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Jakobsweg

Jakobsweg

Titel: Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Kallen
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Die werden auch heute noch als Weinkeller genutzt, als Reifekeller für Wurst und Schinken, Käse glaub' ich auch. Und einige sogar als "Festsaal". Wenn man dort vorbeigeht, kann man die kleinen Kamine gut erkennen, aus einigen kam sogar etwas Qualm. Jedenfalls ist es echt schön. In der Kneipe mit den vielen Widmungen an der Häuserwand habe ich den wohl schrecklichsten Cafe meines Lebens getrunken. Die Toilette hab ich gar nicht erst aufgesucht, nachdem ich einmal im Haus war. Bin dann in der einzigen "echten" Bar des Dorfes eingekehrt und hab' einen zweiten Versuch gewagt. Man kann schon die dollsten Dinge erleben.
    Kalt wird es: ganz Spanien hat superschönes Wetter, nur in Nordkastilien ist es bitterkalt. Abends, Mansilla de las Mulas, "Albergueria del Camino": Ich bin heute völlig am Ende, aber der glücklichste Mensch der Welt. So ein schönes Zimmer, ein Himmelbett - mehr geht nicht, niemals. Ich muss mit Hilfe eines kleinen Fußbänkchens in mein Bett klettern und liege darin wie die Prinzessin auf der Erbse. Habe gerade noch einen Gang durch den Ort gemacht, und ein paar Karnickelteile gegessen, dazu gab's einen leckeren Hauswein.
    León
    Ich musste meinen Weg gestern in Acerhueja unterbrechen, Blasenentzündung (??), Blut usw. - es war schrecklich, nirgends die Möglichkeit, zur Toilette zu gehen, alle naslang musste ich pieseln. Musste laufen lassen. Ich hab' geheult, es war SCHRECKLICH! Deshalb nach 11 km Schluss. Mit Wärmflasche (calentador), dicken Socken und dicken Klamotten ins Bett. Der Wirt in der Herberge "La Torre" war unheimlich nett, sein Sohn und er haben mich vom Rucksack befreit, mir eine Tasse heisse Suppe hingestellt, dazu ein Bier! Danach bin ich sofort ins Bett, eine Wärmflasche haben sie mir noch besorgt. Insgesamt habe ich über drei Liter Wasser getrunken und jede Menge Tee, musste alle paar Minuten auf die Toilette, das hat heftig weh getan.
    Heute bin ich nicht ganz so früh wieder los, habe nur einen Cortado getrunken und 1/2 ltr. Wasser mitgenommen, trinken sollte ich eigentlich viel, damit alles rauskommt - will aber nicht, weil ich dann noch mehr rennen muss. Eigentlich wollte ich ja wegen der Dauerpinkelei mit dem Bus fahren, aber wie's so ist auf dem nordspanischen Land: am Montag um halb acht ist der letzte Bus in die Stadt lange weg und der vom Nachmittag noch lange nicht in Sicht. Also bin ich wieder gelaufen, das Schlimmste befürchtend.
    Und hier - soll heißen: auf dieser Strecke - hat der sonst so sorgfältig recherchierte Outdoor-Führer schlicht versagt, bzw. in der Zwischenzeit ist scheinbar derart viel gebaut worden, dass ich sechs Kilometer auf dem Seitenstreifen der Autobahn bis kurz vor Leon gehen musste. Ich schwöre, dass dies nicht zu den Erlebnissen gehört, die ich wiederholen möchte. Es war einfach grauenvoll. Wenn jede Sekunde ein LKW, Bus oder PKW mit 150 km/h an Dir vorbei rast und Du darfst nicht falsch treten, weil Du sonst möglicherweise auf der Fahrbahn liegst, dann ist das wenig lustig. Von dem wahnsinnigen Geräuschpegel einmal abgesehen - das allerdings habe ich erst realisiert, als ich in Leon nach rechts weg konnte und anschließend die Autobahn überquert habe. Schon nach 100 mtr. war die Stille himmlisch. Man kommt dann schnell zu den ersten Häusern, wie überall sind sie klein und windschief, und wenn die passiert sind, an eine kleine Kreuzung. Da hat sich dann einmal mehr bestätigt, was ich seit Jahren gelegentlich sage: viele Spanier sind fremdenfeindlich! Sechs riesige Transparente mit bösartigen, rassistischen und fremdenfeindlichen Sprüchen hingen da. Ja, "Fremder", "Pilger", oder was auch immer, komm' her, Dein Geld nehmen wir. Gerne sogar, für unsere stinkenden, verwanzten Betten, verschimmelten Klos und Duschen, für die nicht funktionierenden Heizungen und miserables Essen, Getränke aus dreckigen Gläsern, die auch mir zu einem fulminanten Lippenherpes verholfen haben.
    Für die Unfreundlichkeit, die sich erst dann legt, wenn du ihre Sprache sprichst und sie bemerken, dass es vielleicht gut wäre, nun mit der Lästerei über die Pilger aufzuhören. Ich weiß nicht mehr, wo es war, irgendwo hat ein älterer Mann morgens beim Cafetrinken zu seinem Sohn, dem HERBERGSVATER, gesagt, es "ist besser, wenn sie den Camino zu machen" - ja bitte, "wir" halten Euch hier am Leben. Was machen sie denn ohne ihre 150.000 Pilger pro Jahr??? Gleichzeitig werden aber immer neue Albergues, Hostals, Casas rurales aus dem Boden gestampft. Ich

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