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Jakobsweg - Ein Weg nicht nur für Gscheitles

Jakobsweg - Ein Weg nicht nur für Gscheitles

Titel: Jakobsweg - Ein Weg nicht nur für Gscheitles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Gast
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als Hauptgericht ein Filet mit Knoblauch gewürzten Pommes frites und als Dessert Saurer Joghurt mit Honig gereicht. Während meines alleine eingenommenen Mahles bemerkte ich, dass sich unter den weiteren Gästen auch ein Pärchen mit süddeutschem Dialekt befand. Als ich mich auf deren Einladung hin an deren Tisch setzte, stellte sich heraus, dass sie aus Freiburg waren und sich auf der Rückreise aus Portugal befanden. Bemerkenswert war, dass sie die Auffassung vertraten, wonach es den Portugiesen aufgrund deren geringen Steueraufkommens wirtschaftlich besser ginge als uns Deutschen. Die Portugiesen hätten wegen der EG-Subventionen, die überwiegend von Deutschland mitgetragen worden seien und noch würden, innerhalb von zehn Jahren das geschafft, wofür wir Deutsche zwanzig Jahre benötigt hätten. Da ich nicht gewillt war, den restlichen Wein als Schlaftrunk mit aufs Zimmer zu nehmen, verweilte ich trotz Verabschiedung der beiden Badenser eine kurze Zeit alleine am Tisch, um den restlichen Wein noch gebührend genießen zu können.
    Hernach auf meinem Zimmer wollte ich entgegenkommender Weise zu Hause anrufen. Doch laut Auskunft meines Mobilfunkunternehmens reichte mein aktuelles Guthaben nicht mehr aus, um dieses Gespräch führen zu können. So bin ich nunmehr endgültig abgenabelt: ein wirklicher Peregrino; allerorts ein Fremder, der allein auf sich gestellt ist und sich in Gottes Hand begeben hat. In diesem Bewusstsein und mit einer Dankbarkeit gegenüber Gottes heutigem Beistand schließe ich meine Augen.
     

Sonntag, den 09.05.:
     
    Welch eine Freude erwachte in mir, als ich meine Augen aufschlug und die ersten zarten Sonnenstrahlen durchs Fenster traten. Nach dem Frühstück und nachdem ich meine Schuld von € 42,00 beglichen hatte, begab ich mich zur hiesigen Kirche. Ihre Bauart war vorromanisch und ihre beiden, sichtbaren Glocken waren starr im Glockenturm verankert. Zum Läuten wurden lediglich die Glockenschlegel gegen den Glockenrand geschlagen, wodurch ein unregelmäßiger und für mich eigenartiger Klang erzeugt wurde. Kein Vergleich mit unserem Schwaigerner Glockengeläut!
    Da die hiesige Messe erst um 11.00 Uhr anberaumt, der Kirchenzugang jedoch verschlossen war, setzte ich mich unweit der Kirche auf ein Bänkle an einer Scheuer und versuchte das „Vater Unser“ auf Spanisch zu erlernen. Die „Ordinario de la Misa“ (Gottesdienstgebetblättle) hatte ich mir schon zuhause besorgt. So leicht wie ich mir das „Padre nuestro“, das „Vater Unser“ auf Spanisch, zu erlernen vorgestellt hatte, erwies sich als einer meiner Wunschträume. Selbst nach einer Stunde büffeln konnte ich es immer noch nicht perfekt. Macht Wandern dumm?
    Punkt 11.00 Uhr begann der Sonntagsgottesdienst, wobei lediglich zwei Lieder von den wenigen Kirchenbesuchern auswendig angestimmt wurden. Eines am Anfang und eines für mich völlig ungewohnt bei der Eucharistie. Lautstark singend begaben sich die Gläubigen in Reih und Glied vor zum Altar, um die Hostie zu empfangen. Überrascht war ich auch von der Kürze, in der die Messe gelesen wurde. Dass Menschen so schnell ihr Mundwerk bewegen können, setzte mich in Erstaunen. Hieran könnten sich unsere Herren Geistlichen und Pfarrer mal ein Beispiel nehmen. Mit dem Abschlusssegen begab ich mich erneut auf Wanderschaft. Falls mir die Frage gestellt werden sollte, was ich denn in einem mir sprachlich unverständlichen Gottesdienst suche, dem würde ich aus der Hüfte geschossen erwidern, dass für mich als Jakobspilger nicht die Verständlichkeit sondern das Bewusstsein des Getragenseins von der Gemeinschaft Jesus Christus ausschlaggebend ist. Diesem steht mein Dafürhalten nicht entgegen, dass jeder, der in die Kirche kommt, ein menschliches Recht darauf hat, nicht gelangweilt zu werden, was heißen soll, dass jeder Kirchgänger einen Anspruch auf eine ansprechende Rhetorik insbesondere auf eine gut vorbereitete Predigt besitzt.
    Kurz nach Viscarret traf ich erneut den Herrn aus Luxemburg, mit dem ich mich bereits in der Herberge in Saint-Jean-Pied de Port unterhalten hatte. Das Wetter war einfach traumhaft. Die feuchtwarme, würzige Frühlingsluft bei sanftem Sonnenschein beflügelte nicht nur mich sondern anscheinend auch weitere Wanderer. An jeder freien Waldlichtung saßen Wandergruppen zum Mittagstisch zusammen. Die Landschaft ringsherum glich derer des Allgäus, so auch die kleinen Bauerndörfer. Einfach urgemütlich! Der ausgeschilderte Weg führte entlang eines

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