Jake Djones - In der Arena des Todes: Roman (German Edition)
er sofort in einen anderen Teil der Villa gebracht. Seitdem habe ich ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen.« Topaz blickte mit gerunzelter Stirn zur Decke hinauf. Die Sonne stand jetzt merklich höher, Staub tanzte in den hellen Lichtkegeln, die durch die Fenster ins Innere drangen. »Der Morgen bricht an. Ich muss los«, sagte sie und wickelte die Kette wieder um ihr Handgelenk. »Nur eines noch: Ihr werdet euch heute Abend auf keinen Fall anmerken lassen, dass ihr mich kennt. Ihr dürft nicht mit mir sprechen, mich nicht einmal ansehen. Habt ihr das verstanden?«
Jake nickte, doch Lucius rührte sich nicht. »Wenn ich dich heute Abend nicht einmal ansehen«, sagte er mit einem verschmitzten Lächeln, »dann ich dich wenigstens jetzt küssen.«
Topaz schüttelte den Kopf, aber als Lucius sie in die Arme schloss, schmolz sie regelrecht dahin. Statt die Knutscherei mit anzusehen, studierte Jake lieber die nicht vorhandenen Bodenmosaiken. Schließlich riss er die beiden mit einem leicht gereizten Hüsteln aus ihrem Liebestaumel. »Eine letzte Frage noch: Wer kommt sonst noch zu dem Kostümball?«
Endlich ließen die beiden voneinander ab. Topaz brachte mit einem Räuspern ihre zerzausten Haare wieder in Ordnung. »Ich nenne sie die milliardaires affamés , die hungrigen Milliardäre«, antwortete sie. »Hochgestellte Persönlichkeiten aus dem ganzen Reich, Kaufleute, Advokaten, Generäle. Menschen, die eines gemeinsam haben neben ihrem sagenhaften Reichtum: den Hunger nach noch mehr Reichtum, egal, welche Mittel sie dafür einsetzen müssen. Es ist unfassbar. Agata lebt erst seit drei Jahren in Rom, aber in dieser Stadt voller Snobs hat sich niemand je gefragt, woher sie plötzlich kam und weshalb. Wie aus dem Nichts ist sie mit einer Wagenladung voll Gold aufgetaucht und hat alles darangesetzt, die große Villa neben dem Kaisersitz auf dem Palatin zu bekommen. Den alten römischen Adligen, der seit Jahrzehnten dort lebte, hat sie einfach mit einer astronomisch hohen Summe rausgekauft.«
»Und niemand wurde misstrauisch?«, fragte Jake.
»Nein, und das aus dem simplen Grund, dass sie die Reichste von allen ist. Reicher als der Teufel, wie die Leute hier sagen. Und grausamer«, fügte Topaz mit finsterem Blick hinzu. »Aber jetzt muss ich wirklich los.«
Als sie an den Kranken vorbei zurück zum Eingang gingen, begannen die Pflegerinnen gerade, Brot und Wasser an ihre Patienten zu verteilen. Unvermittelt blieb Topaz stehen. Sie nahm das goldene Kettchen von ihrem Hals und beugte sich hinunter zu dem einbeinigen Jungen, den Jake zuvor gesehen hatte. Sie flüsterte ihm etwas ins Ohr, legte die Kette in seine kraftlose Hand und schloss seine Finger darum. Dann verließen sie den Tempel, und Topaz verabschiedete sich eilig. »Denkt daran«, rief sie ihnen noch im Gehen zu, »ihr kennt mich nicht!« Dann setzte sie die Maske wieder auf und verschwand über den Pons Fabricius durch das Stadttor.
Eine halbe Stunde später tauchte Charlie am vereinbarten Treffpunkt auf, und Jake berichtete ihm kurz, was sie von Topaz erfahren hatten. Er erzählte von dem geplanten Mord und zeigte Charlie die drei Pergamentbogen.
»Ich kenne dieses Gebäude«, sagte Charlie nachdenklich, als er den Grundriss der Villa sah. »Ich habe es mir während meiner vorbereitenden Recherchen angesehen. Es ist das größte Privatanwesen der ganzen Stadt, hat sogar ein eigenes kleines Stadion. Am besten, wir gehen sofort zurück ins Büro. Es ist Zeit, unsere eigenen Pläne zu schmieden. Allerdings scheint der hiesige Stützpunkt schon länger nicht mehr benutzt worden zu sein«, fügte er ein wenig verlegen hinzu. »Allerlei Krabbelgetier hatte sich dort eingenistet. Als ich ging, war Nathan immer noch mit Saubermachen beschäftigt.«
Er führte sie durch schmale Gassen einige Häuserblocks entlang, dann bogen sie auf einen großen Platz ein. »Das Forum Romanum«, erklärte Charlie feierlich und deutete auf die beeindruckenden Bauten. »Zentrum des Reichs, Sitz der Regierung und der Gerichtsbarkeit.«
Jake und Lucius blickten sich staunend um. Manche der Gebäude waren flach und wirkten beinahe gedrungen, andere ragten majestätisch auf, aber alle waren sie aus dem für die Ewige Stadt typischen weißen Marmor. Die Menschen, die sich auf dem Forum Romanum tummelten, gehörten offensichtlich zur Oberschicht und trugen Togen, die im morgendlichen Sonnenlicht genauso weiß schimmerten wie der Marmor des Platzes.
»Und das da drüben ist der Palatin,
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