Jakobsweg
telefonieren. Am liebsten noch bei irgendeinem schwierigen Anstieg. Aber egal. Wenn ich dann endlich irgendwo angekommen bin, dann muss ich aus meinen völlig durchgeschwitzten Klamotten, duschen oder mich waschen, meine Füße pflegen und meine Wäsche waschen, damit die am nächsten Tag wieder trocken und tragbar ist! Ich habe eben keine Waschmaschine und keinen Trockner zur Verfügung. Alles muss und will getan sein. Und danach will ich meine RUHE! Essen, schlafen, Ende.
Alles ist schön...
Bin frühzeitig weg aus Rabanal, bis nach Foncebadon -welche Enttäuschung, auch da: alles geschlossen, der Ort wieder im Stadium des völligen Verfalls. Ich bin echt traurig. Rostige Kühlschränke und anderer Müll liegt meterhoch auf dem einzigen Weg, der durch den Ort führt!
Aber bis dahin: Sonnenaufgang und wunderschönes Wetter, völlige Ruhe und Stille, wieder ist mir niemand begegnet. Unterwegs habe ich ein paar sensationelle Fotos gemacht, naja, "sensationell", schön halt. Jedenfalls war im Ort nur eine Tür offen, "Albergue Monte Irago". Da habe ich Wasser und Obst gebunkert und mich zehn Minuten mit einem glühheißen Cafe vor dem brennenden Kamin ausgeruht. Wunderschöne Musik und eine Hospitalera, die laut und schön singt, während sie den Boden aufwischt. Ich bin ganz beschwingt von dort weg gegangen, wohl wissend, dass ein hartes Stück Arbeit vor mir liegt. Aber: was für ein Wetter - sehr schön. Irre kalt, Sonne ohne Ende, eisiger Wind - und dennoch so schön. Und ich konnte den Weg nehmen, statt wieder die Strasse entlang zu laufen. Das kann ja niemand glauben, diesen Unterschied von 2008 zu 2009. Das Cruz Ferro habe ich kilometerweit gesehen, geradezu magisch hat es mich angezogen - und letztes Jahr: da war ich schon dran vorbei, bis ich es endlich bemerkt habe! Lediglich die Fotos liefern den Beweis -glücklicherweise. Ich würde es ja selber nicht glauben. Großes Glück! Wieder allein! Hier oben wird man ganz still - zum wievielten Male???
Und dennoch habe ich oft das Gefühl, eben NICHT allein zu sein. Manjarrn, El Acebo, oder egal wo - was für eine Aussicht. Und was für ein Gefühl, da zu sein! Überwältigend. Manchmal habe ich laut gejuchzt, so hab' ich mich gefreut. Alle paar Meter hätte ich stehen bleiben mögen, um zu fotografieren... Es ist sehr anstrengend, ein paar Kilometer musste ich Asphalt laufen, ziemlich bergab, das ist nicht angenehm, man rutscht im Schuh unweigerlich nach vorne, muss immer wieder mal anhalten und nachschnüren - dazu muss aber auch immer wieder der Rucksack runter, was für ein Umstand...geht aber nicht anders, sonst gibt es fiese Verletzungen an den Zehen. Tja, und ganz plötzlich steht man dann da oben auf'm Berg und schaut auf El Acebo - dieses Mini-Dorf mit seinen 3 Dutzend Einwohnern.
Von hier geht's über 1 km STEIL bergab, über eine GeröllPiste wie ganz zu Anfang der Strecke aus Pamplona heraus. Auf den Ort habe ich mich sehr gefreut, es ist einfach schön hier. Und wie immer haben mich die Wirtsleute auch hier wieder erkannt. Ist das nicht verrückt? Es gibt hier nur zwei Zimmer (außer der so genannten Herberge im gleichen Haus) und jetzt grad sitze ich unten im Gastraum und trinke einen Wein und vielleicht esse ich auch eine Suppe oder sogar ein Stück Fleisch. Das ist hier besonders gut! Hatte heute - bis jetzt - nur einen Müsliriegel und 1 Apfel. Ich war ja auch der Meinung, dass ich abgenommen habe - aber wohl doch nicht.
Meine warme Hose habe ich fast nicht zu bekommen. Ich laufe mich halb zu Tode, esse einmal am Tag und saufe Wasser wie ein Pferd! Und ?? Nada! Mierda!!
Solange nichts geschrieben - aber ich wirklich auch oft zu müde, um noch etwas zu notieren! Im Moment tut mir jeder Knochen weh. Ich bin schon im schönen O' Cebreiro - mit Schnee. Jetzt. Am Nachmittag auf dem Weg war es eigentlich noch ziemlich ok: Regen zwar und kalt, Nebel - aber nur auf dem letzten steilen Stück, deshalb nicht so arg. Aber von Anfang an: Ich bin bei allerschönstem Wetter aus El Acebo weg und habe mich nach Molinaseca und weiter nach Ponferrada aufgemacht, in den Sonnenaufgang, unter mir eine fast südtirolerische Landschaft.
Steile Wege waren das, und zwar ausschließlich und ohne Unterbrechung bergab. 16 km nur, aber andauernd geht's runter. Im Sommer muss das ein Traumort sein, wie Klausen oder Bozen - Südtirol eben. Das Wetter ist ein einziger Traum, aber der Ort ist trostlos und arm. Obwohl Molinaseca, im Gegensatz zu vielen anderen Orten
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