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Jake Djones und die Huter der Zeit

Jake Djones und die Huter der Zeit

Titel: Jake Djones und die Huter der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dibben Damian
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Kutsche.«
    Mit pochendem Herzen folgte Jake dem anderen Kuttenträger, der ein Gepäckfach an der Rückseite der Kutsche öffnete. Ächzend vor Anstrengung zerrten sie die schwere Truhe heraus, und Jake musste seine ganze Kraft aufbringen, damit sie seinem Griff nicht entglitt. Sie schleppten sie über die Wiese und stellten die Truhe zu Minas Füßen ins Gras.
    Als Mina sie mit der Stiefelspitze aufklappte, erstrahlte Kants Gesicht vor Verzückung: Die Truhe war bis zum Rand gefüllt mit schimmernden Goldmünzen. Bebend vor Freude beugte er sich hinunter und vergrub beide Hände bis zu den Ellbogen in dem Schatz.
    Â»Pures, nacktes Gold«, sagte er lachend. »Welch Balsam für die Seele! Wie immer war es mir das größte Vergnügen, mit Euch Geschäfte zu machen, Miss Schlitz … Ich habe Wildbret mitgebracht« – Kant deutete auf den toten Hirsch, der an dem Planwagen baumelte –, »schön abgehangen. Wir wollen die Gelegenheit mit einem kleinen Festmahl feiern. Hermat! Lade die Truhe ein, und bring mir das Fleisch.«
    Hermat tat wie geheißen, klappte den Deckel zu, hob die Truhe mühelos vom Boden und verstaute sie in der Kutsche. Dann löste er die Knoten an den Hufen des Hirsches, der mit einem dumpfen Schlag auf die Erde fiel.
    Jake sah, wie Mina, das silberne Kästchen fest mit der Hand umschlossen, mit ihrem Gast in dem schwarzen Pavillon verschwand, und überlegte: Sie hatte eine ganze Tagesreise zurückgelegt, von einem Dutzend Soldaten bewacht, um diesen Mann zu treffen, und ihm ein Vermögen für seine Ware bezahlt … Er musste herausfinden, was sich in der kleinen Kassette befand.

15

    Der Fürst der Finsternis
    D ie Nacht brach herein, als sich eine Kutsche durch schmale, steinige Serpentinen einen Berg hinaufmühte. Hoch oben auf der Spitze des Berges thronte ein Schloss, aus dessen Gemäuer sich bizarr geformte Türme gen Himmel reckten. In der Kutsche saß Friedrich von Bliecke, Felson lag schlafend zu seinen Füßen. Der Kommandant dachte über die Zukunft nach, über seine eigene Zukunft, und es waren düstere Gedanken, die er hin und her wälzte. Sein Auftrag hatte gelautet, in Venedig vier feindliche Agenten gefangen zu nehmen. Das war ihm nur zur Hälfte gelungen, und er wusste nur zu gut, dass ein unerfüllter Auftrag als Versagen aufgefasst werden würde.
    Von Bliecke war nicht allein. Hinter der Kutsche befanden sich in einem mit Ketten und Schlössern gesicherten Anhänger, in nachtschwarzer Finsternis zusammengepfercht und fast umkommend vor Hunger, Nathan Wylder und Paolo Cozzo.
    Nathan war kaum bei Bewusstsein. In jeder Kurve und bei jedem Stein, über den sie fuhren, rollte sein Kopf auf dem Boden des hölzernen Verlieses hin und her, während Paolo, dem seit zwölf Stunden das Entsetzen nicht mehr aus dem Blick gewichen war, durch einen kleinen Spalt nach draußen spähte.
    Â»Wir fahren auf etwas zu!«, keuchte er atemlos. »Ich glaube, es ist ein Schloss. Es sieht schrecklich aus! Das war’s dann wohl. Dort werden sie uns dann umbringen!«
    Â»Wenn sie vorgehabt hätten, uns zu töten«, krächzte Nathan, »hätten sie es bereits getan. Was sie mit uns vorhaben, ist, denke ich, schlimmer als der Tod.«
    Â»Schlimmer als der Tod? Was in aller Welt könnte schlimmer sein als der Tod?« Paolo brauchte weniger als eine Sekunde, um selbst auf die Antwort zu kommen. »Doch nicht etwa Folter? Ihr meint, sie wollen uns foltern ?«, fragte er verzweifelt.
    Â»Ich würde auf Streckbank tippen. Das hoffe ich zumindest. Ein paar Dehnübungen würden mir guttun«, erwiderte Nathan und versuchte ein Grinsen.
    Paolo schüttelte den Kopf. »Das ist wohl kaum die richtige Zeit für Scherze, Signore Nathan.«
    Â»Wer hat denn gesagt, dass ich scherze?«
    Langsam kroch die Kutsche weiter den Berg hinauf.
    Im ersten Stock des Schlosses befand sich eine Bibliothek, ein endlos langer, finsterer Schlauch, angefüllt mit uralten Folianten. In jeder der finsteren Ecken dieses gespenstischen Raumes standen Statuen, lebensgroße Nachbildungen von Kriegern und Tyrannen, ihre mitleidlosen Mienen in kaltem Marmor verewigt. Zu beiden Seiten spendeten etwa alle zehn Meter offene Feuerstellen unheilvoll flackerndes Licht, dazwischen erstreckte sich ein langer Tisch aus schwerem Eichenholz.
    An einem Ende der riesigen Tafel stand ein

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