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Jakobsweg - Ein Weg nicht nur für Gscheitles

Jakobsweg - Ein Weg nicht nur für Gscheitles

Titel: Jakobsweg - Ein Weg nicht nur für Gscheitles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Gast
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sich dort die fehlenden Stempel einholen werde.
    Von diesen Leuten erhielt ich den Tipp, dass es hier im Orte ein Schuhgeschäft mit Wanderstiefeln gebe. Ohne zu zögern hatte ich die Gelegenheit beim Schopfe gefasst und mir neues Wanderschuhwerk gekauft. Hoffentlich laufe ich auch in diesen so gut wie in meinen alten.
     

Freitag, den 28.05.:
     
    Nach den gestrigen 19,5 Tageskilometern verließ ich um 7.00 Uhr die Herberge, entdeckte um 7.15 Uhr vor Ort eine Cafeteria, die bereits geöffnet hatte, und kehrte zum Frühstücken dort ein.
    Wegen der späten Öffnungszeiten des Klosters San Zoilo, das ich besichtigen wollte, konnte ich den Vormittag nach Herzenslust vertrödeln. Meine anfängliche Verbissenheit, mich unentwegt Compostela nähern zu müssen, war einer gewissen Behäbigkeit aber Stetigkeit gewichen. Meine neuen Schuhe sollten sich meinen Füßen anpassen, bevor ich sie einlaufe, war auch einer meiner vielen Gedanken.
    Vor der Klosterpforte San Zoilo wurde ich von einem Deutschen darauf hingewiesen, dass Pilger zu einem Sonderpreis von € 1,00 nach Anläuten eingelassen werden würden. Die Klosterkirche selbst war für mich enttäuschend; der Kreuzgang hingegen eine Wucht.
    Im nächsten Tankstellenlokal noch ein kleines Bierchen gezupft, zu dem ich gratis kleine marinierte Gürkchen, Oliven und Silberzwiebeln in einem kleinen Schälchen serviert bekam, begab ich mich auf die nach meinem Reiseführer wasser- und herbergslose 17 km lange Wegstrecke. Auf dem Marsch verfestigte sich meine Überzeugung, dass es doch idiotisch ist, zu meinen, eine Zigarette zum Kaffee oder Bier würde das Lebensgefühl bereichern. Und dennoch konnte ich seither mit meinem Rauchen nicht aufhören. Ich ging den topfebenen, schnurgeraden, im Unendlichen verschwindenden Weg ohne Hast. Zur Frühabendstunde zeigte sich eine größere Baumgruppe mit einer backsteinernen Scheuer in der Feme. Hier wollte ich und habe ich gerastet.
    Vor Ort fand ich einen Tisch mit zwei Bänken aus Stein vor. Mein Gepäck auf dem Tisch abgelegt, meinen Durst aus der Wasserflasche gestillt, saß ich die Beine weit von mir gestreckt und die Arme auf der Bankrückenlehne ausgebreitet völlig alleine da und blickte in die Feme dieser in unterschiedlichen Grüntönen sich präsentierenden Landschaft. Des Weges kamen zwei herrenlose Hunde. Der Kleine der beiden, der die Führungsposition inne zu haben schien, bog vom Weg zu mir ab, gefolgt von dem Riesengroßen. Unter Wahrung eines Sicherheitsabstandes blieb er stehen und schaute mich an; ebenso der Große. Beim Anblick des großen Hundes entsann ich mich, dass der Schriftsteller Paulo Coelho von einem großen Hund auf seiner Pilgerschaft angefallen und gebissen wurde. Mein Unbehagen legte sich auch nicht, als ich mich weiter entsann, dass dieser Vorfall mit herumstreunenden Hunden nach dem von mir Gelesenen eine Ausnahme war. Ein Blick auf die Rute des großen Hundes, die nicht empor gestreckt war, ließ mich annehmen, dass von ihm keine Gefahr ausgehen dürfte. Vielleicht wegen meines Schweiß- und Nikotinduftes musste der Kleine niesen und drehte ab, während der Große mich weiterhin lautlos intensiv fixierte. Für mich begann eine kurze Zeit des Bangens. Endlich drehte auch dieser ab und folgte dem Kleinen den gekommenen Weg zurück. Mir fiel ein Stein vom Herzen.
    Nach etwa 100 m blieb der große Hund überraschend stehen, drehte sich zu mir um und bellte nur ein einziges Mal zu mir herüber, obgleich er lange noch im Stehen verharrte und mich ansah. Sollte dieses eine Aufforderung an mich sein, mich ihnen anzuschließen? Zur Vorsicht packte ich rasch zusammen und verließ den Rastplatz. Auch die beiden Hunde zogen gleichfalls ihres Weges.
    Und weiter ging’s schnurstracks über völlig flaches und einsames Land bis zur Ortschaft Calzadilla de la Cueza, wo ich nach 17 Tageskilometem am Abend die Herberge aufsuchte.
     

Samstag, den 29.05.:
     
    Um 7.30 Uhr frühstückte ich in der Bar unweit der Herberge. Der Herr aus Luxemburg sowie kurz darauf auch die Schwäbin, die, wie sich heute herausstellte, aus Freiburg stammt und damit dem gelbfußlerisch alemannischen Stamme zugehörig ist, gesellten sich zu mir. Da der Herr aus Luxemburg seit Saint-Jean-Pied de Port in gewisser Weise mein Weggefährte geworden war und aller Wahrscheinlichkeit nach auch noch bleiben dürfte, hielt ich es entgegen den Gepflogenheiten, dass nur Ältere Jüngeren dieses anbieten sollten, an der Zeit, mich namentlich

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