Jakob der Reiche (German Edition)
Dukaten Mitgift auf die Waage bringen könnte. Vierhunderttausend, Jakob! Das ist mehr, als ihr Fugger mir bisher geliehen habt.«
»Nicht sehr viel mehr«, sagte Jakob unbeeindruckt. Trotzdem erkannte er sofort, dass es sinnlos war, Maximilian eine Heirat mit Maria Sforza auszureden. Die Frage war nur, wie der Habsburger die Zustimmung des Mailänders erhalten wollte.
»Meint Ihr wirklich, dass eine Bianca Maria Sforza eine angemessene Kaiserin des Heiligen Römischen Reichs wäre?«, fragte Jakob furchtlos. »Mancher deutsche Fürst von edlem Blut könnte sie dafür verachten, dass sie eine Nichte des schrecklichen Ludovico il Moro und Enkelin eines dieser Condottiere ist, die sich in Italien wie die Huren jedem anbieten, der sie bezahlt.«
»Und was soll ich mit einem zweiten Eheweib, das zwar einen großen Namen, aber sonst nichts auf den Rippen hat?«, fragte Maximilian sofort. »Nein, Meister Jakob, eine Verbindung mit den Welschen ist im Augenblick wie ein Geschenk des Himmels.«
»Dennoch ist der Mailänder nicht sehr beliebt in den anderen Signorien. Auch der Doge von San Marco dürfte nicht sehr gut auf ihn zu sprechen sein. Ich fürchte daher, dass wir alle Schaden leiden, wenn Ihr Euch auf Geld aus Mailand stützt.«
»Dann werden sich die Pfeffersäcke aus Augsburg, Kufstein oder Nürnberg eben etwas einfallen lassen müssen«, sagte Maximilian unwirsch.
Jakob holte tief Luft. »Nun gut«, sagte er dann. »Ich werde zusehen, dass zumindest die Wogen am Rialto nicht zu hoch schwappen. Außerdem unterhalten wir Fugger von der Lilie in Mailand eine Faktorei, die bei Herzog Gian Galeazzo Sforza einen guten Ruf besitzt. Wir können also dafür sorgen, dass die Mitgift und das Heiratsgut Eurer Auserwählten ordentlich hierhergebracht wird.«
Maximilian strahlte über das ganze Gesicht. »Ich sehe, dass Ihr mich immer noch ein Jota besser versteht als all die anderen, die mir mit der einen Hand den Guldiner leihen und mit der anderen zwei wieder stehlen.«
»Wenn Ihr erlaubt, Majestät, kümmere ich mich um alles Notwendige für die Hochzeit mit der Italienerin«, bot Jakob Fugger an. Er dachte in diesem Zusammenhang spontan an Caterina Cornaro in ihrer Burg von Asolo. Vielleicht empfahl es sich sogar, selbst nach Venedig und Mailand zu reisen.
Der König blickte den Handelsherrn aus Augsburg einen Augenblick lang prüfend an, dann streckte er die Hände aus und umfasste Jakobs Arme. Sie lachten beide und verstanden sich in diesem Augenblick so gut wie damals, als sie zum ersten Mal in Augsburg zusammengetroffen waren.
Jakob hielt sich weder in Innsbruck noch in Bozen länger als nötig auf. Längst lag auch Trient hinter ihm. Er achtete nicht auf die Obstbäume und die Weinberge am Monte Grappa, als er die hölzerne, überdachte Brenta-Brücke mit klappernden Hufen überquerte.
Er kehrte im mehrstöckigen Haus Belvedere ein, von dem ihm schon in Bozen und Trient berichtet worden war. Das Gasthaus existierte erst seit hundert Jahren, aber es hieß, dass an derselben Stelle bereits vor der Geburt des Herrn eine römische Herberge gestanden habe.
Jakob aß an einem großen Tisch mit einigen anderen Reisenden und ehrbaren Bürgern der Stadt.
Zwei von ihnen hatten Häuser in Venedig und kannten das Handelshaus der Fugger. Ein ebenfalls durchreisender Sänger gab am Feuer des Kamins Proben seines Könnens, und irgendwann kam das Gespräch auf die unglückliche Königin von Zypern, die nicht nur ihr reiches Inselkönigreich, sondern dazu auch Mann und Kind an die Habgier und die Intrigen des Löwen von San Marco verloren hatte.
»Sie geht nun auch schon auf die vierzig zu«, sagte einer der Venezianer. »Doch wie viel Hass gegen den Dogen und den Rat der Zehn muss in dieser Tochter Venedigs brennen!«
»Sie wird erst neununddreißig Jahre alt«, korrigierte der Wirt des Belvedere, der ebenfalls herangekommen war. »Aber sie wird wohl nie wieder in den Armen eines Mannes liegen …«
»Dabei ist sie noch immer eine wunderschöne, königliche Blume«, sagte ein anderer Gast in Jakobs Alter. »Ich würde all mein Land und meine Weinberge hingeben für einen einzigen Abend allein mit ihr.«
Jakob zuckte unwillkürlich zusammen.
»Nein, nein, Signori!«, rief der Sänger. »Es lohnt sich nicht, wenn ihr jetzt aufbrecht und sehen wollt, wer von Euch am schnellsten zu ihr reiten kann.« Er lachte und schlug in die Saiten seiner Mandoline. »Die Königin von Zypern, Tochter Venedigs und Herrin von Asolo
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