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Jake Djones und die Huter der Zeit

Jake Djones und die Huter der Zeit

Titel: Jake Djones und die Huter der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dibben Damian
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Thron, und darauf saß – blass und völlig regungslos – eine Gestalt. Über ihren Schultern hing ein langer Mantel aus seidig schimmerndem, schwarzem Pelz, von welchem dem Betrachter mindestens ein Dutzend toter Augenpaare entgegenstarrte. Unter dem Mantel zeigte sich ein ebenso schwarzes, mit dunkel glänzenden Edelsteinen überzogenes Wams aus Samt und Brokat, am Hals zusammengehalten von einer weißen Krause.
    Mit einem Knarren öffnete sich die Tür am vorderen Ende, und von Bliecke trat ein. Gefasst schritt er auf den Thron zu, Felson gehorsam an seiner Seite. Als er vor seinem Herrn angelangt war, nahm er Haltung an und schlug die Absätze zusammen.
    Â»Prinz Zeldt«, sagte er und neigte den Kopf. »Ich komme direkt aus Venedig.«
    Auf den ersten Blick wirkte Zeldt beinahe wie ein Junge, zart und blass. Er hatte feine, farblose Gesichtszüge, trübe, wasserblaue Augen und silberblondes Haar. Doch das flackernde Licht der Kaminfeuer förderte ein anderes Bild zutage. Zeldt war schon sehr lange kein Jüngling mehr. Seine durchschimmmernde Gesichtshaut machte es unmöglich, sein wahres Alter zu bestimmen: Er mochte vierzig, fünfzig oder vielleicht noch älter sein.
    Zeldt musterte von Bliecke mit ausdruckslosen Augen. »Die Gefangenen?«, fragte er mit klarer, eiskalter Stimme.
    Â»Sie sind draußen.«
    Der Prinz gab ein Zeichen, und ein Wächter brachte Nathan und Paolo herein, mit Ketten aneinandergefesselt. Paolo zitterte am ganzen Körper, nur Nathan wirkte – als Einziger im Raum – vollkommen entspannt.
    Zeldt starrte sie mit kalter Miene an. »Nur zwei?«, fragte er. »Wo ist Mademoiselle St. Honoré? Hatte ich nicht hinreichend klargestellt, dass ihr unser Hauptinteresse gilt?«
    Â»Mademoiselle St. Honoré konnte entkommen, Sir«, erwiderte von Bliecke mit einem Räuspern. »Zusammen mit Agent Chieverley. Es ließ sich nicht verhindern.«
    Zeldt erhob sich. Er schritt auf Nathan und Paolo zu, ging einmal im Kreis um sie herum und begutachtete sie von allen Seiten.
    Paolo wimmerte vor Angst, doch Nathan grinste Zeldt nur an. »’n Abend«, sagte er gedehnt. »Etwas warm hier drinnen, findet Ihr nicht?«
    Zeldt ignorierte ihn und glitt wie ein dunkler Schatten auf von Bliecke zu. »Und was ist mit dem fünften Agenten?«, flüsterte er.
    Â»Der fünfte?« Der Kommandant musste schlucken. »Nein, es waren vier. Der Auftrag lautete, vier Agenten abzufangen und gefangen zu nehmen.«
    Der Prinz brachte ihn mit einem erhobenen Finger zum Schweigen. »Unser Informant auf Mont Saint-Michel übermittelte uns die Nachricht, dass sich dem Kommando ein weiterer Agent angeschlossen hat. Der junge Djones .«
    Nathan und Paolo warfen sich einen verstohlenen Blick zu, während von Bliecke kalter Schweiß auf die Stirn trat.
    Â»Doch offensichtlich ahntet Ihr nichts von dieser neuen Entwicklung«, fuhr Zeldt mit Grabesstimme fort. »Hättet Ihr Euren Auftrag zufriedenstellend erfüllt, hättet Ihr alle feindlichen Agenten abgefangen.«
    Von Bliecke nickte ergeben. »Ihr habt selbstverständlich recht, Euer Hoheit. Der Fehler liegt ganz bei mir.«
    Zeldts Gesichtsausdruck blieb einen Moment lang ungerührt, dann huschte ein Lächeln über seine Lippen. »Aber wie Ihr bereits sagtet: Es ließ sich nicht verhindern.«
    Der Kommandant seufzte erleichtert. Er schien noch einmal ungeschoren davonzukommen.
    Gemessenen Schrittes ging Zeldt auf eine schwere Metalltür zu, die aussah, als befinde sich dahinter ein Tresor. In der Mitte war ein Rad; es hatte die Form einer sich windenden Schlange. Zeldt drehte daran wie an einer Kurbel. Mit einem dumpfen Klicken öffnete sich ein Riegel, und die Tür schwang auf. Hinter ihr lag eine kleine Kammer.
    Â»Ihr seid den ganzen Tag gereist und müsst sehr erschöpft sein. Das Abendessen wird hier drinnen serviert«, sagte er und bedeutete von Bliecke einzutreten.
    Der Kommandant nickte beflissen und eilte, Felson immer noch an seiner Seite, auf die offenstehende Tür zu. »Danke, vielen Dank. Mir werden keine weiteren Fehler unterlaufen, das schwöre ich.«
    Â»Der Hund kann bleiben.«
    Von Bliecke wurde kreidebleich. »Sir?«
    Â»Der Hund. Lasst ihn hier.«
    Â»Ja … selbstverständlich.« Von Bliecke fuhr sich mit der Hand über die Stirn und blickte ängstlich auf Felson hinab. Er

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