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Jake Djones und die Huter der Zeit

Jake Djones und die Huter der Zeit

Titel: Jake Djones und die Huter der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dibben Damian
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Augen. »Im Moment das höchste Gebäude der Welt.«
    Â»Tatsächlich?«, fragte Jake beeindruckt.
    Â»Absolut – Köln dürfte zurzeit die reichste Stadt Europas sein. Es ist eine ›Freie Reichsstadt‹, sozusagen ein eigener souveräner Staat. Diese Tatsache und seine Lage direkt am Rheinufer, mitten im Zentrum Europas, sind die Gründe für seine Blüte.«
    Â»Dein Vater sieht nicht nur gut aus«, sagte Miriam lächelnd, »er hat auch was im Kopf.«
    Im Hafen wimmelte es nur so von Schiffen.
    Â»Wie ein gordischer Knoten aus Booten«, schimpfte Miriam, während Alan versuchte, die Aal sicher durch das Knäuel aus Schiffen und durcheinanderschreienden Seeleuten zu manövrieren. Um ein Haar hätte er eine mit verängstigt dreinschauenden Eseln beladene Kogge gerammt. Zwei kleine Ruderboote hatten nicht so viel Glück und stießen prompt zusammen, woraufhin zwischen dem unrasierten Getreidehändler in dem einen und der stattlichen Dame mit Federhut und Samtumhang in dem anderen ein hitziger Streit entbrannte.
    Während die Aal langsam auf einen der Anlegestege zutuckerte, begutachtete Jake fasziniert den riesigen Dom, jenes fantastische Bauwerk aus hoch aufragenden Spitzentürmchen und gotischen Pfeilern. Doch so groß er auch sein mochte, es war deutlich zu erkennen, dass er noch nicht fertig war. Hoch oben auf dem Dachstuhl sah Jake die Stümpfe zweier erst halb fertiggestellter Türme, zwischen denen sich ein riesiger hölzerner Kran gen Himmel reckte. Jake war wie hypnotisiert. Er hatte schon einige große Kirchen gesehen, ihren Anblick aber immer als etwas vollkommen Alltägliches hingenommen. Das hier jedoch, den Kölner Dom in seinen Entstehungswehen zu sehen, erfüllte ihn mit größter Ehrfurcht vor menschlicher Tatkraft und menschlichem Streben.
    Â»Diese halb fertigen Türme da … Dort will Zeldt seine Bombe verstecken«, sagte er.
    Alan warf einen Blick auf den Chronometer. »Fünf Minuten nach eins. Noch fast eine ganze Stunde bis zur Sonnenfinsternis. Wie wär’s mit einem Kaffee bis dahin?«
    Â»Wenn es erst fünf nach eins ist, warum zeigt diese Uhr dann fünf vor zwei?«, fragte Paolo und deutete auf einen Uhrenturm gleich neben dem Hafen.
    Alan sah ebenfalls hin und verglich die Anzeige mit dem Chronometer. Dann schüttelte er ihn kräftig, überprüfte die Uhrzeit erneut – und lief kreidebleich an.
    Â»Ich hab dir doch gesagt, du sollst kein italienisches Fabrikat kaufen«, meinte Miriam kopfschüttelnd. »In diesem Land geht alles einen Tick langsamer.«
    Die Sonnenfinsternis des 20. Juli 1506 hatte bereits begonnen.
    Der hektische Lärm um sie herum schien ein wenig leiser zu werden und wurde von unvermittelt einsetzendem Vogelgezwitscher übertönt, bis plötzlich wie mit einem Paukenschlag völlige Stille herrschte. Nur ein paar Kiebitze, die sich im Schatten unter einer Brücke zusammendrängten, gaben aufgeregte Laute von sich.
    Jake sah, wie ein kleines Mädchen nach oben deutete, und im nächsten Moment ertönten von überall her Rufe ungläubigen Staunens. An der ganzen Ufermauer entlang blieben die Leute wie angewurzelt stehen oder rannten sich gegenseitig über den Haufen. Nach und nach starrte jedes Gesicht himmelwärts.
    Jake blickte auf und sah, wie sich Stück für Stück eine schwarze Scheibe über die gleißende Nachmittagssonne schob. Das Schauspiel war in vollem Gang.
    Â»Nicht in die Sonne schauen, Jake!«, rief Miriam. »Das ist gefährlich für die Augen.«
    Ãœberall zogen Mütter ihre Kinder dichter an sich; eine Gruppe Marktschreier schaute verängstigt nach oben; eine alte Nonne deutete mit zitterndem Finger auf den Himmel und murmelte ein Gebet. Hunde bellten nervös, Boote krachten führerlos gegeneinander.
    Â»Den Kaffee verschieben wir dann wohl besser auf später«, sagte Alan, sprang auf den Steg und half den anderen aus dem Boot.
    Â»Sollte ich nicht vielleicht besser hierbleiben?«, fragte Paolo. »Ich möchte niemanden bei der Arbeit behindern.«
    Alan lachte nur und schob ihn vor sich her in die Menge. »Du willst doch wohl nicht den ganzen Spaß verpassen! Es wird ganz schön was geboten sein.«
    Â»Das befürchte ich ja gerade«, murmelte Paolo.
    Jake hätte sie nie gesehen, wenn die Menschen auf dem großen Platz zwischen Hafen und

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