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Jakobsweg - Ein Weg nicht nur für Gscheitles

Jakobsweg - Ein Weg nicht nur für Gscheitles

Titel: Jakobsweg - Ein Weg nicht nur für Gscheitles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Gast
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Auge. Kaum hatte ich mich umgesehen, wurde der Rosenkranz unter Leitung eines Priesters gebetet. Unmittelbar danach folgte eine Messe. Ich weiß nicht weshalb, aber irgendwie finde ich während der Messen immer eine tiefe, innere Ruhe und Zufriedenheit.
    Als ich im Anschluss zum Fluss Arlanzón und entlang seiner Uferpromenade in Richtung Hotel schlenderte, konnte ich noch einige folkloristische Tanzdarbietungen aus unterschiedlichen Regionen Spaniens mir anschauen. Rechts und links der Bühne waren Zelte entlang der Uferpromenade aufgebaut, in welchen regionale Snackspezialitäten, überwiegend Kochwürste, angeboten wurden. Wie üblich zeigte ich auf ein bereits fertiges Gericht und sagte, ich wolle dieses und dazu ein Glas Rotwein. So ließ ich mir eine Scheibe Baguette mit einem Wurststückle nebst einem Zehntele Rotwein zweimal schmecken. Etwa um 21.30 Uhr machte ich mich zum Hotel auf. Unweit des Hotels stand das gestern fotografierte Reiterstandbild, von dem ich mir einigermaßen sicher war, wen es darstellen soll. Dieses wollte ich vorsorglich noch vorm schlafen Gehen kontrollieren. Auch hier klang Musik allerdings nunmehr französische Chansons an mein Ohr. Wie sich herausstellte, wurde im Innenhof der an den Reiterstandbildplatz angrenzenden Klosterruine gleichfalls ein Festival abgehalten. Ich lauschte einige Zeit lang den französischen Weisen, die ein etwas bulliger, gleich einem Bohemien gekleideter Chansonnier begleitet von einem Akkordeonisten zum Besten gab. Obgleich es äußerst kühl war, 19°C zeigte heute Mittag das Thermometer an, bildete die stimmungsvolle Atmosphäre einen würdigen Abschluss meines Aufenthaltes in Burgos, so dachte ich jedenfalls in diesem Moment.
    Wie ich vor der Haustür des Hotelnebengebäudes stand, in dem sich mein Zimmer befand, stellte ich fest, dass im Nachbarpub noch viel Trubel los zu sein schien. So entschloss ich mich, kurz einmal hinein zu schauen. Als ich mein zweites Bier bestellen wollte, sprach mich ein junger Spanier elegant gekleidet an. Leider musste ich auch ihm gegenüber meine spanischen Sprachunkenntnisse bedauern. Dennoch zog er eine Zigarre hervor und steckte sie mir zu. Darüber hinaus spendierte er mir noch ein für mich undefinierbares, alkoholisches Coca-Cola-Mixgetränk. Dieselbe Großzügigkeit widerfuhr mir, als ich mir hernach ein neues Bier bestellen wollte. Die Kellnerin gab’s mir gratis. Lag’s an meinem am linken Hemdsärmel aufgenähten Jakobsmuschelemblem, lag’s daran, dass ich gänzlich alleine in einem Eck des Pubs stand und dem Treiben zusah? Jedenfalls hatte ich mich über die Aufmerksamkeit riesig gefreut und natürlich sogleich die Zigarre gepafft. Sollten Männer nicht wieder zu Kindern werden, schoss es mir angesichts meiner kindlichen Freude durch den Kopf. So nebelte ich genüsslich mit meiner Zigarre meine Umgebung ein und freute mich tierisch über mein Pilgerdasein.
     

Sonntag, den 23.05.:
     
    Mein kindlicher Überschwang bekam heute Morgen gleich einen gehörigen Dämpfer. Zweifelsfrei wurden auch die übrigen Hotelgäste auf meiner Etage darauf hingewiesen, dass man die Etagentüre von außen nicht abschließen darf, da sie ansonsten von innen nicht wieder aufgeschlossen werden kann. Als ich als letzter auf der Etage etwa um 9.00 Uhr mein Zimmer räumen wollte, stand ich mit meinem Gepäck vor der verschlossenen Etagentüre. Obgleich ich sicherlich im Gegensatz zu den übrigen Etagengästen so gut wie kein Spanisch beherrsche, hatte ich wenigstens die mir tags zuvor auf Spanisch und mit Handzeichen verklickerte Türschlossproblematik begriffen. Oder sollte ich dieses womöglich als einen Angriff auf meine Person betrachten? Alleinwandernde sind nun einmal des Öfteren Angriffen von Herdenmenschen ausgesetzt! ,So ein Quatsch’, dachte ich mir und beschäftigte mich sogleich wieder konkret mit meinem Eingeschlossensein. Sämtliche Fenster waren hinterhofseitig angeordnet. Auch mein Handy versagte mir den Dienst. Kein Klopfen gegen die Etagentüre, kein Rufen und Schreien versprachen Abhilfe und der Hinterhof war menschenleer. Ich hatte mich schon fast damit abgefunden, dass ich bis zum Erscheinen der Putzfrau, sofern eine sonntags arbeiten sollte, bzw. eines neuen Gastes zuwarten müsse, zumal ein Herr, den ich zufälligerweise auf dem Hinterhof erspähte, mir seine Hilfe mit einer abweisenden Handbewegung versagte. Endlich, es war bereits 9.30 Uhr, erblickte ich einen weiteren Herrn. Neue Hoffnung schöpfend, rief

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