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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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ihr über die Söhne zu beschweren.
    Erst als die letzten Geräusche ihres Stocks verklungen waren, sahen sich die beiden Brüder an.
    »Und?«, fragte Ulrich. »Was müssen wir ändern und neu bedenken, wenn es so stimmt, wie es die Mutter gesagt hat?«
    »Das wird noch böse Folgen haben für die Habsburger«, sagte Jakob ahnungsvoll. »Jetzt ist ein Aufstand in Antwerpen, Brügge oder Leuven gegen den Kaiser und den Erzherzog so gut wie sicher!«
    Woche für Woche kamen neue Meldungen bei Jakob Fugger an. Er sammelte sie wie eine Honigbiene und legte jede von ihnen in eines seiner vielen Wandfächer. Es kam genauso, wie er es vorausgesehen hatte. Unterstützt von einigen Handelsstädten und dem Adel, der nie mit einer Verbindung zwischen Burgund und Österreich einverstanden gewesen war, entriss Frankreich dem Österreicher die Vormundschaft über seinen dreijährigen Sohn Philipp und seine Schwester Margarete. Es kam zum Kampf.
    Als sich die Familie der Fugger am ersten Weihnachtstag im Haus am Rohr zusammenfand, kursierten überall die wildesten Gerüchte. Es hieß, dass Maximilian in Arras Frieden schließen und dabei große Zugeständnisse machen würde.
    Georgs Gemahlin Regina vertrat die Ansicht, dass die Kinder zu Maximilian gehörten. Als Nachfahrin des Rittergeschlechts der Imhof hielt sie nicht viel vom französischen Adel. Dagegen war Ulrichs Gemahlin Veronika Lauginger der Meinung, dass es die Kinder eigentlich ganz gut getroffen hätten.
    »Es wäre klug von Maximilian, wenn er Burgund für seinen kleinen Sohn Philipp sicherte, selbst wenn er dafür hinnimmt, dass seine Tochter mit dem Dauphin verlobt und in Frankreich erzogen wird.«
    »Ausgeliefert!«, protestierte die alte Fuggerin. »Das Kind wird ausgeliefert wie ein Ballen Baumwolle! Als Preis für einen Handel, bei dem es nur um Eitelkeit und Macht dieser verdammten Herren geht! Nur weil die Franzosen ihr Herzogtum und die Freigrafschaft Burgund als Mitgift haben wollen.«
    »Ich denke, der Österreicher wird weiterkämpfen«, sagte Jakob in die nachdenkliche Stille hinein. »Erzherzog Maximilian wird nicht umsonst der letzte Ritter genannt. Er kann eine derartige Schmach nicht auf sich sitzen lassen.«
    Für einen kurzen Augenblick begegneten sich die Blicke der drei Fuggerbrüder. Georg aus Nürnberg schüttelte kaum merklich den Kopf. Damit tat er den beiden anderen kund, dass von seiner Seite keine Unterstützung für Maximilian zu erwarten war. Ulrich schürzte die Lippen. Dann hob er ein wenig die Schultern.
    »Man wird sehen«, sagte jetzt auch Jakob. »Aber ich denke, wir sollten sicherheitshalber etwas von unseren Jahresüberschüssen auf das Konto per Dio umbuchen.«
    »Damit wäre auch ich sehr einverstanden«, sagte die Fuggerin. Sie ahnte nicht, dass ihre Söhne die Gelder auf diesem Konto nur vorläufig dem Allmächtigen überschreiben wollten. Seit Ulrich und Jakob in Rom gesehen hatten, was ihr verstorbener Bruder mit einem derartigen Konto erreicht hatte, wurde es auch bei ihnen in Augsburg fast unmerklich zu einer sehr nützlichen schwarzen Kasse.
    Das Weihnachtsfest verlief für die Fugger so friedlich, wie sie es sich nur wünschen konnten. In den folgenden Monaten sollten sie hören, dass Maximilian tatsächlich in schwere Kämpfe verwickelt war.
    Gleich nach Neujahr trafen wichtige Nachrichten bei den Brüdern in Augsburg ein, die sie wieder auf andere Gedanken brachten.
    »Man sollte sich mehr um Judenburg kümmern«, lautete die harmlos klingende Mitteilung am Ende eines Briefes, der offiziell und von außen gesehen aus dem Fondaco dei Tedeschi in Venedig zu stammen schien. In Wirklichkeit aber kam er aus Innsbruck. Ulrich stand auf und legte den Brief auf Jakobs Schreibtisch.
    »Er ist für dich«, sagte er, »aber falsch adressiert. Wir sollten in Zukunft darauf achten, wer angesprochen wird, damit wir nicht alle Arbeit doppelt erledigen müssen.«
    »Die Gesellschaft ist nun einmal auf deinen Namen eingetragen«, entgegnete Jakob. Dann las er den langen Brief, den ein gewisser Johannes Zink geschrieben hatte. Der Mann stand nicht direkt im Sold des Hauses Fugger, sondern wurde von Fall zu Fall dafür bezahlt, dass er Nachrichten sammelte, die für die Firma möglicherweise von Interesse waren. Ulrich war stets gegen den Einsatz derartiger Informanten gewesen, aber Jakob hatte sich durchgesetzt.
    Er bemerkte, wie aufmerksam Ulrich ihn beobachtete, stand auf und ging zum Fenster. Gespannt, aber ohne seinen

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