Jakobsweg
geflüchtet, vorher habe ich nach einem Bett gefragt. Kurz ins Internet: Robert Enke, Keeper bei Hannover 96, hat sich umgebracht - schrecklich.
11.11.2009 - früher ein "Pflichttermin", schliesslich bin ich Düsseldorferin
Gestern Abend war ich ja in der Herberge "Fitero" in Itero - ganz neue Unterkunft, warm (naja), sauber, die Wirtsleute ausgesprochen nett, ein altes Ehepaar, er kümmert sich um die hungrigen und durstigen Pilger, seine Frau macht die Zimmer, kocht und macht, serviert das Essen im "Comedor" - dem Speisesaal, alles eingedeckt, einfach zwar, aber sehr gemütlich! Außer mir nur noch 2 Peregrinos: Rosa aus Wien, 63 Jahre alt und Ben, Chinese aus San Francisco. Sie ist von Wien aus losgegangen, er von London. Also über den Kanal natürlich nicht, aber dann schon... Da möchte man nur ein paar Spaghetti essen und plötzlich hat man das netteste Gespräch. Wir haben uns eine Flasche Rotwein geteilt und Erfahrungen ausgetauscht. Rosa war auch schon einmal auf dem Weg und wir beiden Frauen haben Ben ein bisschen etwas erzählt. Manchmal ist es sehr wertvoll, die eine oder andere Information über noch kommende Herbergen, über Orte oder Öffnungszeiten der Kirchen zu haben. Und ganz besonders wichtig ist es, dass man erfährt, wo man auf keinen Fall übernachten sollte! -
Ich habe lange geschlafen - bis halb 8 - und bin nach einem Cafe und dem Einkauf von ein wenig Wegzehrung losgelaufen. Es war so stürmisch heute, dass mir buchstäblich die Luft weg geblieben ist. Zudem bin ich nahezu den ganzen Weg bis Boadilla del Camino durch eine Baustelle gelaufen - das ist nicht nur unangenehm, das verdirbt auch den Sinn und scheint sich seit Beginn meiner Reise fortzusetzen. Zwischen Santo Domingo de la Calzada und Granon war es so, einfach entsetzlich.
Burgos ist schon im vergangenen Jahr eine einzige Riesenbaustelle gewesen. Alles wird überall geebnet und geglättet und sonstwie gangbar gemacht... Zwischen Sansol und Torres del Rio (1 km!!) legen sie aus Natursteinen einen Weg in den Hang, damit der Pilger nicht sein Schuhzeug beschmutzt oder gar ins Rutschen kommt. Mann, wenn ich da an den Weg ab Puente la Reina denke im letzten Jahr... ganze Sturzbäche sind mir entgegengekommen...oder hoch nach Uterga. In Boadilla del Camino war - entgegen allen Pilgerführern - gar nichts offen, nicht mal eine Kneipe gab's, um vielleicht ein Wasser zu trinken. Oder gar ein Bier! Immerhin stand an der geschlossenen Herberge ein Getränkeautomat; da hab ich mich mit Wasser und Nestea(!) versorgt und bin weiter gelaufen bis zum Canal de Castilla.
Dort habe ich dann an einer kleinen Weggabelung bei Sonne Rast gemacht.... Rucksack runter und draufgesetzt, eine Dose Thunfischsalat "mediterran" aufgezogen und mit den Fingern gegessen (was will man machen ohne Gabel...?) und mit Klopapier alles wieder abgewischt. Schön war's. Wirklich großes Glück!! Unvorstellbar, das alles: ich laufe ganz allein durch die Wildnis, bin von jeglichem "normalen" Leben aber so was von weit entfernt - und es geht mir sooo gut. Ich bin müde und erschöpft, manchmal auch sehr traurig und allein, aber alles in allem total rund. Habe ganz schöne Fotos gemacht und mich mit kratzender Hüfte - ich hab' schon darauf gewartet - nach Fromista geschleppt.
Hier bin ich in der "Pension Marisa" gelandet: ein Zimmerchen von etwa 2,5 m 2 , das "Bad" auf dem Flur, ein Handtuch für alle - aber nett sind sie. Ich will erst ein bisschen schlafen und warm werden, danach hier im Haus etwas essen und anschließend gleich wieder ins Bett.
20.45h im Bett. GRANDIOS!!!
Boadilla del Camino war übrigens absolut tot. Das einzig tolle an diesem Flecken, in dem jede einzelne der insgesamt vier Sträßlein aufgerissen war, ist die Gerichtssäule, der "Pranger" aus dem 16. Jahrhundert. Es ist unvorstellbar, wie all die Verzierungen, Ornamente und Jakobsmuscheln, die in den Stein "geschnitzt" sind, die Jahrhunderte überstanden haben und Regen, Wind, Eis und der Umweltverschmutzung getrotzt haben bzw. trotzen. Geradezu andächtig wird man auch an diesem Ort.
Der Weg von hier nach Fromista ist wunderschön, weit und einsam. Man geht immerzu am Canal de Castilia entlang, passiert zahlreiche Minischleusen, die einzig der Bewässerung der dort gelegenen Felder dienen. Dort, wo man den Kanal in den Ort Fromista verlässt, gibt es eine "große" alte Schleuse und viele Stufen im Kanal - siehe Foto. Alles in allem ein beglückender Tag!! Fromista ist bildschön. Im Vergleich
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