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Jake Djones und die Huter der Zeit

Jake Djones und die Huter der Zeit

Titel: Jake Djones und die Huter der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dibben Damian
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eine Münze heraus und gab sie der alten Frau.
    Zuerst reagierte sie nicht, doch dann verwandelte sich der ungläubige Ausdruck auf ihrem Gesicht in helles Freudenstrahlen. »Dio vi benedica« , flüsterte die Frau lächelnd, während sie Jake mit ledrigen Fingern über die Wange strich. Dann verbeugte sie sich, trat ein paar Schritte zurück und verschwand im Gedränge der Leute.
    Jake richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Beichtstuhl. Es muss eine Geheimtür darin sein , dachte er. Ein Eingang. Zu was auch immer .
    Die Vorstellung behagte ihm zwar nicht sonderlich, aber Jake wusste, dass er irgendwie dort hineingelangen musste. Mit pochendem Herzen blickte er auf die Kutte und den Brustpanzer unter seinem Arm: Dies war der Moment, beides anzulegen.
    Der Harnisch war leicht und stabil, bedeckte Jakes Brust und Bauch und passte wie angegossen. Nur der Umhang schien etwas zu lang und reichte bis zum Boden.
    Jake zog die Kapuze tief ins Gesicht und ging los. Mit einem letzten entschlossenen Schritt zog er den Vorhang beiseite und betrat die offene Kabine. Als er darin keinen Hinweis auf eine weitere Tür entdeckte, legte er beide Hände auf die Rückwand und drückte dagegen.
    Nichts.
    Â»Chi volete vedere?« , zischte eine Stimme hinter dem Trenngitter, die Jake das Blut in den Adern gefrieren ließ. Vage konnte er die Umrisse eines Gesichts erkennen.
    Â»Chi volete vedere?« , wiederholte der Mann und zog an einer langstieligen Pfeife, deren Rauch in dünnen Schwaden in Jakes Kabine kroch.
    Er sprach zwar so gut wie kein Italienisch, aber Jake war sicher, dass chi »wen« bedeuten musste. Und noch etwas fiel ihm ein: der Name, den seine Eltern aufgeschrieben hatten. Der Name des Mannes, nach dem Amerika benannt war.
    Â»Amerigo Vespucci …«, sagte er.
    Einen Moment blieb es totenstill, dann hörte Jake ein leises Klicken, und die Rückwand der Kabine glitt zur Seite. Dahinter lag ein Tunnel. Jake schlüpfte hinein, und die Tür schloss sich hinter ihm.

13

    Im Schatten des Bösen
    D er Gang vor ihm war dunkel und feucht, die Wände aus massivem Stein. Jake sah, wie der Mann mit der roten Kutte den Tunnel bereits am anderen Ende wieder verließ, und machte sich an die Verfolgung.
    Er trat in einen großen, nur schummrig beleuchteten Vorraum mit kreisförmigem Grundriss, über den sich eine hohe Gewölbedecke spannte. Das wenige Licht kam von einem weiteren Durchgang auf der gegenüberliegenden Seite. Die Augen fest darauf gerichtet, durchquerte Jake mit schnellen Schritten den Raum und stolperte unvermittelt über einen kleinen Absatz. Als er hörte, wie Kieselsteine durch eine Öffnung im Boden fielen, blieb er abrupt stehen.
    Jake blickte nach unten und schnappte unwillkürlich nach Luft: Vor seinen Füßen gähnte ein gigantisches Bohrloch, das sich unendlich weit in die Tiefe zu erstrecken schien. An der Seite des Schachts entlang führte eine steinerne Wendeltreppe hinab in die Dunkelheit. Die Luft, die ihm daraus entgegenwehte, war kalt und feucht, und von unten drang das Echo tropfenden Wassers an Jakes Ohren. Dem Geräusch nach zu urteilen, reichte der Schacht bis tief unter die Kanäle der Stadt.
    Jake trat einen Schritt zurück und lief, immer wieder ehrfürchtig in den Abgrund starrend, am Rand des Bohrlochs entlang, bis er den zweiten Durchgang erreichte, durch den die scharlachrote Gestalt verschwunden war.
    Dahinter befand sich ein noch größerer Raum. Es war eine Art Atelier, doppelt so hoch wie alle, die Jake bisher gesehen hatte, und die vom Boden bis zur Decke reichenden Fenster waren vergittert. Der Kuttenmann, dem er auf den Fersen war, eilte durch das Atelier auf einen weiteren Durchgang zu.
    Jake zögerte einen Moment. »Ich kann das nicht«, sagte er zu sich selbst. Er wollte schon umkehren, da fiel ihm der Entschluss ein, den er auf dem Weg hierher gefasst hatte. Du hast gar keine andere Wahl . Jake gab sich einen Ruck und betrat das Atelier.
    Die Sonne war gerade erst aufgegangen, und er brauchte eine Weile, um sich an das gespenstische Zwielicht zu gewöhnen. Die hohen Fenster erlaubten einen Blick auf einen schmalen Kanal. Vor ihnen stand eine lange Reihe provisorisch anmutender Tische mit einfachen Holzbänken. Von der Decke hingen große Kerzenleuchter, und zu seiner Linken entdeckte Jake einen weiteren Durchgang, der jedoch von einem schweren eisernen Gitter

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