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Jakobsweg

Jakobsweg

Titel: Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Kallen
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würde doch niemals in einem Loch wie in Fromista schlafen, mich auch noch veräppeln lassen, was das Essen angeht (Huhn bestellt, Kaninchen bekommen). Aber hier?
    Hier ist es fast noch schlimmer; in den Städten sind ja z.B. die Frauen meist sehr elegant und dann kommst du Pilgerlein da angeschlufft; fertig, müde, abgerissen, nass und erschöpft. Mit dreckigen Schuhen und schmutzigen Hosen und wirst begafft und betuschelt (Frau allein...). Und dann, dann gehst du nicht in die kalte Herberge, sondern in ein warmes (?) Hotel und da geht's dann erst richtig los. Abschätzende Blicke, solange, bis du dein Geld zückst und freundlich lächelst. Und dann auch noch im Voraus bezahlst!! Man sieht, zwischen meiner Reise im Herbst 2008 und dieser liegen Welten. Manchmal bin ich wirklich RICHTIG sauer. Nichts von dem, was ich gerade beschrieben habe, ist erfunden oder übertrieben.
    Ich bin von Herbergsvätern oder Hostalbesitzern angemacht worden und auch eine höfliche Absage hat die Hartnäckigen nicht sofort zum Verstummen gebracht. Da muss man dann schon mal sehr deutlich werden. Das kann nach einem langen Tag mehr als nervig sein. Da bist Du froh, Dein schweres Gepäck einfach nur vom Rücken zu nehmen und dann das. Dazu kommt, dass ich eher nicht so empfindlich bin und mich gut zu wehren weiss, mich zudem gut verständigen kann. Was machen denn die verhuschten Mädels, die hier unterwegs sind? Natürlich ist das nicht immer und nicht überall so!!
    In Leon ist es sehr schön, ich würde gerne eine kleine Besichtigungstour machen, aber die ständige Suche nach einer Toilette verhindert das, so mache ich nur einen kurzen Gang hinüber in die Kathedrale. Im kleinen Restaurant des Hotels habe ich anschließend ein Stück Fisch gegessen und zum Nachtisch gab es eine Handvoll Medikamente. Um 9h nach einer schlaflosen, lauten Nacht Abmarsch... aus Leon hinaus, sonntags so früh am Morgen noch fast ausgestorben, jedenfalls im Centro Storico, dem historischen Zentrum rund um die Kathedrale.
    Bin zunächst durch das verfallene Durcheinander der wirklich tristen Vorstadt nach Virgen del Camino. Ab dort war es dann ähnlich wie in den letzten Tagen. Der Weg verläuft unmittelbar an der Strasse - trotzdem bin ich gut voran gekommen.
    Es waren erstaunlich viele Pilger unterwegs heute. Nun gut, egal... Nachmittags gegen 17 Uhr war ich endlich in San Martín. Ich war so erledigt, dass ich die erstbeste Gelegenheit beim Schopf gegriffen habe: Das war die berühmt-berüchtigte "Santa Ana". Die Herbergsmutter war ganz freundlich, wenn auch ein wenig gierig, wie mir schien. Dazu Nässe, Kälte, keine Heizung, klamme, fast schon nasse Bettwäsche in einem der wenigen Einzelzimmer.
    Der ganze Ort wie ausgestorben. Nur ein paar Alte, Kranke, Nette. Plötzlich hat mich eine alte Frau von hinten angepackt und angeschrieen - sie meinte es nicht böse, dennoch erschreckend. Die Jungen sind alle in die Stadt geflohen, es gibt ja auch wirklich nichts, woran sie ein bisschen Spaß haben könnten. Bedrückend. Jedenfalls bin ich um 17.30h geflüchtet - buchstäblich! Mir war auch egal, dass ich mein Bett schon bezahlt hatte und das Abendessen ebenfalls - im Voraus. Aber halt: so einfach ohne nachzudenken kann man da nicht losrennen, es war schlechtes Wetter, wurde schnell dunkel, du weisst nicht, wohin. Heute also wieder Tränen - ich hab mich so alleine gefühlt und völlig verlassen. Gott sei Dank habe ich ein paar Hundert Meter weiter die offizielle Pilgerherberge gefunden, etwas, das ich sonst ja meide. Ich war so froh!
    Ab morgen wird es definitiv besser - Astorga, eine meiner liebsten Städte auf dem Weg! Da weiss ich, wohin ich will, da ist es warm und die Menschen sind nett. Ausserdem gibt es vieles zu sehen.
    Schon der 20.11.-
    Gestern war ein Traumtag, perfekt für Astorga. Es war leidlich gutes Wetter, ich habe wider Erwarten super geschlafen, wahrscheinlich vor lauter Erleichterung, dass ich noch ein Bett bekommen habe. Am Morgen Katzenwäsche, weil es so kalt war, einen schnellen Cafe im Stehen und dann ging's wieder los. Bis Astorga waren es etwa 25 Kilometer, in denen es stetig leicht bergauf ging. Habe mich wieder im Hotel Gaud^ einquartiert - direkt gegenüber des Bischofspalastes und in unmittelbarer Nähe zur Kathedrale gelegen. Leider auch eine Baustelle, nicht das Hotel, sondern das Gotteshaus. Das wunderbare "Museo Catedral" habe ich mir angesehen, bin durch den Ort gelaufen und habe viele Fotos gemacht. Wäsche gewaschen,

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