Kuppel hier. Der Zugang von außen ist nur über die Dächer möglich.«
Jake und Lucius wechselten einen kurzen Blick.
»Es wird ein großes Festbankett geben, danach folgen die ludi sanguini , die Blutspiele, wie meine Mutter es nennt. Ich kann euch nicht sagen, wann der geeignete Moment da sein wird, aber wenn die Gelegenheit günstig ist, geht zu der verborgenen Tür hinter der Saturnstatue am Nordende der Arena. Dort werdet ihr das hier brauchen.« Topaz gab Jake einen kleinen bronzenen Schlüssel. »Hinter der Tür führt eine Treppe hinauf zur Dachterrasse. Von dort könnt ihr über die Dächer der anderen Gebäude bis zur Kuppel des Kontrollraums klettern. In der Mitte befindet sich ein offenes Oberlicht, durch das ihr hineinkönnt. Zum Springen ist es zu hoch, deshalb müsst ihr alle zusammen gehen. Ihr werdet euch gegenseitig abseilen müssen.«
»Wonach suchen wir?«, fragte Lucius. Die Art des Einsatzes war absolut neu für ihn.
»Was immer ihr findet. Ich tappe noch vollkommen im Dunkeln. Als Erstes müssen wir etwas über diesen geplanten öffentlichen Mord in Erfahrung bringen und darüber, weshalb Agata alles darangesetzt hat, diesen Schauspieler aus Herculaneum – Austerio heißt er, glaube ich – nach Rom zu locken. Vielleicht hat es etwas mit dem Mord zu tun.«
»Ich habe einmal ein Buch gelesen«, warf Jake ein, »in dem Spione einen Schauspieler engagierten, um den Inhalt von Geheimdokumenten auswendig zu lernen. Damit sie sie nicht stehlen mussten, meine ich. Vielleicht braucht Agata ihn zu einem ähnlichen Zweck.«
»Möglich«, erwiderte Topaz. »Ich habe ihn nur kurz von der Kutsche aus gesehen, als Agata ihn in Herculaneum abgeholt hat. Nachdem wir in Rom angekommen waren, wurde
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