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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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unser neues großes Anwesen geschlossen«, begann Ulrich feierlich. »Damit geht zu Ende, was unser Vater Jakob und unser Großvater Hans und dessen Vater begonnen haben. Wir wissen alle, dass dieses Haus zu klein für uns geworden ist. Möglicherweise schlägt unser jüngster Bruder nicht so sehr nach den Vätern, die noch Weber waren, sondern nach unserem Großvater mütterlicherseits. Wir alle wissen, welches Unglück die Münze und das Erz der Berge über ihn und uns gebracht haben. Deshalb möchte ich den Kauf des neuen Hauses oben am Rindermarkt zum Anlass nehmen für eine grundsätzliche Entscheidung über die Zukunft der Gesellschaft von Ulrich Fugger und Gebrüder.«
    Jakob konnte sich nicht erinnern, dass Ulrich jemals so lange und so feierlich gesprochen hatte. Aber er spürte, dass sich irgendetwas verändert hatte, dass ein Jahrzehnt zu Ende ging und dass er sich von jetzt an viel kämpferischer gegen die beiden anderen würde durchsetzen müssen als bisher.
    »Und du, Jakob, solltest dich vielleicht etwas mehr als bisher um unsere anderen Faktoreien kümmern«, meinte Georg mit einem vorwurfsvollen Unterton in seiner Stimme. »Ich bin leider augenblicklich durch den kaiserlichen Arrest auf mein Vermögen nicht imstande, irgendetwas zu bewegen.«
    »Ja, er hat recht«, sagte Ulrich. »Wir müssen uns von hier aus um Nürnberg, Frankfurt, Lyon und Venedig kümmern. Mit Leipzig, Breslau und unseren Aktiva in den Karpaten werde ich mich selbst befassen. Von dir, Jakob, erwarten wir, dass du weiterhin in Innsbruck nach dem Rechten siehst und Tirol so absicherst, dass wir hier keine Überraschungen erleben.«
    Jakob spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss. Er war mit einem Mal wütend und verstimmt. Was bildete sich Ulrich eigentlich ein? Wer hatte denn in den vergangenen Jahren das phantastisch reiche Herzogtum Tirol so bearbeitet, dass bei all dem Silber, das dort gefördert und zu Geld geschlagen wurde, zwanzig, dreißig oder mehr Prozent für sie abfielen?
    »Wir kaufen Silber aus den Gruben nach wie vor für fünf Gulden und verkaufen es an des Herzogs eigene Münze ohne Zwischenhandel für acht«, stellte Jakob fest. »Außerdem verdienen wir am Transport des Silbers und der Münzen, am Heranschleppen von geschlagenen Bäumen, am Eisen und den Rädern für die Wasserkunst in den Schächten, mit denen sie Tag für Tag die Stollen trockenlegen müssen. Wir liefern Tuche und Werkzeuge für die Männer in den Gewerken. Wir profitieren vom Pfeffer, mit dem sich Erzherzog Sigismund die Speisen würzen lässt, wir bekommen etwas vom Weihrauch für die Kirchen und Klöster und setzen unser eigenes Vermögen so niedrig an, dass wir auch noch an den Steuern hier in Augsburg sparen.«
    »Was soll das alles?«, wehrte Georg mit grämlicher Miene ab. »Ich brauche keine Zuträger, keine Pferde und nicht einmal Haufen von Gewappneten, die Silberladungen begleiten und bewachen. Ich zahle niemandem Gehalt außer unseren eigenen Leuten, und ich verschwende nichts, was eigentlich der Mutter gehört.«
    Das war zu viel! Jakob Fugger sprang auf und stampfte zwei Schritte auf den Bruder zu.
    »Ich warne dich, Georg! Sprich mir nie mehr von Verschwendung, wenn es um das Vermögen unserer Mutter geht. Erkläre uns lieber, wie viele Heller, Kreuzer, Pfennige und Gulden auf dem Weg verloren gehen, wenn du das Geld einsammelst, das wir nach Rom zu bringen haben.«
    »Solange sich niemand findet, dem man vertrauen kann und der für Gottes Lohn die Pfennige aus den Kirchen und Gemeinden abholt und sicher bis nach Rom bringt, ist es mein Recht, dass ich Gebühren dafür nehme.«
    »Und von den vielen kleinen Münzen, die sich die Gläubigen vom Munde absparen, kommt auf diese Weise nur sehr wenig in Rom beim Vatikan an.«
    »Niemand kann hunderte und tausende von kleinen Münzen nach jeder Übergabe von einem auf den anderen Boten nachzählen«, behauptete Georg Fugger. Jakob neigte zustimmend den Kopf.
    »Deswegen schlage ich euch vor, dass wir ab sofort das kleine Geld so lassen, wie es ist … nur noch einmal zählen, und dann dem Papst als Ausgleich frisch geprägte Münzen schicken.«
    »Bist du von Sinnen?«, protestierte Ulrich. »Was sollen wir mit all dem Kleingeld? Etwa noch einmal hundert Knechte einstellen, die diesen gottverlassenen Schrott in irgendeinem Waldlager von einer Lagerecke in die andere schaufeln?«
    »Ich nehme es«, sagte Jakob Fugger. »Einmal gewogen, einmal gezählt und einmal mit deutschen

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