Jake Djones und die Huter der Zeit
auf die offene Kammer zu.
»Ein Letztes noch«, sagte Zeldt mit erhobener Hand, und die Wachen hielten inne. Er deutete auf Jake. »Du wolltest wissen, wo deine Eltern sind â¦Â«
Mit angehaltenem Atem blickte Jake dem Prinzen in die eiskalten Augen.
»Wenn du erst das Labyrinth betreten hast«, fuhr Zeldt fort, »wirst du es nur allzu bald erfahren. Ich rate dir, dich gut darauf vorzubereiten.«
Jake riss sich ein zweites Mal los und stürzte sich auf Zeldt. Er hatte gerade seine Hände um den Hals des Prinzen gelegt, als er einen fürchterlichen Hieb im Rücken spürte und wie gelähmt zu Boden ging.
»Fort mit ihnen!«, bellte Zeldt und strich seine weiÃe Halskrause glatt, während die Gefangenen in die Kammer geschleift wurden.
»Menschen sind stärker, als Ihr glaubt!«, schrie Jake ihm nach. Das Letzte, was er sah, war Zeldts Hand, wie sie sich über Topazâ Mund legte. Dann schlug mit einem Krachen die Tür der Kammer zu.
Nathan konnte sich eine letzte Stichelei nicht verkneifen. »Mademoiselle Schlitz«, rief er durch die geschlossene Tür, »Ihr solltet wirklich meinen Rat, was Eure unglückselige Vorliebe für Rot betrifft, beherzigen â sie verdirbt Euren wundervollen Teint!«
Zeldt schritt die breite Treppe zum Eingangsportal hinab, neben ihm Mina, die Kiste mit der Beulenpest-Bombe fest in den Armen haltend. Hinter ihnen folgte eine totenblasse Topaz. Als der Prinz das Ende der Treppe erreicht hatte, blieb er stehen.
Diener eilten herbei und legten ihm einen glänzend silbernen Brustpanzer an, dazu eiserne Handschuhe, einen Helm mit schwarzem Federschmuck und einen prächtigen Pelzumhang, auf dessen Schultern zwei Tigerköpfe prangten. Zeldts Leibdiener überprüfte das Werk, zupfte noch einen winzigen Fussel von dem Pelzumhang â dann zog sich die Dienerschaft mit gesenkten Köpfen zurück.
Als der Prinz in voller Rüstung durch das Eingangsportal trat, wurde er von pflichtschuldigem Applaus begrüÃt. Alle seine Komplizen, deren Töchter und Söhne mit groÃen Augen die beeindruckende Erscheinung des Prinzen bewunderten, waren gekommen, um ihren Herrn gebührend zu verabschieden.
Daneben hatte sich Zeldts Leibgarde versammelt. Mit gezückten Schwertern standen sie in Habachtstellung, den Rücken gerade.
Der Prinz bedachte die versammelte Menge mit einer wohlwollenden Geste, dann ging er zu dem blutroten Fuhrwerk und begutachtete die Fracht â fünfhundert Bücher, die bald ihren tödlichen Inhalt über Europa ergieÃen würden. Zufrieden lieà er den Blick über die Kisten schweifen und nickte.
Die Tür des eisernen Karrens wurde verriegelt, und Mina gab dem hässlichen Kutscher und dessen ebenso hässlichen Gehilfen ein Zeichen. Das Pferdegespann setzte sich in Bewegung, passierte das Tor und machte sich auf den Weg Richtung Süden.
Sogleich fuhr eine zweite, offene Kutsche vor. Der Prinz setzte sich mit feierlicher Miene auf die Rückbank, Mina mit der Pestbombe daneben. Sie winkte einer Wache, und von Blieckes Hund wurde an einer Leine zu der Kutsche gebracht. Jaulend lieà Felson sich hinaufziehen und verkroch sich sogleich mit eingezogenem Schwanz unter der Sitzbank.
Eine weitere Wache schob nun auch Topaz auf die Kutsche zu, doch sie rührte sich nicht.
»Komm und setz dich zu mir, meine Liebe«, sagte Zeldt mit säuselnder Stimme und tätschelte den Platz neben sich. »Erzähl mir, was du in letzter Zeit so getrieben hast. Unser letztes Treffen liegt Jahrhunderte zurück.«
Als Topaz sich immer noch nicht bewegte, wurde sie von zwei Soldaten in die Kutsche gehoben. Sie saà neben Zeldt, würdigte ihn jedoch keines Blickes. Mina musterte Topaz mit einem gehässigen Lächeln.
Dann verlieà auch die Kutsche des Prinzen den Schlosshof und fuhr zu dem verborgenen Hafen, in dem die Lindwurm , Zeldts Kriegsschiff, mit blutroten Segeln zum Auslaufen bereitlag.
26
Schlangen und Treppen
Alles klar bei euch?«, hallte Nathans Stimme durch die stockfinstere Kammer.
Charlie grunzte nur, und Paolo erwiderte: »Man hat mich in ein steinernes Verlies geworfen, ohne Essen oder Wasser, und ich werde wahrscheinlich bald sterben ⦠Es ging mir noch nie besser.«
»Das ist die Einstellung, die wir brauchen!«, rief Nathan und ignorierte den Sarkasmus in Paolos Stimme. »Und du, Jake? Bei dir auch alles in
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