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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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römischen Rechenweise, keinen dieser faszinierenden Kreise, die eigentlich Nichts bedeuteten und nur dann einen Wert hatten, wenn vor ihnen eine andere Zahl stand.
    »Eins, zehn, hundert, tausend, zehntausend, hunderttausend«, murmelte er wie vor einer magischen Beschwörungsformel. Dann legte er den Gänsekiel zur Seite und wartete, bis einer der Schreiber aus der Innsbrucker Faktorei seines Handelshauses ein wenig Streusand zum Abtrocknen der Tinte auf das Papier geschüttet hatte.
    »Das schöne Geld!«, seufzte der Finanzverwalter des Erzherzogs. »Einhunderttausend Gulden für die Welschen …«
    »Und nicht einmal einen kleinen Ballen Seide oder eine Handvoll Pfefferkörner dafür«, stimmte Jakob zu. »Das war das schlechteste Geschäft, das Sigismund jemals gemacht hat. Und ich fürchte, es war auch sein letztes. Doch er wird heute noch unterschreiben, auch wenn er nicht nüchtern ist.«
    Vom Ross und Suiter saßen rechts und links von ihm, als wären sie längst Angestellte des Augsburger Handelshauses. Aber alle drei wussten, dass den Lohn für ihr gemeinsames Bemühen nur einer davontragen würde.
    »Wenn es euch recht ist, werde ich mich für eure Hilfe auf eine neue Art erkenntlich zeigen«, sagte Jakob schließlich. Obwohl er sich hundemüde fühlte, genoss er das warme Gefühl des Sieges. »Von heute an werde ich es sein, der dafür sorgt, dass die Finanzverwaltung Tirols ihre Verpflichtungen einhält. Ich will, dass sämtliche Gehälter der Hofbeamten pünktlich ausgezahlt werden, selbst wenn ich das zunächst vorstecken muss. Ab sofort soll Schluss sein mit jeglicher Schlamperei. Ich will, dass der Wagen hier wieder ordentlich und auf vier Rädern läuft. Dass wir ihn dafür mit viel Wagenschmiere pflegen müssen, muss allen klar sein.«
    »Hoffentlich lässt Wien zu, dass wir die ganze Angelegenheit mit Venedig auf diese Weise bereinigt haben«, seufzte vom Ross.
    Jakob lächelte nur. Er wusste, dass Maximilian ihn verstehen würde.
    »Ich muss zurück nach Augsburg«, sagte er dann.

Verschwörung der Räte
    Ulrich Fugger war derart verstimmt über die Eigenmächtigkeiten seines jüngeren Bruders, dass er ihm die Kammer überließ, in der sie viele Jahre lang gemeinsam gesessen hatten. Und wenn sie einander über den Weg liefen, was nicht zu vermeiden war, sprach Ulrich nur das Allernötigste mit seinem jüngsten Bruder. Er war so verbittert, dass er für sich selbst zwei kleinere Kammern zu einem Arbeitsraum umbauen ließ.
    Sankt Martin verbrachte Ulrich mit seiner eigenen Familie. Es war das erste Mal seit vielen Jahren, dass Jakob seinen Teil der Martinsgans allein essen musste. Es störte ihn nicht, obwohl er die Vorwürfe Ulrichs und Georgs in Nürnberg in keinem einzigen Punkt anerkannte. Natürlich wusste er, dass ihr Handelshaus inzwischen nicht nur hunderttausend, sondern insgesamt einhundertfünfzigtausend Gulden Kredit an den Tiroler vergeben hatte. Viele der früheren Gelder und ganz besonders die von Ulrich waren nur schlecht abgesichert.
    Jeden Sonntag, wenn er von der Messe zurückkam, ging Jakob vor seinen Büchern noch einmal alle Zahlungen von Anfang an durch. Es wäre nicht nötig gewesen, da er sämtliche Kredite und ihre Besicherung durch Bergwerksanteile und Schuldscheine ohnehin im Kopf hatte.
    Wie versprochen sorgte Jakob Fugger dafür, dass die Gehälter der Hofbeamten nicht nur einmal, sondern Monat für Monat pünktlich bezahlt wurden. Eine derartige Zuverlässigkeit kannten die Tiroler schon seit Jahren nicht mehr. Manch einer erhielt sogar besondere Zuwendungen als Dank für besonders korrekte Arbeit. Trotzdem verbot er dem Obristhauptmann ebenso wie Suiter, ihn mit der plötzlich in Tirol eingetretenen Ordnung in Verbindung zu bringen.
    »Von mir aus sollen die Tiroler glauben, dass es das Ultimatum des Löwen von San Marco war, das ihren Erzherzog Sigismund endlich zur Vernunft gebracht hat«, sagte er zu seinen Vertrauten. »Es schadet auch nicht, wenn die Leute glauben, dass sich Sigismunds Verwandte in Wien jetzt etwas strenger um den Erzherzog kümmern.«
    In den folgenden Wochen ahnte kaum einer der verwunderten Landesbediensteten, woher der plötzliche Geldsegen kam.
    Kurz vor Weihnachten fiel derart viel Schnee, dass an weitere Reisen nicht mehr zu denken war. Nicht einmal die Reiter der Gesellschaft von Francesco Tassis waren in der Lage, ihre Wegposten zu besuchen. Dennoch haderten die Menschen nicht damit, dass sie kaum noch irgendetwas außerhalb der

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