Jakob der Reiche (German Edition)
Anteilsscheinen an irgendwelchen Gruben oder Gewerken. Derartige Beteiligungen lohnen sich nur, wenn sie Jahr für Jahr und über lange Zeit einen guten Anteil vom insgesamt Geförderten oder Hergestellten erbringen. Aber ein wohlfeiles Gemälde und ein guter Wein können ihren Wert am besten dadurch steigern, dass die Zeit vergeht, damit sie eines Tages kostbar und einmalig werden.«
Tatsache blieb aber, dass Jakob mit dem Kauf des Geschmeides Geld aus der Firma gezogen hatte, das unter anderen Umständen dem Tagesgeschäft und damit dem Verdienst genutzt hätte.
»Wenn wir nicht bald wieder Geld in den Kassen haben, wird die Lage in Tirol unerträglich«, klagte Hans Suiter bei einem Besuch in Augsburg. »Die Bergwerke und ihre technische Ausstattung sind nicht mehr auf dem neuesten Stand. Wir haben in den vergangenen Jahren sehr viel in Ungarn und in den Karpaten investiert. Dafür fehlt es uns überall an neuen Pumpen, besseren Gleisanlagen für die Hunte innerhalb der Stollen und an einer besseren Belüftung.«
»Solange der Absatz von Kupfer so schlecht ist wie im Augenblick, habe ich nicht die Absicht, in den Ausbau unserer Bergwerke zu investieren«, wehrte Jakob ab. »Portugal, Genua und selbst Venedig sind kaum noch an unserem Kupfer interessiert. Die einzige Strecke, die noch Gewinn bringt, führt über Krakau nach Danzig und von dort aus nach Antwerpen und London.«
»Du darfst die Gewerke und Hütten in Tirol aber nicht verkommen lassen«, mahnte Hans Suiter besorgt. »In Innsbruck wird bereits die Forderung laut, dass dich der königliche Hof zwingen soll, mehr zu fördern und dadurch höhere Abgaben zu leisten.«
»Ich lasse mich von keinem König, keinem Fürsten und keinen königlichen Räten mehr zu irgendetwas zwingen«, entgegnete Jakob stolz. »Wenn Innsbruck Geld braucht, dann sollen sich die Herrschaften das meinetwegen von den Welsern und Gossembrots beschaffen.«
Er wusste sehr wohl, dass dieser Vorschlag nur dahingeredet war. Das Geschäft der Gossembrots ging seit Jahren zurück. Auch die Hochstetter und Herwarths waren nicht mehr finanzkräftig genug, um die Forderungen des königlichen Hofs zu erfüllen, und die Welser hatten sich fast aussichtslos in portugiesische Gewürzspekulationen verstrickt.
»Maximilian ist kein Dummkopf«, sagte Suiter ernst. »Er und seine Räte haben inzwischen ebenfalls rechnen gelernt. Einer von ihnen hat mir gerade erst kürzlich erklärt, dass ihr Fugger von der Lilie allein aus den Bergwerken in Ungarn und Thüringen mindestens eine Million Gulden im Jahr herauszieht und sicherlich ein Drittel davon als Reingewinn verbucht.«
»Wo kommen diese Zahlen her?«, schnaubte Jakob.
»Möglicherweise von der Konkurrenz«, antwortete Suiter. »Aber ich denke, dass die Innsbrucker mit ihren Vermutungen gar nicht so falsch liegen. Denn sonst würden sie mir nicht aufgetragen haben, dass es gut für alle weiteren Verhandlungen und unsere Existenz in Tirol wäre, wenn ich mit einem neuen Kredit über hunderttausend Gulden aus Augsburg zurückkäme.«
»Hunderttausend Gulden?«, wiederholte Jakob fassungslos. »Und das sagst du erst jetzt?«
»Ich hätte es am liebsten überhaupt nicht gesagt«, gab der ehemalige Bürgermeister von Innsbruck zurück. »Außerdem hat Maximilian längst erfahren, dass du mit Papst Julius ebenfalls in einer einträglichen Geschäftsverbindung stehst.«
»Ich muss ihm mehr vom Ablassgeld überlassen, als ursprünglich vereinbart war«, brummte Jakob verdrießlich. »Was findet der König daran einträglich?«
»Er meint nicht den Jubelablass zur vergangenen Jahrhundertwende und nicht den Ablass, der inzwischen auch für Verstorbene gezahlt werden kann, sondern die neue Kuppel der Peterskirche in Rom. Jedermann weiß doch inzwischen, dass sie gut zwei Millionen Dukaten kosten soll und dass ihr Fugger von der Lilie als Bank daran beteiligt seid. Die Gerüchte sagen, dass die Gesellschaft von jedem Peterspfennig in Deutschland, England und Dänemark, dem Rest Skandinaviens und den östlichen Ländern die Hälfte als Entgelt für das Inkasso und alle Dienstleistungen einbehält.«
Jakob blickte Suiter geradezu mit Abscheu an.
»Und daran wollen die Blutsauger in Innsbruck jetzt auch noch teilhaben«, schnaubte er widerwillig.
»Unsere Leute haben nun einmal die Schlüssel zu allen Ablasskästen«, sagte Hans Suiter besorgt. »Sie allein zählen vom Norden bis zu den Alpen sämtliche Einnahmen, Spenden und Opfer, die in diesen
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