Jakob der Reiche (German Edition)
ihr Pulver bei ihren Abenteuern verschießen. Dadurch achten sie weniger darauf, wie fest das Tuch wird, mit dem ich meine Schlingen webe.«
»Du meinst deine Pläne mit Maximilian?«
»Ich will, dass er Kaiser wird – nicht nur gewählt, sondern in Rom vom Papst gesalbt, wie es seit Karl dem Großen üblich ist.«
»Und bis es so weit ist, solltest du auch einmal an dich selbst denken, Jakob. Seit Jahr und Tag beschenkst du Sibylle. Doch sie behandelt dich, wie es ihr gefällt. Warum kommst du nicht einmal mit zur Laminit? Trink doch gelegentlich dort, wo dich kein einfacher Augsburger sieht, mit den Gossembrots oder Welsern einen Schoppen. Nimm ein paar Mädchen in den Arm und lass dich so verwöhnen, wie sie es überall in den Badehäusern tun.«
»Derartige Vergnügungen sind nicht nach meinem Geschmack«, antwortete Jakob pikiert. »Ich möchte, dass Maximilian Kaiser wird, wie es sich gehört. Und ich ganz allein sein Bankier. Eine derartige Zufriedenheit kann mir kein Gold, kein Keller voller Weine und kein Haus mit Dirnen im Schatten eines Doms verschaffen.«
»Dann wäre ich dir sehr verbunden, wenn du wenigstens einige Dutzend Ellen guten Tuchs und bunter Seide für die Gespielinnen der Laminit ausbuchen könntest. Sie bedrängen mich schon länger, weil sie denken, dass ein Stadtschreiber eine volle Kasse hat.«
Jakob schüttelte den Kopf, doch dann kam er zu einem anderen Entschluss.
»Du sollst die besten Stoffe für dieses Weibsvolk bekommen, die wir im Lager haben. Aber nicht bunt oder aus Seide, Herr Doktor Peutinger, sondern schicklich aus Wolle, schwarz und züchtig, wie es einem Weib ansteht, das täglich in die Messe geht.«
»Bist du von Sinnen? Du kannst die jungen Weiber von Anna Laminit doch nicht in schwarze Wolle stecken!«
»Schwarz oder gar nichts«, beschied ihn Jakob. Er presste die Lippen zusammen und dachte an die widerliche Belustigung, die er vor vielen Jahren im Vatikan miterlebt hatte. »Und was dich betrifft, will ich nicht wissen, was du bei diesem Hurenvolk machst. Als Gegenleistung für die Stoffe sagst du mir in Zukunft, wann einer der Welser und andere Herren im Haus der Kupplerin verkehren.«
Jakob hatte sich nie viel um die Augsburger Patrizier und um die anderen alteingesessenen Familien gekümmert.
»Sie mögen uns nicht«, sagte er nach dem Pfingstgottesdienst zu Ulrich und Georg. »Vielleicht sollten wir nach anderen Wegen suchen, um etwas für unsere Seligkeit und den Nachruhm zu tun.«
»Dann lasst am besten gleich eine Grabkapelle für mich bei Sankt Anna ausgestalten«, klagte Georg, der sich nur noch unter großen Schmerzen in die Schreibstube quälte.
»Eine ausgezeichnete Idee«, stimmte Ulrich sofort zu.
»Ich dachte eigentlich an etwas anderes«, meinte Jakob. »Es gibt da einige Maler, die unsere Familie einzeln oder auch gemeinsam porträtieren könnten.«
»Mich hat damals in Venedig Bellini gemalt«, stöhnte Georg. »Aber das vertreibt auch nicht die Schmerzen, die mich schon bald umbringen.«
»Also, was meint ihr?«, überging Jakob den Einwand seines Bruders. »Ich weiß, dass Albrecht Dürer und Hans Holbein in der Stadt sind. Wir könnten sie für uns verpflichten.«
Die Brüder waren einverstanden. In den folgenden Wochen ging es so kunstsinnig wie selten im Palast der Fugger zu. Ulrich und Georg ließen sich von Dürer und von Holbein malen. Danach kamen Ulrichs Söhne Ulrich der Jüngere und Hieronymus an die Reihe. Den Abschluss bildeten Georgs Söhne Raimund und Anton. Auch Sibylle kam Tag für Tag in die extra eingerichteten Räume, um dem Meister Modell zu stehen. Während im ganzen Haus nur noch über Kunst, Malerei, Kirchengestühl und schließlich sogar über die Ausmalung der Sixtinischen Kapelle in Rom durch einen gewissen Michelangelo gesprochen wurde, sammelte Jakob in seiner Schreibstube im Haus am Rohr vollkommen andere Nachrichten.
Zwischen dem Haus Habsburg und den Ungarn bahnte sich eine Hochzeit an. Allein die Möglichkeit einer Verbindung zwischen der ungarischen Prinzessin Anna und einem Enkel Maximilians öffnete in Innsbruck und in Wien Dutzende von Händen. Jeder, der nur halbwegs glaubhaft machen konnte, dass er irgendetwas in dieser Angelegenheit bewirken konnte, streckte seine Krallen aus. Schon auf Vermutungen hin wurden Gold- und Silbermünzen an die kaiserlichen Räte und selbst an kleine, unwichtige Kammerdiener und sonstige Bedienstete ausgegeben.
Jakob beobachtete missmutig, dass sein Handelshaus
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