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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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verlassen. Sie wurden dabei von Bediensteten unterstützt, die bisher sehr gut am Hof des Erzherzogs gelebt hatten. Die Türschließer gingen einfach fort, wenn Sigismund kam. Kammerherren fanden seine Stiefel oder auch sein Wams nicht, und den Köchen fiel außer pappigen Altbrotknödeln mit dicker brauner Mehlschwitze auch nichts mehr für ihn ein.
    Als in den ersten Märztagen der Landtag zusammentreten sollte, traf auch König Maximilian in der Stadt am Inn ein. Jakob Fugger erfuhr bereits am selben Tag, welche Vollmachten Maximilian von seinem Vater übertragen worden waren. Kaiser Friedrich  III . verzichtete zugunsten seines Sohnes auf seine eigenen Erbansprüche auf Tirol und die Vorlande. Damit konnte Maximilian so in Innsbruck einziehen, als wäre er bereits Sigismunds offizieller Nachfolger.
    Siebentausend Bergknappen in schwarzer Kleidung empfingen den König bereits an den Gewerken von Schwaz. Sie überreichten ihm als Zeichen ihrer Verehrung eine große goldene Schale, gefüllt mit frisch geprägten silbernen Guldinern.
    Drei Tage später erlebte Jakob Fugger als Gast des Tiroler Landtags den Untergang seines langjährigen und wichtigsten Geschäftspartners persönlich mit.
    »Wer etwas gegen Erzherzog Sigismund vorzubringen hat, der möge es hier und heute tun«, forderte der Tiroler Kanzler die Angehörigen des Landtags auf. Sofort sprang der Domdechant von Brixen auf und trat nach vorn. Noch im Laufen begrüßte er den König und die anwesenden Würdenträger, um gleich darauf wie ein Unwetter über den verdutzten Erzherzog Sigismund herzufallen.
    »Das Geld in diesem reichen Land verschwindet wie die Spreu im Wind. Wir haben einen Landesfürsten, der sich in keinem Augenblick an Regeln und Gesetze hält, der unseren Reichtum mit vollen Händen fortwirft und durch sein leichtsinniges und lasterhaftes Leben Streit und Hader zwischen die Stände und die eigenen Berater sät.«
    Erzherzog Sigismund verzog bei jedem Vorwurf schmerzhaft das Gesicht. Zuerst wirkte er verdutzt, dann grinste er plötzlich wie ein eingeschüchtertes Kind, das nichts verstand.
    »Misswirtschaft!«, rief der Kanzler laut und deutlich.
    »Abdanken!«, empörten sich andere. »Sofort abdanken!«
    »Schulden bezahlen!«
    Vorwurf um Vorwurf schlug ihm entgegen.
    Sigismund hob seine Hand und winkte den Anwesenden, als würde er sie erst jetzt sehen. Keiner der auf diese lächerliche Weise Angesprochenen schenkte ihm auch nur einen einzigen Blick. Die Versammelten sahen entweder auf den jeweiligen Ankläger – oder auf König Maximilian.
    Jakob erkannte, dass Sigismund diesmal keinen Ausweg finden würde. Tatsächlich wurde alles, was er vorbrachte, erneut gegen ihn verwendet. Und dann begann er, gegen seine eigenen Räte zu wettern, die ihn immer nur falsch beraten und ausgenutzt hätten.
    »Gebt mir noch einen Tag Zeit!«, rief er der aufgebrachten Versammlung zu. »Nur einen Tag, damit ich alles beschaffen kann, was ihr von mir fordert.«
    Maximilian sah in die Runde der Tiroler Abgesandten und dann zu den Kaufleuten und ihren Vertretern der süddeutschen Städte, die sehr genau verfolgten, was in Innsbruck geschah. Erzherzog Sigismund fiel mit hochrotem, schwitzendem Gesicht zurück. Im selben Augenblick entdeckte er Jakob Fugger.
    »Du!«, rief er mit erstickter Stimme in die plötzlich eintretende Stille hinein. »Du hättest mir helfen können, denn du bist reich.«
    Der nächste Tag verlief noch unerfreulicher für den Tiroler Erzherzog. Gleich nach Eröffnung der Versammlung in der späten Morgenstunde erklärte König Maximilian, was er noch am Abend zuvor mit seinen eigenen Beratern, den Tiroler Räten und verschiedenen Kaufleuten besprochen hatte.
    »Ich bin bereit, sämtliche Schulden des Landesherrn von Tirol zu übernehmen«, rief er über die Köpfe der Anwesenden hinweg. »Und zwar ohne Abstriche und ohne neue Vereinbarungen.«
    »Dir helfen sie«, jammerte Sigismund. »Das ist nicht recht! Und mir bleiben jetzt nur noch Armut und Plagen. Wer zahlt für meine hungernden Kinder, für all das Weibsvolk, dem ich die Fürsorge versprochen habe? Und wer sorgt für meine getreuen Landeskinder?«
    »Letztere werden ebenso gut bei mir aufgehoben sein wie die Edlen Tirols und die Kaufleute, denen du immer mehr verpfändet hast«, entgegnete Maximilian ungerührt.
    Es dauerte noch bis zum 16. März, dann erschien Maximilian mit seinen Räten erneut in der Ständeversammlung und ließ dem Kanzler mitteilen, dass die

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