Jake Djones und die Huter der Zeit
beinahe unsichtbare Mondscheibe der Sonne ein Stück näher gerückt.
Jake hingegen konnte an nichts anderes denken als an Topaz. Stur schaute er geradeaus in der Hoffnung, die roten Segel der Lindwurm zu entdecken. Natürlich wusste er, dass er nichts tun konnte, selbst wenn sie das Schiff des Prinzen aufspüren sollten, was ihn aber nicht davon abhielt, es zu versuchen. Innerhalb der letzten Stunde musste Topaz hier durchgekommen sein. Eine fürchterliche Ahnung beschlich ihn, dass Zeldt sie womöglich genau in diesem Moment auf irgendeine teuflische Art und Weise folterte. Die Gewissheit, dass Topaz ihre Qualen mit stoischem Gleichmut ertragen würde, machte die Vorstellung nicht leichter für Jake.
Endlich entdeckten Charlie und Nathan von einer Hügelkuppe aus das rote Fuhrwerk. Etwa eine halbe Meile vor ihnen zogen die Pferde die Kutsche mit der tödlichen Fracht den nächsten Anstieg hinauf. Die beiden Agenten hatten ihre Pferde weit über tausend Höhenmeter die kurvenreiche PassstraÃe hinaufgetrieben und gönnten ihnen jetzt, da vor ihnen ein flaches Plateau lag, über das der Wind ein paar Nebelfetzen trieb, eine kleine Pause.
Als der scharlachrote Wagen hinter dem nächsten Hügelkamm verschwand, blickten Charlie und Nathan einander kurz an und gaben ihren Pferden erneut die Sporen. Mr Drake verkroch sich unter Charlies Wams und schaute mit einem Auge neugierig auf die StraÃe, um ja nichts zu verpassen.
Als das Fuhrwerk wieder in Sicht kam, hatten sie ein ganzes Stück aufgeholt. Der nächste Anstieg war noch steiler, und sie trieben ihre Pferde noch schneller an. Endlich war das von vier schnaubenden Rössern über die schmale StraÃe gezogene Gespann, unter dessen mahlenden Rädern faustgroÃe Steine nach links und rechts schossen wie Musketenkugeln, zum Greifen nahe.
Hinter der nächsten Kurve begann die StraÃe auf der einen Seite steil abzufallen. Jenseits der Böschung gähnte ein wolkenverhangener, felsiger Abgrund, vor ihnen lag die ganze Pracht der Alpen â und die Kutsche. Sie konnten jetzt sogar die Köpfe der beiden Soldaten auf dem Kutschbock erkennen.
»Wir werden sie zum Anhalten bewegen müssen!«, rief Nathan.
»Verstanden, aber wie?«, schrie Charlie zurück. »Die beiden machen auf mich nicht den Eindruck, als würden sie vernünftig mit sich reden lassen!«
»Dann werden wir eben schlagkräftige Argumente ins Feld führen!«
Während ihrer gebrüllten Unterhaltung schaute ein vom Wind gebeutelter Mr Drake nervös zwischen den beiden Agenten hin und her.
»Du musst endgültig den Verstand verloren haben!«, fluchte Charlie, doch Nathan lächelte ihn nur an. »Was tut man nicht alles â¦Â«, seufzte er schlieÃlich, zog Mr Drake unter seinem Wams hervor und reichte ihn Nathan. Als Charlie dann auch noch die Zügel loslieà und sich tollkühn balancierend auf den Sattel seines galoppierenden Pferdes stellte, wandte der Papagei den Blick ab.
Meter um Meter machte Charlie auf die Kutsche gut, und als er schlieÃlich auf gleicher Höhe war, ging er in die Hocke und sprang mit einem hohen Satz auf das Fuhrwerk. Doch Holz und Eisenbeschläge waren nass vom Nebel, Charlie verlor den Halt und war im Begriff, geradewegs auf der anderen Seite wieder hinunterzuschlittern, als er sich gerade noch rechtzeitig auf den Bauch drehte und mit den Fingern festhalten konnte. Ãchzend zog er sich hoch und kam wieder auf die Beine.
Nathan beobachtete wild gestikulierend die zirkusreife Vorstellung, während Mr Drake, dem Herzinfarkt nahe, aufgeregt mit den Flügeln schlug.
Charlie drehte den Kopf und sah, wie einer der Kuttenmänner zu ihm aufs Dach des Fuhrwerks kletterte. Während das Gespann nur wenige Zentimeter vom Abgrund entfernt über die holprige PassstraÃe ratterte, kam die hünenhafte rote Gestalt furchtlos auf Charlie zugestürmt, packte ihn mit einer riesigen Hand am Kragen und hob ihn in die Luft.
Das war der Moment, in dem Mr Drake genug hatte. Mit einem Schrei breitete er die Flügel aus und stürzte sich auf das Gesicht des Angreifers. Der lieà Charlie taumelnd los und verlor auf dem feuchten Kutschdach das Gleichgewicht. Noch während der Soldat fiel, bekam er den Aufschlag von Charlies Kniehose zu fassen und drohte den jungen Agenten mit nach unten zu reiÃen. Doch genau in dem Moment, als Charlie ebenfalls hinfiel,
Weitere Kostenlose Bücher