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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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hatte.
    »Silber und Kupfer«, sagte er. »Sie haben in Antwerpen ständig nur von Silber und Kupfer geredet – und natürlich von den Habsburgern.«
    »Das alles ist nichts für uns«, wehrte Ulrich ab. »Vergiss nicht, wodurch wir groß geworden sind. Wir wissen, wie gutes Tuch gewebt werden muss. Aber wir verstehen kaum etwas von den Gefahren des Bergbaus. All diese Überschwemmungen und Einbrüche, die Unsicherheiten, ob ein Flöz wirklich genügend von dem gesuchten Metall enthält, und dann die nachträglichen Verfälschungen der Legierungen, die bei einem gewebten Tuch nun einmal nicht möglich sind. Mich interessiert viel mehr, ob wir nicht vielleicht mit den Kölnern einige vertrauliche Vereinbarungen treffen können.«
    »Dort haben längst Herwarth und die Welser ihre Hände im Spiel«, sagte Jakob. Er hatte sich ebenfalls darum gekümmert und ein wenig herumgehorcht. »Aber vielleicht hast du recht, und das Metallgeschäft lohnt sich erst dann, wenn man es ganz in der Hand hat. Ich denke, ich werde hier und da ein paar Gulden aus meinem Anteil über unser Kontor in Innsbruck an ausgewählte Bergwerksbesitzer weiterleiten, die mir der Münzmeister von Hall empfohlen hat.«
    »Ich kann dich nicht daran hindern«, sagte Ulrich. »Aber du musst vorsichtig bei diesen Plänen bleiben. Niemand darf erkennen, woher das Geld kommt, mit dem du dich an den Gruben der Not leidenden Bergwerksbesitzer beteiligen willst. Es würde schnell die Preise verderben, wenn sich herumspricht, dass wir uns für Metall interessieren …«
    Sie saßen im Kontor im Haus am Rohr. Jetzt hob Ulrich den Kopf und strich sich nachdenklich über das Kinn.
    »Du solltest dir nach Antwerpen auch unsere Faktoreien in Innsbruck und in Ungarn ansehen«, fuhr er fort. »Aber das muss noch warten, bis ich dich für längere Zeit entbehren kann.«
    Der Rest des Jahres war ausgefüllt mit dem ständigen Einkauf und Verkauf von Waren aus aller Herren Länder. Tag um Tag mussten die Eingangslisten überprüft, neue Rechnungen geschrieben und oft auch Mahnbriefe versandt werden. Wenn es sich ergab, ritt Jakob mit einigen Gehilfen zu den Märkten in der Umgebung. Er war gern unterwegs und sah es als eine gute Übung an, wenn er an manchen Tagen in einfacher Kleidung und ohne große Begleitung bis zur Donau, ins idyllische Altmühltal oder in die Gegend von Ulm und Kirchberg ritt. Dann kam es vor, dass er in einem der Gasthöfe mit Pferdewechsel an der Straße oder in einem Kloster übernachtete und abends den einen oder anderen Krug Bier für andere bezahlte, um zu hören, was landauf, landab erzählt wurde.
    Die Buchhalter in den Kontorräumen sahen kaum etwas von den Waren, die sie mit Buchstaben und Zahlen säuberlich in die Bücher der Firma eintrugen. Anders dagegen Jakob. Ihn trieb es immer wieder in die Speicher und Lagerräume. Er wollte riechen und schmecken, fühlen und nachprüfen, was wirklich von der Firma gehandelt wurde. Schon bald galt er als derjenige, der darüber entschied, ob der Preis beim Einkauf angemessen und der Verdienst beim Verkauf ausreichend waren.
    Die Brüder waren sich einig, dass nicht der wucherische Handel der rechte Weg war, sondern der nach allen Seiten wachsende Umsatz mit einem milden, gottgefälligen Gewinn, der nicht höher sein sollte als ein Drittel des Einkaufspreises. Bis zur Hälfte oder auch ein wenig mehr wollten sie nur nehmen, wenn ein Warenzug durch das Wetter oder kriegerische Umstände besonders gefährdet war.
    »Viele der Menschen verstehen nicht, wie ehrlich selbst ein hoher Preis zustande kommt«, sagte Ulrich eines Tages. »Es trifft ja zu, dass selbst der gute Handel auf den ersten Blick wie Wucher aussieht. Aber die Käufer vergessen grundsätzlich, wie hoch der Aufwand, die Verluste und sämtliche Gefahren sind, ehe nur ein Korn Pfeffer oder ein Ballen Seide den Besitzer wechseln kann.«
    Jakob wurde schon bald mit mehr Respekt behandelt, als das für einen jungen Mann seines Alters üblich war. Er hielt nichts von den Vergnügungen, denen sich die anderen jungen Männer bevorzugt widmeten, und tauchte weder bei Tanzveranstaltungen noch bei den Turnieren auf, die einige der Patriziersöhne am Ufer des Lech nach dem Vorbild der Ritterschaft veranstalteten. Er blieb höflich, grüßte nach allen Seiten und ging sowohl im Dom als auch im Münster von Sankt Ulrich und Afra zur Messe.
    Er trug noch immer keinen Bart und keinen Hut aus Biberhaar, wie ihn die Bürger Augsburgs liebten, sondern

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