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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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für einen der angesehensten Kaufleute Augsburgs gut war. Trotzdem machte ihm Jakob keinerlei Vorwürfe.
    »Was hast du gehört?«, fragte er nur.
    Ulrich warf seinen leichten Überrock über die Stuhllehne an seinem Schreibtisch, setzte sich auf einen der schmalen Beistühle und wischte sich mit einem groben Tuch den Schweiß von der Stirn.
    »Was ist das nur für eine Welt?«, stöhnte er dann. »Da schlagen sich in England die Angehörigen einer Familie im Streit um die Krone. Ich habe gerade gehört, dass in England Richard seinen Neffen Eduard  V. ermordet hat und an seiner Stelle als Richard  III . König von England geworden ist.«
    »Wundert dich das?«, fragte Jakob nachdenklich. »Oder hast du bereits vergessen, wer wen im Dom zu Florenz erstechen ließ und wie mörderisch sich die Patrizier Augsburgs von unserem allzu gildenfreundlichen Bürgermeister Schwarz getrennt haben?«
    »Wir waren an diesen beiden gotteslästerlichen Verbrechen nicht beteiligt!«, protestierte Ulrich sofort.
    »Nein, denn wir sind keine Medici und gehören auch nicht zu den edelsten Geschlechtern dieser Stadt«, sagte Jakob abfällig. »Obwohl wir inzwischen mehr Steuern zahlen als die meisten anderen Familien mit den alten Namen.«
    Die beiden Brüder sahen sich sehr lange an.
    »Manchmal fürchte ich mich vor dir, Jacopo«, sagte Ulrich schließlich. »Da bist du einfach zu streng zu dir selbst und allen anderen.«

Der junge Kaufmann
    Das Unglück kam durch einen Unfall, mit dem niemand rechnen konnte.
    Es war die Mutter, die ihren Ältesten und ihren Jüngsten gemeinsam davon unterrichtete. Keiner der beiden wusste, woher sie, wie schon einige Male zuvor, ihr Wissen hatte. Sie vermuteten, dass sie regelmäßig Neuigkeiten mit einem der Küchenmädchen austauschte, von dem sie wussten, dass es seit Längerem die Geliebte eines der Postreiter des Unternehmens von Tassis war.
    »Eigentlich geht es uns nichts an«, sagte die alte Fuggerin. »Aber ihr Buben solltet alles andere stehen und liegen lassen und beraten, was nun zwischen den Bergen und dem Meer geschehen wird. Ich fürchte, dass mit dem Hinscheiden der armen Herzogin Maria ganz schlimme Unwetter über uns alle hereinbrechen werden.«
    Jakob und Ulrich blickten ihre Mutter verständnislos an. Sie war alt und gebrechlich geworden in den letzten Jahren und ging mühsam am Stock. Obwohl sie sich nicht mehr in die Handelsgeschäfte ihrer Söhne einmischte, achtete sie immer noch darauf, dass die Gehilfen in den Schreibstuben und die Knechte in den Speichern und Warenlagern anständig gekleidet waren und alle Kammern des Hauses, in denen Geschäftspartner und Kunden auftauchen konnten, sauber aussahen.
    »Wenn es stimmt, was ich gerade gehört habe, dann wird es schwer für die Habsburger«, seufzte die Fuggerin. »Jetzt, da das Band der Heirat zwischen Burgund und Österreich zerrissen ist, werden sich viele Handelsstädte und Adelshäuser lieber mit Frankreich verbünden wollen.«
    »Du sprichst in Rätseln«, unterbrach sie ihr Ältester. »Willst du nicht erst einmal sagen, was geschehen ist?«
    »Die schöne, stolze Gemahlin Maximilians ist so unglücklich vom Pferd gestürzt, dass sie nicht überlebt hat. Gott sei ihrer armen Seele gnädig und beschütze ihre beiden Kindlein, die nun zu Halbwaisen geworden sind.«
    Jakob starrte sie mit unbewegtem Gesicht an. Es war, als würde er durch sie hindurchsehen, um zu erkunden, welche Folgen dieses Unglück haben konnte. Eigentlich tat ihm Maximilian mehr leid als der dreijährige Philipp und die ein Jahr jüngere Margarete.
    »Schlecht steht er da, der Maximilian«, schnaubte Ulrich. »Sehr schlecht sogar ohne Marias Bindung an Burgund. Jetzt werden Frankreich und die Niederlande gegen Habsburg auftrumpfen. Und man muss sehen, nach welcher Himmelsrichtung wir unseren Handel ausweiten sollen.«
    »Habt ihr nichts anderes mehr im Kopf?«, tadelte die alte Fuggerin. »Hier verlieren zwei unmündige Fürstenkinder die Mutter – und ihr denkt sofort wieder an eure Geschäfte. Wenigstens ein Vaterunser lang hättet ihr Mitleid zeigen können.«
    »Die Fürsten sind für sich verantwortlich und wir für uns«, sagte Jakob leise. »Und wie nach jeder schrecklichen Katastrophe hilft kein Jammern, sondern allein der Blick ins Morgen.«
    »Ach geh!«, sagte die alte Fuggerin und stemmte sich an ihrem Stock vom Stuhl hoch. Jakob und Ulrich wussten, dass sie jetzt wie üblich zur Schwiegertochter Veronika schlurfen würde, um sich bei

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