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Jake Djones und die Huter der Zeit

Jake Djones und die Huter der Zeit

Titel: Jake Djones und die Huter der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dibben Damian
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riss der Stoff, und Zeldts Scherge stürzte, einen Fetzen von Charlies Hose in der Faust, in den Abgrund.
    Aber Charlie war noch nicht gerettet. Mit letzter Kraft hielt er sich an den Eisenbeschlägen fest, während seine Füße schon beinahe die unter ihm vorbeijagende Schotterstraße berührten.
    Nathan schüttelte unterdessen beim Anblick von Charlies teilweise freiliegender Unterhose – ein buntes Paar Shorts mit aufgestickten Paradiesvögeln – verständnislos den Kopf. »Das Muster ist ein bisschen übertrieben, findest du nicht?«, rief er.
    Â»Ich hab sie zu Ehren von Mr Drake angezogen!«, brüllte Charlie zurück. »Außerdem konnte ich ja nicht ahnen, dass ich heute noch einen Freiluft-Striptease hinlegen würde!«
    Während das Gespann weiter dahinholperte, wurde Nathan endlich klar, dass sein Freund es nicht aus eigener Kraft zurück nach oben schaffen würde. Also setzte er alle Hoffnung auf sein unverletztes Bein, dirigierte sein Pferd noch ein Stückchen näher heran und sprang.
    Mit einem Schmerzensschrei landete er sicher auf dem metallbeschlagenen Dach, da spürte er einen schneidenden Hieb im Nacken: Der Kutscher hatte die Zügel in eine Hand genommen und malträtierte Nathan vom Kutschbock aus mit der Peitsche.
    Nathan zog den kostbaren Schal von seinem Hals, knotete ihn flink zu einem Lasso und warf es seinem Angreifer über den Kopf. Mit einem Ruck zog er den Mann zu sich herauf.
    Der Soldat knurrte wie ein wildes Tier und erwischte Nathan mit dem Griff der Peitsche im Gesicht.
    Außer sich vor Wut rammte Nathan seinem Gegner die Faust ans Kinn, der daraufhin mit einem dumpfen Knall auf das Dach der Kutsche schlug – und die Zügel losließ.
    Die Pferde, aufgescheucht von der Keilerei in ihrem Rücken, gingen durch. Panisch jagten sie durch die engen Kurven der Straße, während sich Charlie, immer noch um sein Leben kämpfend, an der Kutsche festklammerte.
    Nathan zog die Schlinge um den Hals seines Widersachers immer enger, und der Soldat packte ihn mit beiden Händen am Schädel, als wollte er ihn zwischen seinen schwarzen Fingernägeln zerquetschen. Plötzlich weiteten sich Nathans Augen vor Entsetzen: Die Pferde hielten mit voller Geschwindigkeit auf die nächste Serpentine zu, und diesmal würden sie es auf keinen Fall schaffen.
    Charlie hielt den Atem an.
    Als auch der Kutscher den Kopf drehte, stieß Nathan ihn mit einem letzten Aufbäumen seiner Kräfte vom Dach.
    Hilflos hing der Scherge halb in der Luft, den mächtigen Hals in Nathans Halstuch gefangen.
    Â»Dieser Schal ist aus feinster Spinnenseide aus der Provinz Jiangxi gewoben!«, brüllte Nathan gegen den tosenden Fahrtwind an. »Das ist einer der seltensten und teuersten Stoffe der Welt! Mein Vater hat ihn als Geschenk von Shi Huang dem Großen, Begründer der Qin-Dynastie, bekommen, und er ist, offen gesagt, mehr wert, als Ihr in Eurem ganzen Leben je verdienen werdet!«, schrie er dem Kutscher ins blau anlaufende Gesicht. »Ich sage dies nur, um Euch begreiflich zu machen, dass diese unselige Schlägerei mir einen weit größeren Verlust zufügt als Euch …«
    Mit diesen Worten ließ Nathan seinen geliebten Schal los, und damit seinen Widersacher, der in den hundert Meter tiefen Abgrund stürzte.
    Nathan richtete sich auf, setzte sich auf den Kutschbock und zog so lange an den Zügeln, bis die Pferde endlich stehen blieben. Der Anblick, der sich ihm bot, war atemberaubend: Ganz Südeuropa lag zu seinen Füßen.
    Â»Italien«, seufzte er theatralisch. »Nie wirst du erfahren, wie nahe du am Rand der …«
    Â»Es ist noch nicht vorbei, Nathan«, schnitt Charlie ihm das Wort ab und zog die Überreste seiner Kniehose hoch, um seine blassen Beine und bunten Shorts wieder zu verhüllen. »Wenn die anderen den Dom nicht rechtzeitig erreichen, dann war’s das.«

28

    Die alles verschlingende Sonnenfinsternis
    D ie Aal fuhr um eine weitere Flussbiegung, und eine mittelalterliche Stadt kam in Sicht. Ehrfürchtig erhob sich Jake und sog den Anblick in sich auf. Ein schier endloses Panorama von Holzhäusern, deren Dächer aussahen wie Hexenhüte, erstreckte sich über beinahe das gesamte Tal. In der Mitte ragte ein gewaltiges Bauwerk auf, so groß, dass es fast ein Viertel der Stadt in Schatten tauchte.
    Â»Der Kölner Dom«, sagte Alan mit leuchtenden

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