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Jake Djones und die Huter der Zeit

Jake Djones und die Huter der Zeit

Titel: Jake Djones und die Huter der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dibben Damian
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Waldes zu.
    Â»Haltet ihn!«, brüllte Mina, während sie sich aus ihrem eingestürzten Pavillon befreite.
    Fünf der Kuttenmänner machten sich sofort an die Verfolgung, rissen noch im Lauf Bogen und Pfeile von einem Ständer und jagten Jake hinterher.
    Als er den Waldrand erreicht hatte, blieb er keuchend stehen und schaute zurück: Aus drei Richtungen näherten sich seine Verfolger über die mondbeschienene Lichtung. Mit leicht zitternder Hand zog er sein Kurzschwert, doch die Parierstange verfing sich in seinem Umhang. Während er mit aller Kraft daran zog, hörte er plötzlich ein Pfeifen. Er blickte auf und sah, wie ein Pfeil sich in den Baum direkt neben ihm bohrte. Jake stand einen Moment lang wie gelähmt da und sah schon die zweite Salve durch die Luft sirren. Eines der Projektile flog genau auf ihn zu, und nur einen Wimpernschlag später spürte Jake einen Schlag gegen die Brust wie von einem Schmiedehammer, dann prallte das Geschoss mit einem hohlen Scheppern von seinem Harnisch ab.
    Endlich wirbelte er herum und rannte in den Wald, Hände und Unterarme erhoben, um seine Augen vor den peitschenden Ästen zu schützen. Weitere Pfeile schlugen um Jake herum ein, während seine Füße sich blind einen Weg durchs Dickicht bahnten. Dann ein weiteres Pfeifen, näher diesmal, gefolgt von dem Geräusch von reißendem Stoff. Jake spürte einen brennenden Schmerz – ein Streifschuss hatte seinen Arm gleich oberhalb des Ellbogens aufgeschlitzt. Im Laufen befühlte er die Wunde und spürte warmes Blut daraus hervorsickern, doch das Adrenalin in seinen Adern trieb ihn weiter ohne zu straucheln über den tückischen Waldboden.
    Ein Jagdhorn ertönte. Jake blickte über die Schulter und sah eine Gruppe von Reitern zwischen den Bäumen hindurch auf sich zu galoppieren, und da geschah es: Sein Fuß blieb an einer der Wurzeln hängen, Jake flog in hohem Bogen durch die Luft, machte einen unfreiwilligen Salto und rollte krachend durch das dornige Unterholz, bis er schließlich gegen einen Baumstamm prallte.
    Jake öffnete die Augen und blinzelte ins grelle Mondlicht, das durch die Tannenzweige über ihm drang. Das Schwert hatte er bei dem Sturz verloren. Er war also nicht nur unbewaffnet, er kam sich auch noch unendlich dumm vor – wie war er nur auf die Idee gekommen, dass er es allein mit Minas gesamter Eskorte hätte aufnehmen können, in einem fremden Land, in einer ihm fremden Epoche?
    Schritte näherten sich, und ein Schatten brach aus dem Unterholz. Es war der Soldat, neben dem Jake auf dem Pritschenwagen gesessen hatte. Mit ausdruckslosen Augen zog er sein Schwert und machte sich zum Todesstoß bereit.
    Da erwachte Jakes Überlebensinstinkt. Er sprang auf die Beine, griff nach einem auf dem Boden liegenden Ast und schlug ihn seinem Angreifer mit aller Kraft gegen die Schläfe. Jake hörte ein Knacken, die Augen des Jungen rollten nach oben, dann fiel er hintenüber und knallte mit dem Kopf gegen einen Baum. Jake wollte schon nachsehen, wie schwer er verwundet war, da bemerkte er, dass seine Augen halb offen standen und leicht flackerten. Er war also noch am Leben.
    Â»Sorry, aber du hast angefangen«, murmelte Jake, hob sein Schwert auf und rannte weiter. Wieder schaffte er es irgendwie, den Griff der Waffe in seinem Umhang zu verknoten. »Was ist bloß los mit mir?«, fluchte er und riss das verhedderte Stück Stoff kurzerhand ab.
    Das Jagdhorn ertönte ein zweites Mal. Die Hufschläge waren jetzt so nahe, dass er das Schnauben der Pferde hören konnte. Jake spürte seinen Puls bis in die Schläfen. Keuchend hastete er weiter, doch eines der Pferde hatte ihn bereits eingeholt – aus dem Augenwinkel sah er den Schweiß auf der Flanke des Tieres im Mondlicht glänzen. Jake drehte den Kopf und erblickte die geisterhafte Silhouette des Reiters, die sich scharlachrot vom Dunkel der Nadelbäume abhob, darüber der scharfe Umriss einer todbringenden Axt, die auf seinen Kopf niederfuhr.
    Ein Kaleidoskop von Bildern zog vor Jakes innerem Auge vorbei: seine Eltern, sein Bruder Philip, das Reihenhaus in London, das Trampolin im Garten, Jakes Zimmer, die letzte Geburtstagsparty, die Korridore in der Schule, die er besuchte, dann wieder sein Bruder …
    Die Schneide war nur noch Millimeter von seiner Stirn entfernt, da blieb die Zeit plötzlich stehen.
    Nein, nicht die Zeit, sondern die Axt.

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