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Jake Djones und die Huter der Zeit

Jake Djones und die Huter der Zeit

Titel: Jake Djones und die Huter der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dibben Damian
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Eingangstür des Kommunikationsraums. Die Gestalt – es war unmöglich zu sagen, ob Mann oder Frau – hielt kurz inne und sah sich um, dann öffnete sie vorsichtig die quietschende Tür und schlüpfte hinein.
    Der Raum war in gespenstisches Mondlicht getaucht. In der Mitte der Glasschrank mit dem Meslith-Nukleus, daneben, an der Wand entlang aufgereiht, die vier anderen Meslith-Maschinen. Die Gestalt setzte sich an einen der Schreiber und begann zu tippen. Die Kristallantenne des Geräts sprühte zuckende Funken, deren Licht wie Sternschnuppenschweife über die Wände des Raums tanzte. Flüsternd wiederholte der Eindringling die Worte der Nachricht, die er soeben auf den Weg geschickt hatte:
    Â»Agenten ankommen fünfzehnter Juli, Banchina dei Ognissanti, Venedig …«
    Zufrieden mit dem Ergebnis seiner Arbeit erhob sich der blaue Schatten, schob den Stuhl unter das Pult zurück, wischte die Tastatur des Meslith-Schreibers mit einem Taschentuch ab und stahl sich davon.
    Noch während er über die Flure des Schlosses huschte, machte das Signal sich auf die Reise durch Raum und Zeit, sprang zu dem Blitzableiter, der aus dem höchsten Turm des Schlosses ragte, und von dort – noch heller jetzt, sodass selbst die dunklen Wolken am Nachthimmel kurz in seinem Licht erstrahlten – in den Flux Temporum. Durch Billiarden von Atomen unbelebter Materie fand es seinen Weg durch die Jahrhunderte, um schließlich die Antenne eines anderen Meslith-Schreibers zum Flackern zu bringen, der auf einem Tisch vor einem Fenster stand, das über die Dächer eines schlafenden, spätmittelalterlichen Venedig blickte. Ein Mann wurde von dem zuckenden Lichtschein geweckt, und die lange Narbe, die über eine Seite seines kahlrasierten Schädels verlief, glänzte violett im Schimmer der glühenden Antenne. Schwerfällig erhob er sich von seinem Strohlager und rief einen Befehl.
    Zwei Wächter in schwarzem Brustharnisch und mit scharlachroten Umhängen über den Schultern traten ein. Wortlos deutete der Mann auf den Meslith-Schreiber, und als das Licht eines weiteren Blitzes aus der Kristallantenne auf ihre Gesichter fiel, lächelten sie.

11

    Die Perle der Adria
    I n der Schwüle der Nacht glitt die Campana mit Topaz am Steuer über das spiegelglatte Wasser.
    Charlie kam an Deck, sah Jake im Schatten der Takelage sitzen und grinste ihn an. »Geht’s dir wieder besser?«
    Jake nickte, noch immer ein wenig verlegen. »Wie lange noch bis Venedig?«
    Â»Vom Nullpunkt aus dauert es normalerweise vier Tage, aber wir sind gesprungen. Deshalb hat das Atomium auch so reingehauen.«
    Â»Das kann man wohl sagen«, murmelte Jake. »Was meinst du mit ›gesprungen‹?«
    Â»Wir haben vier Horizontpunkte auf einmal genommen und damit fast drei ganze Tage gespart. Aber ich glaube, mittlerweile dürfte seine Hoheit bereit für die Anprobe sein.«
    Jake begleitete Charlie unter Deck und versuchte dabei verzweifelt, auf seine Füße zu schauen, aber er konnte nicht widerstehen, Topaz wenigstens einen kurzen Blick zuzuwerfen, wie sie am Ruder stand, die indigoblauen Augen fest auf den Horizont gerichtet, während die Sterne über ihr am Nachthimmel funkelten.
    Zehn Minuten später standen sie immer noch in Nathans enge Kajüte gequetscht und versuchten, passende Kleidung für Jake zu finden. Kniehosen, Strümpfe und ein weites weißes Hemd mit gerafftem Kragen standen bereits fest, als Charlie Jake in ein samtenes Wams half.
    Â»Dieses Stück ist mit größter Vorsicht zu behandeln«, erklärte Nathan. »Es ist absolut unbezahlbar. Der Stoff ist feinste Qualität aus Siena, und das Lilienmuster wurde in Florenz in Handarbeit aufgestickt – mit echtem Goldfaden.«
    Â»Und die Ärmel sollen so aussehen?«, fragte Jake und deutete auf die über die ganze Länge verteilten Löcher.
    Â»Das sind Schlitzärmel; der letzte Schrei Anfang des sechzehnten Jahrhunderts«, stellte Nathan klar.
    Â»Und wie sieht’s mit Schuhen aus?«, warf Charlie ein.
    Nathan hielt Jake ein Paar Stiefel hin. »Ein bisschen aus der Mode im Jahr 1506, wie ich zugeben muss, besonders in Italien, aber sie werden’s wohl tun müssen. Meine Auswahl an Schuhwerk ist ein wenig knapp bemessen«, log er.
    Nachdem Jake die Stiefel angezogen hatte, traten die anderen beiden einen Schritt zurück, um das Ergebnis in

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