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Jake Djones und die Huter der Zeit

Jake Djones und die Huter der Zeit

Titel: Jake Djones und die Huter der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dibben Damian
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Blick über die Schulter und sah zu Mina Schlitz, die ihnen folgte.
    Nach einem langen, schwindelerregenden Abstieg erreichten sie endlich den Boden des Lochs. In dem dort abzweigenden Tunnel standen drei Pferdegespanne bereit. Zwei davon waren offene Pritschenwagen mit einfachen Holzbänken darauf, die dritte hingegen glänzte in schwarzem Klavierlack, auf dem Zeldts Schlangenwappen prangte.
    Als Jake zu erkennen versuchte, wohin der Tunnel führte, verschlug es ihm beinahe den Atem: Vor sich sah er eine perfekte Gerade, beinahe kreisförmig im Querschnitt wie die U-Bahn-Tunnel in London, an den Wänden brannten Fackeln, deren flackernder Lichtschein sich kilometerweit in die Ferne erstreckte.
    Jake war als Letzter an der Reihe, seinen Platz auf einem der beiden Pritschenwagen einzunehmen. Als er gerade hinaufklettern wollte, hörte er ein metallisches Scheppern – die Schere war ihm aus der Tasche gerutscht und klappernd zu Boden gefallen. Einen Moment lang hielt er inne und überlegte, ob er sie aufheben sollte, doch da kam Mina Schlitz bereits in den Tunnel. Jake entschied sich dafür, keine unnötige Aufmerksamkeit zu erregen, schwang sich auf den Pritschenwagen und setzte sich auf den letzten freien Platz.
    Versehentlich klemmte er dabei den Umhang seines Nachbarn unterm Hinterteil ein.
    Â»â€™tschuldigung«, murmelte Jake, ohne nachzudenken.
    Der Soldat neben ihm reagierte nicht einmal. Er bedachte Jake nur mit einem kurzen, ausdruckslosen Blick und starrte dann wieder geradeaus.
    Unterdessen inspizierte Mina Schlitz die Kutschen.
    Jake hoffte inständig, dass ihr das silbrige Glitzern der Schere auf dem schlammigen Boden nicht auffallen würde. Schließlich hörte er erleichtert, wie Mina mit einem lauten Knall die Tür ihrer schwarzen Luxuskarosse hinter sich zuschlug.
    Sofort ließen auch die Kutscher ihre Peitschen knallen, und die Karawane setzte sich in Bewegung. Mit einem Knirschen zermalmten die metallbeschlagenen Wagenräder Nathans Schere unter sich.
    Jake bestaunte die aus Millionen von Ziegelsteinen errichteten Tunnelwände. Er war so überwältigt von dem Anblick dieses geheimen Stollens, dass er für eine Weile alle seine Sorgen vergaß. Zweifellos hatte der Feind diesen Tunnel nur angelegt, weil er seinen dunklen Zielen diente, doch die bauliche Leistung als solche beeindruckte Jake zutiefst.
    Nach einer Weile begann der Stollen sanft anzusteigen, und nach weiteren dreißig Minuten erspähte Jake ein stecknadelgroßes Fleckchen Tageslicht am Ende des Tunnels. Zwanzig Minuten später hatten sie den Ausgang erreicht und befanden sich endlich wieder unter freiem Himmel; sie waren in einen Wald gelangt, den sie auf einer Forststraße durchquerten. Schließlich schlängelte sich die Straße einen Hügel hinauf, von dem aus Jake weit unterhalb die Lagune von Venedig sah. Bei dem Anblick konnte er einen leisen Seufzer nicht unterdrücken. Doch neben aller Anspannung spürte Jake noch etwas anderes, etwas Neues: die Vorfreude des in ihm erwachten Abenteurers.
    Der Tross setzte seinen Weg fort, Richtung Norden, nach Bassano.

14

    Schlechte Nachrichten
    E s war ein strahlender, klarer Tag auf Mont Saint-Michel. Seit der Morgendämmerung waren die letzten Vorbereitungen für Océanes Geburtstagsfest im Gange, das am folgenden Abend im Prunksaal stattfinden würde.
    Océane Noire war in Versailles am prunkvollen Hof Ludwigs XV . geboren worden, in einer Zeit, die geprägt war von unvergleichlichem Luxus, und Océane hatte jeden Moment dieser verschwenderischen Zeit in vollen Zügen genossen: die festlichen Bankette, die extravagante Kleidung, die täglichen Vollbäder in Jasminwasser und Rosenblüten.
    Als dann die Französische Revolution ausbrach – nicht zuletzt als Auflehnung gegen Leute wie Madame Noire –, war Océane wenig erfreut, denn unpassenderweise fiel sie mitten in die Hochsaison der Debütantinnenbälle. Es ging das Gerücht, dass Marie Antoinettes berühmtes Zitat: »Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie doch Brioche essen«, ursprünglich von ihr stammte, doch diejenigen, die Océane besser kannten, hielten dem entgegen, dass jemand wie sie solch feines Gebäck niemals an Leute »verschwendet« hätte, die damit nur ihren Hunger stillen wollten.
    Während ein großer Teil des französischen Adels aus seinem Heimatland floh, harrten Océanes

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