Jakobsweg - Ein Weg nicht nur für Gscheitles
viele auf eine Mitteilung meinerseits über den Ausgang meiner Pilgerschaft warten. Um mir nicht nur das Kartenschreiben sondern auch die Fragerei zu ersparen, ob ich denn den Weg zu Fuß geschafft hätte, hegte ich schon lange die Absicht, dieses in Form eines Inserates im Schwaigerner Amtsblättle kund zu tun.
Nachdem ich ausgiebig gefrühstückt hatte, begab ich mich zum nächsten Münzfernsprecher und gab Folgendes bei der Verlagsdruckerei Kubsch in Schwaigern auf:
Frau Kubsch nahm meine Anzeige fernmündlich entgegen. Ihrer Frage, ob auch ein Bild dabei sein solle, entgegnete ich, es möge nur der Text abgedruckt werden, derweil ich mir nicht vorstellen konnte, was für ein Bild beigefügt oder unterlegt werden sollte. Auch verspürte ich keine Lust, mich um die Übermittlung eines Postkartenmotivs zu bemühen, zumal ich in Finisterra seither auch kein Geeignetes entdecken konnte. Zum Schluss scherzte Frau Kubsch noch, ob sie denn die Rechnung an meinen Vater schicken solle, was ich natürlich unter Lachen sogleich ablehnte.
Mein nächstes Telefonat galt meinem Bruder Leander. Mit ihm hatte ich auf sein Drängen hin ausgemacht, dass ich mich so etwa einmal die Woche einzig bei ihm melden werde, um mitzuteilen, wie es mir geht und wo ich mich gerade befinde. So lautete üblicherweise meine Mitteilung auf seinem Anrufbeantworter, wenn er gerade nicht zu sprechen war, wie folgt: „Hallo Leander, mir geht’s gut. Ich stehe gerade in der Ortschaft.... Grüße mir alle herzlich Uli.“ Im Gegenzug hatte mir mein Bruder versprochen, mich über Gegebenheiten zuhause nur dann zu unterrichten, wenn ich dringend heimkehren und damit meine Pilgerschaft abbrechen sollte. Bereits in Santiago de Compostela hatte ich ihn gebeten, niemanden zu erzählen, dass ich bereits in Compostela eingetroffen war. Auf seine heutige Frage hin, ob er denn nun wenigstens unsere Eltern hierüber informieren dürfe, meinte ich kurz, dieses mögen sie im nächsten Amtsblatt lesen. Auch bat ich ihn, nichts von meiner bevorstehenden Rückkehr zu erwähnen. Die Überraschung würde für sie umso größer sein, wenn ich bereits einen Tag nach Erscheinen des Schwaigerner Amtsblättles und damit meiner Anzeige wieder zurückgekehrt sein werde. Meiner geäußerten Bitte wurde entsprochen.
Irgendwann hegten sich in mir Zweifel, ob ich denn gegenüber Frau Kubsch unmissverständlich klar gestellt hatte, dass im Amtsblatt nur mein Vorname mit dem Anfangsbuchstaben meines Nachnamens und nicht wie von mir gesagt, Ulrich G. wie Gast, erscheinen möge. Daher rief ich vorsorglich nochmals in der Verlagsdruckerei an. Sandra, die ich persönlich aus meinen Tagen im Schwaigerner Akkordeon-Orchester her kannte, nahm meinen Anruf entgegen. Nach Schilderung meines Anliegens beruhigte sie mich mit den Worten: „Wir werden es schon richten!“ Danksagend hängte ich ein. Wie werden sie es richten, fragte ich mich. Auf die Präsentation meiner Mitteilung begann ich neugierig zu werden.
Anschließend begab ich mich zurück zum Hotel, um dort mein dreigängiges Mittagsmenü einzunehmen und mich hernach zu einem Mittagsschläfchen nieder zu legen. Zum Baden war es nach meinem Geschmack zu kalt. Im T-Shirt und in meinen Badeshorts hatte es mich heute Morgen gefröstelt.
Gestern schon hatte mich Alice darüber in Kenntnis gesetzt, dass das Konzert Pavarottis auf dem Kathedralenvorplatz in Santiago de Compostela ausverkauft sei und sie dennoch heute zurück nach Compostela fahren werde, da sie bereits am kommenden Mittwoch ihre Heimreise nach Schweden antreten müsse. „Pavarotti könne man ja auch an einer Straßenbar hören und genießen!“ Diese Aussichten waren allerdings für meinen Geschmack nicht ausreichend genug, um von meinem ins Auge gefassten Verlängerungstag in Finisterra abzusehen. Vielleicht wird morgen Badewetter sein, hoffte ich und verlängerte meinen Hotelaufenthalt um einen weiteren Tag.
Abends machte ich einen kleinen Spaziergang entlang des Sandstrandes. Angenehm umspülte das Meerwasser meine Füße. Meine Sandaletten hatte ich hierbei ausgezogen und in meine Stofftasche gesteckt, in der ich wie üblich meine wichtigsten Reiseutensilien aufbewahrte. In einer netten Strandbar hielt ich inne, um meinen Durst zu löschen. Zurück von meiner Strandwanderung begab ich mich in Finisterra in ein Fast-Food-Restaurant, um einmal wieder einen Hamburger zu essen. Der Hamburger war riesig und schmeckte lecker.
Obgleich in Finisterra ein Schild
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