Jake Djones und die Huter der Zeit
ein weiterer Raum, ein Würfel mit Wänden aus dicken Glasscheiben, in dem mit einer Art Schutzanzügen bekleidete Arbeiter äuÃerst vorsichtig an einem geheimnisvollen Gegenstand herumhantierten.
Zeldt brachte die Gruppe zu einem Tisch und nahm das dicke Buch zur Hand, das darauf lag. »Dies ist eine Ausgabe des Buches, das ich gerade herstellen lasse. Ich habe es Das Buch des Lebens genannt; ein wahrlich amüsanter Titel, wie ich finde.« Er blätterte ein paar Seiten des druckfrischen, mit vielen Illustrationen versehenen Wälzers durch. »Es finden sich Kapitel über alle âºwissenschaftlichenâ¹ Disziplinen darin: Chemie, Astronomie, Physik und, das heimtückischste aller Ãbel, Mathematik. Dieses Buch hier ist ein umfassendes Kompendium des neu erwachenden Wissens. Doch es hat seinen Preis«, fügte er im Flüsterton hinzu, und bei den Worten umspielte ein eiskaltes Lächeln Minas Lippen. »Sobald der Wissbegierige es öffnet, erlebt er eine kleine Ãberraschung.«
Die Vorderseite des Einbandes war mit einem goldenen Schloss versehen, in dem ein Schlüssel steckte. Vorsichtig zog Zeldt mit den Fingerspitzen ein winziges Glasfläschchen aus dem SchlieÃmechanismus und hielt es ans Licht. Eine pechschwarze Flüssigkeit glänzte darin.
»Sobald man den Schlüssel dreht«, erklärte er, »zerbricht dieses Fläschchen und setzt seinen Inhalt frei.«
»Und um was für einen Inhalt handelt es sich dabei?«, fragte Charlie.
»Oh, die Früchte langer Jahre harter Arbeit«, erwiderte Zeldt stolz.
Er führte sie in den würfelförmigen gläsernen Raum. Darin stand auf einem eisernen Tisch ein ebenfalls gläserner Kasten, in dem die beiden Männer mit Schutzhandschuhen aus Schweinedarm eine schwarze Flüssigkeit destillierten.
»Was ist das für eine Flüssigkeit?«, fragte Topaz, nicht sicher, ob sie die Antwort wirklich hören wollte.
»Ihr werdet soeben Zeugen eines einzigartigen Vorgangs. Die Substanz hier links ist ein aus infizierten Flöhen hergestellter Brei. Wir brauchten eine Milliarde Flöhe von einer Million Ratten, um diese winzige Menge brauchbaren Materials herzustellen.«
»Ratten â¦Â« Charlie warf Jake einen schnellen Blick zu.
»Das Reagens, mit dem wir den Brei kombinieren« â Zeldt deutete auf einen weiteren Behälter â, »ist ein trefflicher Katalysator, der die Effektivität des Gemischs um nicht weniger als das Hundertfache steigert.«
Jake erkannte die Substanz sofort als die bienenwachsartige Flüssigkeit, die in dem einen Fläschchen gewesen war, das Mina Schlitz Talisman Kant abgekauft hatte.
»Infizierte Flöhe?«, fragte Charlie weiter. »Infiziert womit?«
Zeldt konnte ein schadenfrohes Kichern nicht unterdrücken. »Bist du denn wirklich noch nicht selbst darauf gekommen?«, erwiderte er. Dann verstummte das Kichern abrupt. »Mit der Pest natürlich.«
Einen Moment lang hielten die drei Agenten den Atem an, und ein fanatisches Leuchten trat in Zeldts Augen. » Yersinia pestis , der gröÃte Massenmörder, den Europa je gekannt hat. Die erste Welle hat mit fünfundzwanzig Millionen Toten das gesamte mittelalterliche Europa dezimiert. Zuerst Fieber, dann Erbrechen, dann schmerzhafte, stinkende Beulen und schlieÃlich schwarze Hautverfärbungen, wenn der Tod seine eisigen Klauen in das sterbende Fleisch schlägt. Doch das war damals. Dank der Bemühungen von Talisman Kant wird meineVersion noch zehnmal schlimmer sein. Ihr solltet nicht zu nah herangehen, denn die unersättlichen Keime warten nur darauf, eure Körper zu infizie â¦Â« Zeldt brach mitten im Satz ab. »Da fällt mir ein, ihr beiden Eindringlinge« â er deutete auf Jake und Topaz â »habt unerlaubterweise von meinem Gegenmittel gekostet, von meinem, wie nennt ihr es noch in eurer âºModerneâ¹? Ach ja, meinem Vakzin . Aber seid unbesorgt« â diese Worte richtete er ausschlieÃlich an Jake â »für euch beide werde ich zweifellos eine nicht minder grauenvolle Todesart finden.«
Entsetzt standen die drei Agenten da und beobachteten, wie die Arbeiter Fläschchen um Fläschchen mit der schwarzen tödlichen Flüssigkeit füllten und sie mit einem rotglühenden Eisen versiegelten. An einem anderen Tisch wurden die Fläschchen dann im SchlieÃmechanismus des Einbands
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