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Jake Djones und die Huter der Zeit

Jake Djones und die Huter der Zeit

Titel: Jake Djones und die Huter der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dibben Damian
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Gewänder schweifen. Dann liefen sie eilig den Weg zurück, den sie gekommen waren, durch Treppenhäuser und über lange Korridore zu dem Flügel des Schlosses, in dem sich der Prunksaal befand.
    Jakes Gedanken arbeiteten unaufhörlich; einerseits fand er es überaus schmeichelhaft, dass so viele hier seine Eltern kannten und so große Stücke auf sie hielten; andererseits veranlasste ihn jede Erwähnung ihres Namens zu neuer Sorge. Außerdem konnte er sich immer noch keinen Reim darauf machen, für was für eine Art Geheimorganisation seine Eltern die ganze Zeit über heimlich gearbeitet hatten. Natürlich hatte er inzwischen einiges erfahren, aber die eine alles überschattende Frage war nach wie vor unbeantwortet.
    Â»Ich will ja nicht unterbelichtet erscheinen«, sagte er, während sie auf eine große Doppeltür am Ende eines Flurs zugingen, »aber was genau macht ihr hier alle eigentlich? Ich meine, dieser Geheimdienst der Geschichtshüter … Wozu ist der gut?«
    Nathan und Topaz blieben abrupt stehen und drehten sich zu Jake um. Nathan nickte mit einem stolzen Lächeln. »Das ist eine gute Frage«, sagte er. Dann straffte er die Schultern und verkündete voll Inbrunst: »Wir retten die Geschichte. Wir riskieren Kopf und Kragen für nichts Geringeres als dafür, den Lauf der Geschichte zu bewahren.«
    Â»Ja, ich glaube, das habe ich bereits begriffen«, erwiderte Jake. Nach dieser Antwort war er kein bisschen schlauer. »Aber wie ? Auf welche Art und Weise stellt ihr das an?«
    Â»Du hast wahrscheinlich immer geglaubt, Geschichte wäre etwas Abgeschlossenes«, erklärte Topaz. »Erledigt und der Vergangenheit angehörig.«
    Â»Ist das nicht genau das, was das Wort Geschichte bedeutet?«, fragte Jake.
    Nathan schüttelte lachend den Kopf.
    Â» Pas du tout «, erwiderte Topaz mit ihrem weichen französischen Akzent. »Ganz und gar nicht. Die Geschichte verändert sich stetig. Sie verläuft nicht in einer geraden Linie, musst du wissen. Sie ist weit komplizierter als das, ein sich stets im Wandel befindendes Gefüge.«
    Jake hörte aufmerksam zu.
    Â»Und weil das so ist, weil sie nie wirklich abgeschlossen ist«, fuhr Topaz fort, »gibt es Leute, die ständig versuchen, sie zu verändern. Und zwar zum Schlimmeren. Stell dir vor, es wäre Tamerlan gelungen, ganz Asien zu unterwerfen, oder Robespierre hätte Europa in einen einzigen, großen Polizeistaat verwandelt. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn Hitler den Zweiten Weltkrieg gewonnen hätte …«
    Es war das erste Mal, dass Jake Topaz so feierlich und ernst sprechen hörte.
    Â»Wie wir alle aus dem Geschichtsunterricht in der Schule wissen, gab es schon viel zu viele schreckliche Katastrophen. Und das, was wir tun, ist nichts anderes, als zu versuchen, die Zukunft zu schützen, so gut wir nur können.«
    Jake nickte eifrig, und sein Blick wanderte zu Nathan. Selbst er sah jetzt ernst aus. Doch sofort kehrte das Lächeln auf seine Lippen zurück, und mit einem Schulterklopfen sagte er zu Jake: »Gehen wir rein und sehen uns an, was der ganze Trubel zu bedeuten hat!«
    Mit diesen Worten stieß er die Doppeltüren auf, und sie gingen hindurch.

9

    Code Purpur
    D er Prunksaal war ein großer, heller Raum mit vier riesigen Fenstern zum Meer hin. In der Mitte stand ein langer Konferenztisch mit Stühlen davor. Norland füllte gerade die Wassergläser und stellte je eins an jeden Sitzplatz.
    Während sie warteten, bis die anderen eingetroffen waren, erzählte Topaz Jake, dass der Prunksaal im Jahr 1670 im Geheimen von Louis Le Vau – dem gefeiertsten französischen Architekten dieser Zeit, der auch das Schloss von Versailles gebaut hatte – entworfen und eingerichtet worden war, und dass Magnesia Hypoteca, die verehrte Gemahlin des siebten Kommandanten des Geheimdienstes, einmal über die großen Fenster gesagt haben soll: »Dies sind die Augen, die die ganze Welt sehen.«
    Jake wusste genau, was sie meinte: Der Ausblick war atemberaubend. Er hatte das Gefühl, über den gesamten Ärmelkanal bis zum Atlantik sehen zu können.
    Inzwischen betraten einer nach dem anderen auch die übrigen Geschichtshüter den Prunksaal. Die meisten von ihnen hatten sich frische Kleider angezogen. Charlie Chieverley trug eine Kniehose, einen Frack und einen karierten Schal um den Hals,

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