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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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er dann. »Ich war fast zwanzig Jahre lang das letzte Rad am Wagen und habe fast die Hälfte davon nur zwei Soutanen für das ganze Jahr gehabt. Niemals ein Mädchen, nie einen Tanz und sofort beichten bei der kleinsten Rauferei. Ich war nichts, hatte nichts und durfte nicht einmal so denken, wie ich wollte. Dann habt ihr mich aus dieser Welt ebenso grob herausgerissen, wie ihr mich nach des Vaters Tod bei den Franziskanern abgestellt habt. Und jetzt verlangst du, dass ich hier zum Krämer werde. Nicht etwa, weil ihr mich für fähig haltet, nein, ich soll euer Faktotum sein und weiterhin gehorchen …«
    Er brach mitten im Satz ab, und sein Blick wurde hart. »Ich bin es, der über Jacopo il Fuccero entscheidet! Ich und sonst niemand, Ulrich! Und ich habe beschlossen, dass ich der beste und erfolgreichste von allen Kaufleuten Augsburgs werde. Und wenn es sein muss, kaufe ich mir Bischöfe, Kardinäle und sogar den Kaiser.«

Handelsreisen
    Als die ersten Schneeglöckchen aufblühten, verließ Jakob die Stadt. Während Ulrich weiterhin im Fuggerhaus herrschte, schloss sich der Junior einem Kaufmannszug nach Westen an. Der Tag war klar und die Straße nach Ulm glücklicherweise wenig befahren.
    Der Kaufmannszug bestand aus acht Wagen mit unterschiedlichen Handelswaren. Knechte, Bewaffnete und sogar einige Weibsleute in dicken Wollröcken und mit bunten Kopftüchern waren aufgesessen oder liefen ein Stück des Weges neben den knarrenden, ächzenden Wagenrädern her. Von Zeit zu Zeit musste der Zug anhalten, um die heiß gewordenen Holzachsen mit Teer zu schmieren. Die Kaufleute und ihre Beauftragten kümmerten sich kaum um die Angelegenheiten der Knechte. Sie ritten zu zweit und manchmal zu dritt zusammen vor ihren Wagen her.
    Beim ersten Morgengrauen brachen sie gemeinsam auf und blieben bis zur Mittagsstunde zusammen. Während die Herren zur Mittagszeit einkehrten, zogen die Wagen mit den Pferdeknechten weiter. Für sie gab es keine Rast. Am Nachmittag wurden sie üblicherweise wieder eingeholt. Dann entschied sich je nach Wetterlage und Zustand der Wege, wie weit man am Abend noch fahren würde. Sobald das entschieden war, wurde einer der mitreitenden Jungknechte auf einem wertlosen Klepper vorausgeschickt. Wenn er und das Pferd verloren gingen, war es kein großer Schaden, doch war eine solche Maßnahme nützlich für die Vorbereitung des Futters für die Tiere und der Räume in den Herbergen.
    Jeder, der bei einem solchen Zug mitging, wusste aber, welche Gefahren in jedem Hohlweg und in jedem Waldstück lauern konnten. Besondere Vorsicht war in der Nähe von Burgen geboten. Deshalb sorgten die Kaufleute seit einiger Zeit dafür, dass ihre Wagen und Knechte absichtlich ärmlich aussahen. Doch nicht einmal das bot ihnen Sicherheit vor plötzlichen Überfällen durch Strauchdiebe oder irgendeinen der verarmten Ritter, der mit seinem halb verhungerten Gefolge von seiner Burg aus auf Raubzug ging.
    Auch Jakob Fugger beachtete diese Vorsichtsmaßnahmen auf seiner ersten offiziellen Reise als Teilhaber des Handelshauses. Er hatte keinen eigenen Wagen, sondern führte nur einige in Wachstuch gewickelte Stoffmuster, braune Zuckerstückchen aus Zypern und Gewürzproben mit, die auf einem der anderen Wagen lagen. Das Wetter blieb kalt, während sie über Stuttgart und Frankfurt bis nach Köln zogen.
    Ulrich hatte ihm aufgetragen, in Köln Bekannte aufzusuchen, die vor einigen Jahren heimlich prall gefüllte Geldkatzen ins Haus am Rohr gebracht hatten. Im selben Jahr hatte der Kaiser der Stadt Köln als Dank für ihren Einsatz im Neusser Krieg das Privileg einer freien Reichsstadt offiziell bestätigt. Dennoch galt Köln bei den Kaufleuten inzwischen wieder als gefährliches und unsicheres Pflaster.
    Wie zur Bestätigung kam ihnen kurz nach Bonn ein Tassis-Reiter entgegen.
    »Zieht nicht nach Köln!«, rief er ihnen entgegen. »Nicht einmal die niederländischen Heringsschiffe legen dort noch am Rheinufer unter der Dombaustelle an.«
    »Was ist geschehen?«, fragte Jakob den schnellen Reiter. Der war nach englischer Art rot und schwarz gekleidet und sprach so schwerfällig, als wüsste er nicht, wohin mit seiner Zunge.
    »Die Gaffeln, ja, so heißen hier die Zünfte … die Gaffeln planen einen Aufstand. Gegen den Rat der Stadt, die Patrizier und natürlich die Kaufleute …«
    Sie fragten ihn nach weiteren Einzelheiten, aber der Tassis-Bote musste weiterreiten. Die anderen beschlossen, in Brühl zu übernachten. Nur Jakob

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