Jake Djones und die Huter der Zeit
hat. Es gibt nur zwei Leute, die Zugang zu allen Räumen des Schlosses haben: mich selbst und ⦠Jupitus Cole.«
»Du glaubst, dass er der Informant ist?«
»Drücken wir es so aus: Ich würde ihn gern von der Liste der Verdächtigen streichen können.«
»Galliana, du weiÃt, dass Jupitus und ich uns nicht gerade mögen, aber ⦠Jupitus ein Spion? Hältst du das wirklich für möglich? Hast du noch auf anderen Nachrichten Fingerabdrücke gefunden?«
»Bis jetzt nicht. Aber das besagt gar nichts. Ich gehe davon aus, dass der Spitzel normalerweise umsichtiger vorgeht, Handschuhe benutzt oder dergleichen. Der Fingerabdruck war mit Sicherheit nur ein Unfall. Rose, ich will, dass du Folgendes für mich tust: Heute Nacht, während Océanes Geburtstagsbankett, durchsuchst du bitte Coles Gemächer.«
»Wie bitte? Um Himmels willen ⦠Ist das wirklich dein Ernst?«
Galliana reichte Rose einen Schlüssel. »Damit kannst du die Tür zu seiner Suite aufsperren. Als Allererstes brauche ich Dokumente von seinem Schreibtisch, damit ich die Fingerabdrücke vergleichen kann. Zweitens musst du nach Hinweisen Ausschau halten, ob er mit Zeldt oder der Schwarzen Armee oder irgendeiner anderen feindlichen Organisation in Verbindung steht. Verstanden?«
»Ein Auftrag! Ich habe endlich wieder einen Auftrag!«, rief Rose aufgeregt. »Nach fünfzehn Jahren bin ich endlich wieder im Einsatz.« Freudig nahm sie den Schlüssel entgegen und steckte ihn ein. Da huschte ein besorgter Ausdruck über ihr Gesicht. »Wie geht es in Venedig weiter?«, fragte sie. »Schicken wir noch ein Team?«
»Nicht, solange wir die genaue Lage nicht kennen. Was mich zu meiner nächsten Frage bringt: Dein Neffe ⦠Wird er es schaffen?«
Rose überlegte einen Moment lang und blickte Galliana dann fest in die Augen. »Jake?«, sagte sie. »Ganz bestimmt. Er hat das Zeug zu einem Helden. Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel.«
Der Kutschenkonvoi bewegte sich unter der sengenden Julisonne durch das ländliche Italien.
Die jungen »Soldaten«, die neben Jake auf dem Pritschenwagen saÃen, waren alle etwa in seinem Alter. Rein äuÃerlich waren sie ein bunt zusammengewürfelter Haufen â manche blond, andere dunkel, kleine Schmächtige neben breitschultrigen Hünen â, aber im Hinblick auf ihre Persönlichkeit schienen sie einander erschreckend ähnlich zu sein: Sie hatten keine. Niemand sprach ein Wort, niemand verzog eine Miene, während der ganzen Fahrt nicht. Jake kam das natürlich nur entgegen, denn auf diese Weise lief er auch nicht Gefahr, sich durch ein falsches Wort zu verraten, aber die angespannte Atmosphäre beunruhigte ihn dennoch.
Als der Tag kühler wurde und die Sonne allmählich hinterm Horizont versank, rief Mina ein Kommando, und der Tross kam zum Stehen. Mina kletterte von der pechschwarzen Kutsche herunter und suchte aufmerksam die Gegend ab. Sie befanden sich in einem breiten Tal, in dessen Mitte ein kleiner Fluss vor sich hin plätscherte. Zur einen Seite erstreckte sich ein dunkler Tannenwald die Talflanke hinauf, und vor ihnen konnte Jake die Umrisse einer kleinen Stadt ausmachen â Bassano, wie er annahm â, dahinter, weit weg am Horizont, die schneebedeckten Gipfel der Alpen.
Nachdem Mina sich überzeugt hatte, dass der Platz sicher war, gab sie Befehl, das Lager aufzuschlagen.
Sofort machten sich alle an die Arbeit. Unter den Sitzbänken wurde eine Unzahl von Kisten hervorgezogen, und die jungen Soldaten begannen in groÃer Eile, in einer schnurgeraden Reihe am Fluss entlang die Zelte für die Nacht aufzustellen.
Während des verregneten Campingurlaubs in Südengland mit seinen Eltern und Philip hatte Jake zumindest gelernt, wie man ein Zelt nicht aufstellt, also konnte er immerhin so tun, als wüsste er, was er zu tun hatte.
Als Erstes war Mina Schlitzâ Zelt errichtet. Es war ein Pavillon, genauso schwarz wie ihre Kutsche und mindestens doppelt so groà wie die anderen Zelte. Die Soldaten hatten ihn kaum aufgestellt, da verschwand sie auch schon darin.
In einem kleinen Steinkreis wurde ein Feuer entzündet, und ein paar der Wachen schickten sich an, gepökeltes Fleisch darauf zu braten. Und während der gesamten Fahrt sprach auch jetzt niemand ein Wort â auÃer um Befehle zu erteilen.
Hoch oben in der Luft sah Jake einen
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