Jake Djones und die Huter der Zeit
hatte das Gefühl, als würde Sejanus Poppoloes stechender Blick ihn verfolgen, während sie weitergingen.
Am Ende der Treppe angekommen, wandten sie sich nach rechts und traten durch einen bogenförmigen Durchgang hinaus auf einen Balkon, von dem aus sie auf eine geräumige Höhle blickten. Sie war auf einer Seite zum Meer hin offen und diente der Organisation als perfekt geschützter Hafen.
»Das ist der Ort, an dem sich der GroÃteil der Flotte der Geschichtshüter die meiste Zeit aufhält.« Topaz deutete auf die Schiffe. »Im Moment sind das die Campana , eine venezianische Handelsgaleere, die Avatara , eine indische Buhm, und die Windlicht , eine chinesische Dschunke aus der Yuan-Dynastie, die eigens dafür konzipiert wurde, den Taifunen im Südchinesischen Meer standzuhalten, den schlimmsten aller bekannten Stürme«, erklärte sie kenntnisreich. Ihre Stimme hallte durch die Höhle. »Dann die Barco Dorado â ein spanisches Kriegsschiff â, eines der wenigen noch existierenden aus der einstigen Armada â und die Stratagème , eins der allerersten Unterseeboote. Ein niederländischer Klipper und ein Atlantiksegler werden gerade im Hafen von Brest generalüberholt. Wollen wir weiter?«
Als Topaz gerade durch den Torbogen verschwand, fasste Nathan Jake am Arm: »Nur falls du es noch nicht bemerkt haben solltest: Sie liebt es, dem Klang ihrer eigenen Stimme zu lauschen.«
Sie gingen über den Flur und traten durch eine weitere Tür in ein groÃes Gewölbe.
»Die Rüstkammer«, verkündete Nathan begeistert und übernahm nun seinerseits die Rolle des Fremdenführers.
In der Mitte des Gewölbes standen zwei Podeste, die Jake an Boxringe erinnerten und in denen gerade ein paar Agenten in Helm und Rüstung ihr Kampftraining absolvierten. Jeder Quadratzentimeter der Wände darum herum war mit glitzernden Waffen behängt.
»Griechisch, römisch, keltisch, byzantinisch« â Nathan deutete auf die verschiedenen Bereiche â »Kreuzfahrer, frühes Mittelalter, Renaissance, Aufklärung, industrielle Revolution und so weiter. Katapulte, Schleudern, Armbrüste, Langbogen. Degen, Säbel, Langschwerter, Breitschwerter. Ãxte, Speere, Lanzen, Keulen, Dolche, Hellebarden â¦Â«
»Ich glaube, mittlerweile hat Jake es kapiert«, unterbrach Topaz entnervt. »Jede Menge Metall mit einer Schneide daran.«
»Aber keine Schusswaffen oder Sprengstoffe, wie dir wahrscheinlich aufgefallen ist«, fügte Nathan mit einer nach oben gezogenen Augenbraue hinzu.
Jake war es ganz und gar nicht aufgefallen, aber er nickte trotzdem.
»Sprengstoffe kann man nämlich nicht durch den Flux Temporum transportieren«, erklärte Topaz. »Wenn sie irgendwie doch auf das Schiff gelangen würden, könnten die instabilen Elemente sich mit unseren Atomen vermischen und â¦Â«
»Adieu, du schöne Welt!« Nathan ahmte das Geräusch einer Explosion nach. »Schon mal mit einem Langbogen geschossen?«, fragte er Jake und nahm einen von der Wand.
»Er möchte ein bisschen angeben, weiÃt du? Dabei ist er nicht einmal besonders gut damit«, erläuterte Topaz.
»Nein, ich ⦠glaube nicht«, beantwortete Jake zögernd Nathans Frage.
Nathan legte einen Pfeil auf die Sehne, zielte auf eine Scheibe in einer weit entfernten Ecke des Gewölbes und schoss.
Alle drei kniffen die Augen zusammen, um zu sehen, wie genau er getroffen hatte: ins Schwarze, wenn auch nicht genau in die Mitte.
Seufzend nahm Topaz selbst einen Bogen zur Hand und lieà die Sehne schwirren. Ihr Pfeil schlug exakt im Zentrum der Scheibe ein. Doch damit nicht genug: Sie schoss noch einen Pfeil ab und dann noch einen und noch einen und noch einen.
Nathan spähte hinüber zu der Zielscheibe, auf die Topaz mit ihren Pfeilen ein perfekt rechtwinkliges, absolut symmetrisches »T« geschrieben hatte. Einen Augenblick lang suchte er noch nach eventuellen Makeln und wandte sich dann entschuldigend an Jake: »Sie ist nur eifersüchtig, weil ich im Moment als der beste Agent der Organisation gelte.«
»Wie viele Agenten sind es denn insgesamt?«, fragte Jake in dem Versuch, die Anspannung zwischen den beiden zu lösen.
»Es sind immer um die vierzig Agenten aktiv«, antwortete Topaz, »und Dutzende von Hilfskräften wie Schiffsbesatzungen und so weiter. Ungefähr ein Drittel der
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