Jakob der Reiche (German Edition)
Schätzen zurückgreifen. Außerdem ist seine Gemahlin Johanna in Spanien nicht unvermögend.«
Maximilian ahnte nicht, dass Lichtenstein nicht nur Marschall von Tirol war, sondern ein Gehalt von zweitausend Gulden jährlich durch die Fugger bezog. Jakob wusste durch ihn längst, dass Philipp der Schöne seinen Vater auf keinen Fall bei einem Zug nach Rom unterstützen würde. Selbst über die Absichten seiner beiden Enkel Karl und Ferdinand war Maximilian schlechter unterrichtet als der Augsburger Kaufherr.
»Um die Fugger von der Lilie jetzt noch auszuschalten, ist es zu spät«, erklärte Lichtenstein bedauernd. »Ohne ihre ausgezeichneten Verbindungen kämen selbst gut gerüstete Berittene zwischen Mailand und den Sümpfen von Venedig nicht sehr weit.«
»Und mit den Fuggern ebenso wenig«, schnaubte Maximilian. »So wie ich Jakob kenne, wird er schon für das Zaumzeug der ersten tausend Pferde die halben Alpen als Unterpfand verlangen!«
Lichtenstein lachte. Dann sagte er: »Ich werde meine Ohren offen halten. Vielleicht ergibt sich ja die eine oder andere schwache Stelle bei diesem Jacopo.«
Familienangelegenheiten
Georgs Tod kam nicht überraschend. Er wurde in Sankt Anna beigesetzt. Bereits beim anschließenden Leichenschmaus sprachen die versammelten Abgesandten aus Innsbruck und Honoratioren überall aus Süddeutschland darüber, dass Maximilian mit einem Heer nach Ungarn aufbrechen würde.
»Nach außen hin wird es wie ein Feldzug aussehen, um die habsburgischen Erbansprüche gegen nationalen Widerstand an der mittleren Donau durchzusetzen«, meinte einer der Innsbrucker hinter vorgehaltener Hand, aber doch laut genug, dass viele es verstanden.
»Aber in Wahrheit geht es doch um die Vereinbarung einer Doppelhochzeit zwischen den Habsburgern und den polnischen Jagiellonen in Ungarn«, bestätigte Anton vom Ross. Der frühere Obristhauptmann wirkte inzwischen recht gebrechlich.
Nur wenige Wochen später wurde Jakob in Innsbruck von Maximilian empfangen. Selten zuvor war ihm der deutsch-römische König so gut gelaunt begegnet.
»Es ist so weit!« Er streckte seine Arme aus, packte Jakob an den Schultern und schüttelte ihn wie seinen Bruder. »Jetzt brauchen wir nur noch genügend gut geprägte Guldiner von dir, damit ich in diesem Jahr noch mit meinem Sohn Philipp nach Rom zu meiner Kaiserkrönung reiten kann.«
Jakob wusste sehr wohl, warum sich Maximilian jetzt beeilen wollte. Philipp der Schöne hatte gleich nach dem Tod seiner Mutter Maria von Burgund im Alter von drei Jahren deren Erbe in den burgundischen Niederlanden angetreten. Jahrelang hatten sich die Niederländer dagegen gewehrt, von einem Kind regiert zu werden. Erst als Philipp im Alter von fünfzehn Jahren für volljährig erklärt worden war, hatte er auch die Regierungsgeschäfte in Brüssel übernehmen können. Doch erst die Heirat mit Johanna von Kastilien, der Erbtochter des Königspaares Ferdinand und Isabella, brachte ihm mehr Zustimmung. Nach dem Tod Isabellas zwei Jahre zuvor war deren Krone an Johanna und damit auch an Maximilians Sohn Philipp übergegangen. Doch erst vor wenigen Tagen, im Juli 1506, hatten die Edlen von Kastilien Philipp als ihren König anerkannt. Und nun war das mühsam erreichte Gleichgewicht zwischen den Mächtigen erneut in Gefahr.
»Ich habe manchmal regelrechte Alpträume«, sagte Maximilian eines Morgens zu Jakob Fugger. »Ich weiß auch nicht mehr, ob meine Hochzeitsvereinbarungen mit den Jagiellonen in Ungarn wirklich ein kluger Schachzug waren.«
»Und warum besteht Ihr weiterhin darauf, Majestät?«
»Ich brauche die Rückendeckung an den Ostgrenzen des Heiligen Römischen Reiches. Meine Wahl zum Kaiser durch die deutschen Kurfürsten war nur ein ehrenwerter und zugleich sündhaft teurer Verwaltungsakt. Erst das Salböl und die Krone aus der Hand des Papstes machen mich zum Imperator … zum echten, über allen anderen Fürsten stehenden Herrscher.«
Jakob war noch immer nicht bereit, Maximilians Wunschträume zu finanzieren. »Ihr mögt in allem recht haben«, sagte er geduldig. »Aber was Ihr vorhabt, Majestät, ist kein Ritt nach Rom zu einer Kaiserkrönung, sondern ein Feldzug bis zum Papst, um Eure Macht und die des Reiches zu demonstrieren.«
»Bin ich römischer König? Bin ich erwählter deutscher Kaiser? Soll ich vielleicht wie der Raubritter Götz von Berlichingen oder der Condottiere Cesare Borgia mit einem Haufen von Trunkenbolden von einer Stadt zur anderen ziehen?«
Er
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