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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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Bergwerksbesitzer ihre Liefer- und Transportverträge mit den Händlern von Judenburg aufkündigten. Stattdessen wurden Erz und reines Silber von freien Fuhrleuten und wild zusammengewürfelten, aber gut bewaffneten und bezahlten Wachen beinahe kostenlos bis zur Republik von San Marco gebracht. Trotz der Umwege und der Provisionen für venezianische Makler erzielten alle erheblich bessere Preise als zuvor.
    Die eigentlichen Verlierer waren die Händler von Judenburg. Beinahe über Nacht waren sie bei den lukrativen Fuhraufträgen und Lieferungen aus den Nordalpen aus dem Geschäft. Sofort versuchten sie, die Verluste aus Tirol durch besondere Angebote an die Bergwerksbesitzer in den ungarischen Karpaten auszugleichen. Umsonst! Fast überall, wo sie anklopften, wurden ihnen die günstigeren Verträge für den Transport von Silbererz und Kupfer gezeigt. Gleichzeitig übernahmen Männer, von denen nie zuvor irgendjemand etwas gehört hatte, auch in der Steiermark Anteile von Bergwerken.
    Der geheimnisvolle Handelskrieg dauerte fast zwei Jahre. In dieser Zeit verlor kein einziger der kleineren Bergwerksbesitzer im Salzburger Land oder in der Steiermark sein Gewerk. Sie waren nach wie vor Besitzer ihrer Gruben, auch wenn viele von ihnen sich inzwischen mit zwei Dritteln oder weniger bescheiden mussten.
    »Ich muss dich beglückwünschen«, sagte die Fuggerin schließlich mit einem stolzen Lächeln. »Du hast sie tatsächlich alle auf eine falsche Fährte gelockt.«
    Jakob zuckte mit den Schultern. »Nun ja«, antwortete er schmunzelnd. »Es ist zwar noch kein richtiges Monopol, aber dadurch, dass ich uns Anteile an vielen kleinen Bergwerken gekauft habe, konnte ich die Besitzer überreden, nicht mehr die Judenburger fahren zu lassen, sondern Fuhrleute, die ich eingesetzt habe.«
    »Das deutsche Haus«, sagte sie ebenfalls lächelnd. »Du wolltest von Anfang an nur die Kammer der Judenburger im Fondaco.«
    »Der Raum ist einer der schönsten dort«, bestätigte Jakob. »Seit ich in Venedig war, träume ich davon, ihn für uns zu gewinnen und ihn so kostbar und prächtig zu gestalten, dass niemand, der in Venedig handeln will, an dieser Niederlassung der Fugger von der Lilie vorbeikommt.«
    Jakobs nächster Feldzug begann weit entfernt von allen quirligen Städten und Märkten rund hundert Meilen nördlich von Augsburg. In der alten Bischofsstadt Eichstätt im Altmühltal gab es keine Konkurrenz zwischen schwäbischen und bayrischen Kaufleuten. Der kleine Ort mit seinen italienisch anmutenden Kirchen und dem erzbischöflichen Palais war Jakob von seinen zahlreichen Ritten über Land in den vergangenen Jahren bekannt.
    Er traf die vier Männer, die er für seine Pläne brauchte, im Palast des baulustigen Fürstbischofs Wilhelm von Reichenau, der zwei Wochen zuvor zu einer Reise nach Rom aufgebrochen war. Anders als der Augsburger Bischof, der nicht in der Stadt, sondern in seinem herrschaftlichen Hof in Dillingen und im Sommer im hohen Schloss Füssen residierte, schien der Eichstätter den ganzen Ort sich selbst und seiner Kirche angepasst zu haben. Selbst die Bewegungen der Einheimischen und der Bediensteten im Palais schienen von wohliger Frömmigkeit und Faulheit bestimmt zu werden.
    Jakob erreichte als Letzter das fast ausgestorben wirkende Palais des Erzbischofs. Sein Salzburger Verbindungsmann hatte alles vorzüglich vorbereitet. Speisen, Getränke und eine angenehme Unterkunft für die Teilnehmer der Beratung waren ebenso gesichert wie die Beschäftigung der zehn, zwanzig Begleiter.
    Die Gespräche begannen in den bischöflichen Gärten. Die kunstvollen Anlagen, die durch Wege und Stufen aus großen Solnhofer Schieferplatten unterbrochen wurden, erinnerten ihn bei jedem Schritt an die Hanggärten, wie er sie in Italien und auf Gemälden von Caterinas Königreich Zypern gesehen hatte. Für einen langen Augenblick wünschte er, sie würde hinter einem der Lorbeerbüsche hervortreten. Nur wenige Schritte weiter ertappte er den Magister Johannes Zink dabei, wie er sich Kirschen von einem Baum holte.
    »Verschluck die Steine nicht«, sagte er spöttisch. »Bei deiner Unersättlichkeit könnten sie sich leicht zu einer Geschwulst in deinem Leib auswachsen …«
    Unter den anderen Bäumen traten jetzt auch der ehemalige Bürgermeister von Innsbruck und der Obristhauptmann Anton vom Ross hervor.
    Suiter und vom Ross waren wesentlich älter als Zink, Kohler und Jakob. Die fünf Männer gingen mit langsamen Schritten unter

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