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Jake Djones und die Huter der Zeit

Jake Djones und die Huter der Zeit

Titel: Jake Djones und die Huter der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dibben Damian
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versperrt war.
    Er bewegte sich vorsichtig auf einen der Tische zu und blieb erneut mit dem Fuß an etwas hängen. An etwas Metallischem, dachte er, und als er nach unten schaute, sah er die schweren Eisenringe, die entlang der Tischreihe in den Boden eingelassen waren.
    Sein Blick wanderte weiter zu den großen Pergamentbogen, die auf den Tischen ausgebreitet lagen. Jake betrachtete die komplizierten Zeichnungen und Diagramme darauf, sah Tintenfässer und Federkiele, die neben den Bogen bereitlagen, und als er noch genauer hinschaute, durchfuhr es ihn wie ein Stromstoß.
    Â»Superia …«, flüsterte Jake. »Findet Gipfel von Superia.« So hatte die Nachricht gelautet, die seine Eltern zum Nullpunkt, nach Mont Saint-Michel, geschickt hatten – und so lautete auch die Überschrift, die in Fraktur über jedem der Pergamentbogen geschrieben stand.
    Daneben sah er die Zeichnung einer Schlange, die sich um einen Schild wand; das gleiche Wappen, das auch in Jakes Brustharnisch graviert war. Die restliche Fläche war übersät mit detaillierten Zeichnungen eines Gebäudes von beeindruckenden Proportionen. Mindestens vierzig Stockwerke, genauso hoch wie ein moderner Wolkenkratzer, schätzte Jake. Doch der Baustil war altertümlich mit den gotischen Rundbogenfenstern und Wasserspeiern auf den zahllosen Simsen. Außerdem war, wie in dem Atelier, jedes einzelne der mindestens tausend Fenster vergittert. Das Bauwerk sah aus wie eine düstere Zukunftsvision eines Menschen aus dem sechzehnten Jahrhundert, dachte Jake, und irgendetwas an dieser Tatsache beunruhigte ihn. Er ging weiter zum nächsten Tisch. Die Zeichnungen dort waren Entwürfe für ein gigantisches Tor in einer mächtigen Mauer, genauso finster und ebenfalls mit vergitterten, bullaugenartigen Fenstern.
    Jake wanderte weiter an den Tischen entlang und betrachtete die Pläne. Über allen prangten die gleiche Überschrift und das gleiche Wappen, alle zeigten sie düstere, monumentale Bauwerke. Jake erinnerte sich an das, was sie in der Pizzabäckerei entdeckt hatten: Der einzige Anhaltspunkt, den seine Eltern gehabt hatten, waren die verschwundenen Architekten gewesen. Das konnte kein Zufall sein.
    Plötzlich hörte er, wie sich durch den Tunnel hinter ihm Schritte näherten. Jakes Kopf fuhr herum auf der hektischen Suche nach einem Versteck, aber es blieb nicht genug Zeit. Also zog er sich vorsichtig in eine dunkle Ecke zurück, während sechs Gestalten in roten Kutten im Gleichschritt in den Raum marschierten. Mit ihren brennenden Fackeln begannen sie, die dicken Wachskerzen auf den Lüstern anzuzünden. Als einer von ihnen plötzlich auf Jake zukam, hielt er den Atem an.
    Doch der Mann schien keinen Verdacht zu schöpfen, schließlich war Jakes scharlachrote Uniform die perfekte Verkleidung an diesem Ort, und der Soldat reichte ihm lediglich eine Fackel. Als er ihm dann befahl, gefälligst zu helfen, war Jake dennoch überrascht: Der Soldat sprach Englisch.
    Jake nahm die Fackel entgegen und konnte kurz das Gesicht seines Gegenübers sehen. Es war ein groß gewachsener Teenager mit kurz geschorenem Haar, kalten Augen und einem Auftreten, das auf erschreckende Weise erwachsen wirkte. Jake ließ den Blick über die anderen Soldaten schweifen: Er sah sowohl Jungen als auch Mädchen, doch irgendwie waren sie alle gleich – zusammengekniffene Münder in ausdruckslosen, harten Gesichtern, wie Maschinen. Jake wusste instinktiv, dass er sich genauso gebärden musste, wenn er nicht auffallen wollte.
    Während er sich daran machte, die Kerzen zu entzünden, nahm einer der Wächter einen großen Schlüsselring von seinem Gürtel und schloss die Gittertür auf, die den Durchgang zu dem Raum links versperrte.
    Â» Svegliati! Wacht auf! An die Arbeit!«, bellte er.
    Jake hörte ein paar gemurmelte Worte und das Rasseln von Ketten. Wenige Augenblicke später kam eine traurige Prozession von einem Dutzend Männern, alle an den Händen gefesselt und an den Füßen aneinandergekettet, in das Atelier geschlurft. Sie mussten einst wohlhabend gewesen sein, denn die löchrigen Fetzen, die ihnen vom Leib hingen, waren einmal feinstes Tuch gewesen. Doch jetzt wurden sie wie Vieh zu den Tischen getrieben, wo ihnen die Handfesseln abgenommen und die Füße sogleich an die am Boden befestigten Eisenringe gekettet wurden.
    Jake hatte nicht den geringsten

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