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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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Geschäftspartner einbeziehen müssen. Das alles ließe sich nicht lange verheimlichen. Ich bin nicht gutgläubig genug, um zu beschwören, dass nicht auch bei uns der eine oder andere für einen Gulden oder mehr den Mund aufmacht. Ich schlage Euch stattdessen vor, dass es bei diesem Unternehmen nur zwei Eingeweihte gibt, nämlich Euch und mich, und keinen weiteren.«
    »Aber wie soll –«
    »Lasst mich erklären«, unterbrach ihn Jakob. »Ihr wisst, dass es innerhalb der Kirche zwei Zahlungsarten gibt. Die eine umfasst alle Abgaben von Gläubigen, die überall abgeholt werden müssen. Die andere betrifft die Zahlungen aus Pfründen, wie sie die Äbte und die Kirchenfürsten nach Rom zu leisten haben. Das Handelshaus der Fugger von der Lilie organisiert bereits einen guten Teil von beiden Zahlungsarten an den Papst. Ich könnte mir daher gut vorstellen, dass die Postreiter eines Herrn Tassis auf ihren Wegen von einer Post zur anderen gelegentlich auch einen kleinen Umweg reiten bis zu den Klöstern, Diözesen und später einmal auch zu allen anderen, die mit den Kirchenzahlungen zu tun haben. Auf diese Weise bekommen wir Unmengen kleines Geld in jeder denkbaren Münze. Das wiederum ließe sich leicht in deutsches Geld aus den Guldinern eintauschen.«
    »Das hieße, einen doppelten Umtausch«, sagte Tassis, der sofort verstanden hatte. »Ganz frisch geprägtes Geld für den Vatikan macht sicherlich dort einen besseren Eindruck als abgegriffenes Kleingeld. Und ebendiese Münzen, die alle Soldknechte kennen, kommen in großen Mengen für das Heer des Habsburgers in die Niederlande.«
    »Genauso denke ich mir das«, sagte Jakob.
    »Und alle sind zufrieden«, bestätigte Tassis. »Nur eine Kleinigkeit fehlt mir bei Eurer Rechnung noch.«
    »Ich weiß«, antwortete Jakob. »Ihr wollt fragen, was Ihr von all dem habt. Und meine Antwort lautet: Ich sorge dafür, dass Ihr spätestens nächstes Jahr Oberpostmeister von Tirol werdet.«

Der gefangene Kaiser
    Am 17. April anno 1488 kauften Ulrich und Jakob Fugger das Grundstück und den großen Häuserkomplex am Augsburger Rindermarkt von der Witwe Felicitas Gäßler. Bis zum Schluss hatte Ulrich versucht, den Kaufpreis immer weiter herunterzuhandeln. Erst als Jakob, der schon lange ein Auge auf den vor den Toren Augsburgs liegenden Garten der Witwe geworfen hatte, bei zweitausendzweiunddreißig Gulden zustimmte, ließ auch Ulrich von weiterem Handeln ab. Damit gehörte der ganze Häuserblock am Rindermarkt mit all seinen Flügeln und dem großen lang gestreckten Innenhof den Fuggern von der Lilie.
    »Wolltest du Georg und mich etwa absichtlich bluten lassen, nur weil du selbst nicht mit in das neue Anwesen ziehen sollst?«, zischte Ulrich verärgert, als sie wieder vor dem Augsburger Rathaus auf der Straße standen.
    »Es ist schon eigenartig, wenn ihr beiden mit euren Familien in das neue große Haus ziehen wollt und mich auf der anderen Seite des Marktes zurücklasst«, antwortete Jakob.
    »Du wirst mehr Platz für dich haben als Georg und ich zusammen«, sagte Ulrich verstimmt. »Sobald wir das neue Haus eingerichtet haben, ziehen natürlich auch die Gehilfen der Faktorei um.«
    »Dann sorgt doch gleich dafür, dass sie neue schwarze Kittel kriegen«, spottete Jakob. »Es macht kein gutes Bild bei Geschäftsfreunden, wenn die Ärmel der Gehilfen in der Zentrale des Handelshauses Fugger abgewetzt und speckig aussehen.«
    Es kam in diesen Monaten immer häufiger vor, dass Jakob mit seinen Brüdern aneinandergeriet. Zuerst dachte er, sie würden ihm nachtragen, dass er bei seinem Besuch in Rom vor vielen Jahren das Erbe des verstorbenen Markus nicht besser aufgefangen und verwaltet hatte. Dann wieder überlegte er, ob sie vielleicht neidisch auf all das waren, was er bisher in Tirol erreicht hatte.
    Nach langer Zeit saßen sie abends wieder einmal gemeinsam mit der Mutter zusammen in der größten Stube des Hauses am Rohr. Die alte Fuggerin hatte sich inzwischen völlig aus den Geschäften ihrer Söhne zurückgezogen. Es gab auch kaum noch etwas, das sie daran interessierte. Nur an seltenen Tagen wie diesem kam sie aus ihrer Kammer und wärmte sich in einem Lehnstuhl dicht am Kachelofen. Ohne jeden Übergang zog Ulrich plötzlich einen Brief aus seinem Ärmelaufschlag. Er faltete ihn auf und legte ihn mitten auf den Tisch, um den er und seine Brüder saßen. Das Licht der Öldochte in den Lampen aus schwerem geschliffenem Glas flackerte.
    »Wir haben heute den Vertrag für

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