Jakobsweg
supersauber und gepflegt ist. Ich habe am ganzen Körper Wanzenbisse oder vielleicht sind es auch Flöhe, es ist entsetzlich. Und es juckt nicht, sondern tut weh und ist knotig und entzündet - und zwar sehr! Ponferrada - ein Ort, der das perfekte Beispiel für die Aufrüstung des Weges ist. Hier der komplette Verfall und um die Ecke ist alles restauriert, neu gebaut oder renoviert. Und nochmal 10 mtr weiter wird die seit 500 Jahren nicht einmal gestrichene Kirche mit 400.000,-- € EU-Geldern zum Heiligen Jahr fit gemacht. Allüberall ein Riesenaufmarsch von Pilgern. Die Herberge liegt direkt an der Hauptstrasse und, man glaubt es nicht, die Betten stehen draussen! Auch jetzt, im Winter! Ich gehe vorbei und suche mir in der Stadt ein Bett. Die armen Seelen, die völlig erschöpft hier ankommen und sich auf ein "warmes Bett" freuen, was machen die??
Von Ponferrada bin ich weiter nach Villafranca del Bierzo, das war ein ziemlicher Gewaltmarsch. Es hat den ganzen Tag geregnet, das Gelände ist unwegsam und schwer zu laufen. Man sinkt immer wieder ein. Kein guter Tag für mich. Und was soll ich sagen: auch hier ist alles aufgerissen, vieles ist geschlossen, so z.B. alle Hostals und die kleinen Hotels, die im vergangenen Jahr geöffnet waren. Ich habe mir ein kleines Zimmerchen direkt an der Strasse besorgt, am Abend waren nur die Einheimischen und noch ein Pilger zum Essen da. Das Wetter ist schlecht, mir tun die Füße weh. Und der Rücken vom Schleppen, ich habe tiefe Dellen dort, wo die Schultergurte des Rucksacks aufliegen.
Selbst hier in O' Cebreiro, dem 30-Seelen-Dorf ist alles knüppelvoll. Im vergangenen Jahr war ich fast allein da, heute Nachmittag war die ganze Hütte gestopft voll. Klar, auch ein paar Dörfler, die alle irgendwie miteinander verwandt und verschwägert sind; die Familie sass um den großen Tisch in der Mitte, darauf eine riesige Schüssel mit Venusmuscheln, viele Flaschen Wein dazu. Es herrschte beste Stimmung, als ich pitschnass da hineingeplatzt bin. Und dann: Der riesige Wirt kuckt, steht auf und nimmt mit einem Teller eine große Portion Muscheln aus dem Topf, sagt zu mir "Hola Peregrina, estäs por aqui otra vez? Que bien! Bienvenido. Toma, buen provecho!" Und schon hatte ich Muscheln und ein Glas Weißwein vor mir stehen und die Welt war wieder gut zu mir! Die anderen Pilgermenschen haben ein bisschen blöd geschaut, aber wurscht. Ich habe mich ein mit den Leuten aus dem Dorf unterhalten, sofern sie nicht nur galizisch gesprochen haben, das ich nun wirklich überhaupt nicht verstehe!
Die bestätigen das alles: in jedem Kaff neue Herbergen, Hostals, Hotels. O' Cebreiro lebt nur von den Pilgern. Von den 30 Leuten, die hier leben, verdient ein jeder seinen Lebensunterhalt durch oder mit dem Pilger-Tourismus.
Mit Übernachtungen, Souvenirs. Und ebenfalls wie überall: die Preise sind kräftig angestiegen. Das Haus ist ein Traum, wirklich wunderschön, leider auch wieder eiskalt. In der Gaststube ist es mit einem Glas Rotwein aber sehr gut auszuhalten!
"Alerta naranja" wegen Wind und Regen...Heute ist der Pass bereits gesperrt wegen Unmengen Schnee, 30 Provinzen sind in Alarmbereitschaft.- Wegen des schlechten Wetters bin ich wieder einmal die Landtrasse entlang gegangen, aber es ist ja Samstag, nicht so viel Betrieb also, und man kann hier gut laufen. Allerdings zieht das Stück sich wieder unendlich, nach jeder Steigung denkt man, "hier muss es doch gleich sein" -man verliert völlig den Blick und das Gefühl für die gelaufenen Kilometer. Ich bin nach Triacastela, unterwegs immer im Zweifel, ob ich eine andere Unterkunft finde als 2008. Leider war mein Hoffen vergeblich, aber wenn ich ganz ehrlich bin, die "Casa David" ist sehr einfach, aber das geht schon in Ordnung für die eine Nacht. Es ist halt so, dass man im "O Noro" seinen Schlüssel holen und alle Formalitäten erledigt, anschließend bringt die Wirtin Dich zur Pension.
Meine Kamera ist kaputt, sie tut's nicht mehr richtig, ich kann immer nur zwei oder drei Fotos nach-einander machen, dann gibt sie ihren Geist auf - am Akku liegt es nicht, der ist voll geladen. Und bei meinem Handy ist das Display im Rucksack kaputt gegangen, ich kann also NICHTS erkennen und tappe sozusagen im Dunkeln, fotografieren hat sich damit auch erledigt.
Von Triacastela nach Sarria
Früh um halb 8 war ich wieder unterwegs. Mir ist der Weg von Samos nach Sarria wahnsinnig anstrengend vorgekommen, es ging immerzu nur bergauf, bergauf, bergauf. So
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