Jakob der Reiche (German Edition)
würden. Trotzdem bleibt Maximilian die beste Kuh in unserem Stall. Eines Tages wird auch Spanien unter der Herrschaft des Reiches stehen, und wenn wir Glück haben auch noch Ungarn und Polen, Oberitalien und vielleicht sogar …«
Er brach ab und lachte leise. Es war, als hätte er gerade noch einen Gedanken gehabt, der ihm zu phantastisch vorkam, um ihn auszusprechen. Er blickte zwischen den Brüdern hindurch zu den halb geöffneten Fenstern. Weiße Wolken zogen über den hellen blauen Himmel. Er dachte daran, wie viele Bischöfe zugleich Fürsten waren.
»Warum«, so überlegte er, »warum sollte Maximilian als Kaiser nicht auch Heiliger Vater werden können?«
»Eigentlich wollten wir wissen, warum man sagt, dass du jetzt auch noch Geld für Schmuck und Edelsteine aus dem Fenster werfen willst«, sagte Georg.
»So? Sagt man das?« Jakob lachte zufrieden. »Die Antwort heißt: Weil ich sie kaufen will!« Er sah sie abwechselnd und weiter lächelnd an. »Für meine Ehefrau Sibylle«, fügte er dann hinzu.
Jakob Fugger reiste persönlich zur Frühjahrsmesse an den Main, um zu sehen, was der Frankfurter Faktor inzwischen in Sachen Gold und Juwelen erreicht hatte. Zu Jakobs Erstaunen war aber in Frankfurt nicht ein einziges Schmuckstück aus Burgund aufgetaucht.
»Wie ist das möglich?«, fragte Jakob enttäuscht. »Köln und Mainz wissen inzwischen ebenso gut, dass ich an Geschmeide interessiert bin, wie Worms und die anderen Städte rheinaufwärts. In Basel selbst kann ich nichts unternehmen, wenn ich die Welser nicht noch mehr aufmerken lassen will. Sie haben diese Stadt und den Rat der Dreizehn ohnehin fest in der Hand.«
»Wenn, dann wird der größte Teil der gestohlenen Preziosen in Basel versteckt sein«, meinte der Faktor.
»Ich werde dennoch von hier aus kaufen. Beschafft mir das teuerste Schmuckstück, das es zurzeit bei der Frankfurter Messe gibt.«
Bereits zwei Tage später tauchte der Faktor mit einem Ring auf, der einen riesigen, vollkommen geschliffenen Saphir trug. Jakob starrte den Ring an und wurde augenblicklich blass. Seine Ohren dröhnten, und für einen endlosen Moment hatte er das Gefühl, sein Herzschlag setze aus.
»Wo … wo habt Ihr diesen Ring her?«, fragte er tonlos.
»Von einem italienischen Gesandten in der Schweiz«, antwortete der Faktor. »Er heißt Niccolò Machiavelli und ist der Sekretär des Rates der Zehn von Florenz.«
»Und dieser Mann hat Euch den Ring verkauft, den der Sultan von Ägypten vor vielen Jahren an eine Königin verschenkt hat?«
»Ihr kennt den Ring und seine Geschichte?«, fragte der Faktor verwundert.
Jakob presste die Lippen zusammen. Sollte er erzählen, wo und wann er das Gemälde von Caterina und den Ring mit der eigenartigen Fassung an ihrer Hand gesehen hatte? Was gingen diese Dinge einen Firmenfaktor in Frankfurt an?
»Ihr übernehmt die Ausgaben für diesen Ring und müsst sie so in Euren Büchern unterbringen, dass der Gegenstand selbst mit keinem Wort erwähnt wird.«
»Fünftausend Gulden!«, stöhnte der Faktor.
Jakob kümmerte sich nicht um das leidende Gesicht seines Faktors. Die Geschäftsführer der einzelnen Niederlassungen erhielten neben ihrem regelmäßigen monatlichen Gehalt so viele Zuwendungen aus guten Geschäften, dass viele von ihnen inzwischen bessergestellt waren als die Minister und Räte beim König oder an den anderen Fürstenhöfen. Dennoch mussten sie nicht alles wissen! Auch nicht, warum Jakob Fugger den Ring in das samtausgeschlagene Kästchen zurücklegte, es zuklappte und einsteckte.
Noch für denselben Tag ließ er die Pferde für seine Rückkehr nach Augsburg vorbereiten.
»Lasst verbreiten, dass ich Schmuck und Geschmeide für mein Eheweib Sibylle kaufe. Aber kein Wort über diesen Saphirring, wenn Euch Euer Posten bei uns Fuggern lieb ist! Auch nicht zu meinen Brüdern! Wenn Ihr den Mund haltet, werde ich Euch irgendwann Eure Ausgaben erstatten – mit einem hübschen Zins natürlich. Nehmt einfach an, Ihr seid mit den fünftausend von heute an bei uns beteiligt.«
»Wenn aber irgendeiner von den Schreibern –«
»Bindet sie an Euch, wie ich gerade Euch an mich gebunden habe. Auf diese Weise lernt Ihr, wie man auf lange Sicht gute Geschäfte macht.«
Zurück in Augsburg, bemerkte Jakob, dass sich immer mehr Innsbrucker, die auf irgendeine Weise mit dem Hof Maximilians in Verbindung standen, in der Stadt am Lech aufhielten. Einige blieben nicht in den Herbergen, sondern erwarben Anwesen, die
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