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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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Und für jeden, der lebend auf der anderen Seite des Atlantiks ankommt, lässt sich ein schöner Gewinn erzielen.«
    »Bist du von Sinnen?«, schnaubte Jakob Fugger. »Wir handeln mit Stoffen, Metall und Gewürzen. Aber ich bin kein Seelenverkäufer. Außerdem will ich mit dem Geld nicht handeln, sondern irgendetwas erwerben, das seinen Wert behält und über lange Zeit noch steigert.«
    »Entschuldige«, meinte Conrad Peutinger und lächelte. »Ich vergaß, dass du einmal Kanoniker warst. Dann also kein Sklavenhandel für Jakob Fugger. Aber vielleicht könnten goldene Meßbeser, Geschmeide und andere Burgunderschätze dein Herz erfreuen.«
    »Burgunderschätze?«, wiederholte Jakob erstaunt. »Meinst du etwa auch den legendären Hort, den Hagen von Tronje dem Helden Siegfried –«
    »Nein, nein, nicht das Rheingold«, unterbrach Peutinger und lachte. »Ich meine viel mehr all den Schmuck und die Juwelen, die Karl dem Kühnen gehört haben. Kostbare Kleinodien, die vor einem Vierteljahrhundert nach seiner vernichtenden Niederlage bei Murten gegen die Eidgenossen und Lothringer auf geheimnisvolle Weise verschwunden sind.«
    »Soll das heißen, du weißt, wo sich die Burgunderschätze befinden?«, fragte Jakob, und seine Stimme zitterte ein wenig vor Erregung. Peutinger lehnte sich zurück. Sein Gesicht wirkte plötzlich wie das eines Jungen, der von einem Fuchsbau oder einer Höhle wusste, in der etwas versteckt war, das alle anderen haben wollten.
    »Zum Teil«, sagte er dann. »Ich weiß zum Teil über die burgundischen Juwelen Bescheid. Ihre Besitzer können sie nicht verkaufen, weil sie überall zu gut bekannt sind. Wer diese Schmuckstücke erwirbt, dürfte sie nur besitzen und sich daran erfreuen, aber nie darüber reden und sie erst recht nie zeigen.«
    »Wie viel?«, stieß Jakob sofort hervor. »Mit wie viel kann ich einsteigen?«
    »Es wird nicht wenig sein«, sagte Conrad Peutinger. »Doch wenn du willst, kann ich mich am oberen Rhein einmal umhören.«
    Während Conrad Peutinger nirgendwo Verdacht erregte, wenn er sich bei seinen Reisen aus rein wissenschaftlichem Interesse auch für den Verbleib der Burgunderschätze interessierte, setzte Jakob deutliche Signale, die nur den Zweck hatten, bestimmte Leute auch auf sich aufmerksam zu machen. Er und Peutinger wussten inzwischen, dass sie sich bei ihren Nachforschungen auf die Stadt Basel konzentrieren mussten.
    Bereits einige Jahre zuvor hatten die Baseler Ratsherren einen Diamanten angeboten, der so groß wie eine Nuss sein sollte. Damals waren nicht mehr als fünftausend Gulden für das prächtige Juwel gezahlt worden. Peutinger versuchte es über verschiedene Wege. Aber weder in Basel noch in den anderen Städten am Oberrhein war etwas über den Verbleib der Kostbarkeiten zu erfahren. Nicht einmal Jakobs eigene Zuträger, die unablässig über alles, was geschah, in die Fuggerzentrale nach Augsburg berichteten, konnten etwas herausfinden.
    »Dann werde ich eben mit der Speckseite nach der Wurst werfen«, sagte Jakob nach dem Jahreswechsel zu Peutinger.
    »Was hast du vor?«
    »Ich werde Schmuck kaufen«, sagte Jakob. »Und zwar so laut und spektakulär, dass es auch diejenigen erfahren, hinter deren Kleinodien wir her sind.«
    »Der Fuchs baut seine Fallen auf«, meinte Peutinger lächelnd. Bereits am nächsten Tag gab Jakob in der Schreibstube eine entsprechende Anweisung: »Ich brauche eine Liste sämtlicher Messen und Märkte, bei denen in der letzten Zeit gute Geschäfte mit Gold oder Edelsteinen oder auch Schmuck gemacht wurden. Außerdem soll die Anweisung an alle Faktoreien herausgehen, dass die Herren dort Augen und Ohren offen halten, wann ein Handel mit Geschmeide und Preziosen angekündigt wird. Dabei interessieren mich besonders die Nachrichten von unseren Niederlassungen in Paris, Straßburg und Lyon, aber auch im Süden von Padua, Mailand und Genua. Aus Nürnberg oder München wird nichts kommen, und um Frankfurt kümmere ich mich selbst.«

Burgunderschätze
    Gleich zu Beginn des neuen Jahres baten Ulrich und Georg ihren Bruder zu sich. Der sah ihnen an, dass sie wieder einmal etwas vereinbart hatten, das sie ihm nur gemeinsam vortragen wollten. Ein kaum wahrnehmbares Lächeln spielte um seine Mundwinkel.
    »Wir müssen mit dir reden«, meinte Georg.
    »Aber nicht hier, vor den Schreibern«, fügte Ulrich hinzu. Die beiden lebten mit ihren inzwischen großen Familien im Haus am Rindermarkt, während Jakob noch immer im alten Stammsitz der

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