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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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keuchte Georg mit schwacher Stimme.
    Er kam nur noch einmal in der Woche in das große Kontor, in dem er jahrelang mit seinem Bruder Ulrich gearbeitet hatte. Zumeist ließ er sich von Anton, seinem dreizehnjährigen dritten Sohn, die Treppen hinauf bis zu seinem Sessel führen. Anton war es auch, der aufschrieb, was der Vater ihm mit leidendem Gesicht und immer wieder hustend in die Gänsefeder diktierte.
    »Schaden sie uns wirklich?«, fragte Jakob nachsichtig. Johannes Zink schürzte die Lippen, hob etwas die Schultern, dann bewegte er seinen halslosen Kopf bedächtig hin und her.
    »Eigentlich ist es auch nicht viel anders als früher«, sagte er. »Nur ist das Volk in Rom mit den Jahren wieder frecher geworden. Nach der Prasserei und den sündigen Festen des Borgia-Papstes Alexander macht Julius, dieser nicht weniger skrupellose Rovere-Papst, seine Sache eigentlich ganz gut. Allerdings braucht er noch mehr Geld für seine Bauten und seine wahnsinnigen Pläne als der sittenlose Spanier. Inzwischen fordert Julius sogar einen Haufen eigener Landsknechte, die ihn bewachen und vor dem Pöbel schützen sollen.«
    »Was soll daran so ungewöhnlich sein?«, fragte Jakob. »Auch Alexander  VI . hat Heere ausgerüstet und sogar seinen Sohn Cesare als Condottiere in Schlachten und auf Raubzüge geschickt.«
    »Aber Julius  II . hat keine kämpferische Familie«, erklärte Johannes Zink. »Deswegen denkt er auch an Landsknechte, an Söldner, wie sie König Maximilian zur Verfügung hat, wenn er sie braucht –«
    »… und wenn ein anderer sie bezahlt«, unterbrach ihn Jakob spöttisch.
    Zink riss die Augen auf und starrte seinen Herrn ungläubig an. »Du weißt es bereits?«
    »Was soll ich wissen?«
    »Dass sich Papst Julius hundert Bewaffnete oder auch zweihundert von dir erbittet. Es soll sich dabei weder um Italiener noch um Franzosen oder gar Polen oder Ungarn handeln.«
    »Bist du von Sinnen?«, warf Ulrich ein. Er hatte dem Gespräch die ganze Zeit missmutig zugehört. »Das würde doch die allergrößten Verwicklungen zwischen sämtlichen gläubigen Königreichen und Herzogtümern geben. Welcher Bischof, welcher Fürst würde noch bereit sein, Ablassgelder für den Vatikan zu sammeln, wenn der Papst damit ein eigenes Heer aufstellt?«
    »So weit ist es noch nicht«, beschwichtigte Zink. »Julius will kein großes Heer, und er will auch keine Peterspfennige für seine Garde ausgeben. Deswegen hat er auch direkt bei mir nachgefragt, ob das Haus Fugger nicht eventuell zu einem kleinen Gegengeschäft bereit wäre.«
    »Ein Gegengeschäft?«, fragte Jakob sofort. »Davon hast du bisher noch nichts gesagt.«
    »Papst Julius bietet an, dass unsere Bank, ich meine, die Fugger von der Lilie, in Rom eine Prägeanstalt für Münzen einrichten könne – Gold- und Silbermünzen für den Heiligen Stuhl, eigenes Geld für den Vatikan.«
    Ulrich, Georg und Jakob maßen den Faktor ihrer Niederlassung und der Bank in Rom mit sehr unterschiedlichen Blicken. Georg wirkte plötzlich klein und weinerlich. Ulrich richtete sich steif in seinem Sessel auf und umklammerte mit beiden Händen die Löwenköpfe an den Armlehnen, während eine steile Falte zwischen seine Brauen trat. Nur Jakob strahlte plötzlich, als hätte sich durch die Gnade Gottes eine schwarze Wolke über seinem Kopf aufgelöst. »Das ist ein Augenblick, wie ich ihn mir schöner überhaupt nicht denken kann. Wir sammeln nicht nur Peterspfennige und viele, viele Ablassgulden, sondern prägen jetzt auch noch die Münzen für den Vatikan direkt in Rom. Das ist genial, Magister Zink! Ein wirkliches Geschenk des Himmels! Allein für die Idee soll er seine Leibwächter bekommen … von mir aus hundertfünfzig kämpferische Eidgenossen.«
    »Eine Schweizer Garde«, sagte Zink und lachte nun ebenfalls.
    »Ich hätte nie gedacht, dass es so schwer sein könnte, hundertfünfzig Fußknechte für den Vatikan zu kaufen«, seufzte Jakob Fugger einige Wochen später. Er saß bei Conrad Peutinger und betrachtete den neuen hüfthohen Globus, den Martin Behaim gebaut und beschriftet hatte. Er roch noch immer nach Knochenleim und enthielt bereits den neu entdeckten Doppelkontinent im Westen.
    »Macht dir dieses kleine Problem etwa mehr Sorgen als die Neue Welt, die bereits die Gedanken der meisten Handelshäuser bewegt?«
    »Das ist in der Tat so«, entgegnete Jakob. »Das Meer ist groß und die Neue Welt sehr weit. Was uns betrifft, so müssen wir zuerst einmal die Probleme lösen,

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