Jamaica Lane - Heimliche Liebe
meiner Tasse. »Dein Buch hat ihr gefallen?«
»Mein Buch hat ihr gefallen.«
Ich strahlte. »Joss, das ist ja phantastisch!«
Sie lächelte, aber ihre Augen lächelten nicht mit. »Ja.«
Mein Blick ging zu ihrem Bauch. »Und was …?«
»Sie findet, ich soll sofort mit meinem zweiten Roman anfangen«, fiel sie mir beinahe panisch ins Wort.
Ich seufzte. Das war eindeutig ein Ablenkungsmanöver. Trotzdem beschloss ich, das Thema fallenzulassen. Fürs Erste jedenfalls. Als der Tee fertig war und die Kekse auf einem Teller bereitlagen, brachte ich alles ins Wohnzimmer und machte es mir auf der Couch bequem, während Joss sich in einen Sessel kuschelte. Sie sprach abgehetzt und atemlos. Von ihrer üblichen kühlen Selbstbeherrschung war nichts mehr übrig, und mir wurde mit jeder Minute unbehaglicher zumute. Eins stand jedenfalls fest: Sie würde mit mir über ihre Bücher reden, bis mir die Ohren abfielen, nur damit ich sie nicht auf die Schwangerschaft ansprach.
Irgendwann – ich war kurz davor, sie zu unterbrechen und endlich zur Sache zu kommen – hörten wir den Schlüssel in der Wohnungstür. Ich sah, wie Joss sich unwillkürlich steif machte, als wäre sie eine dünne Scheibe Glas, die sich gegen einen Windstoß wappnen muss.
Mein Herz krampfte sich vor lauter Mitgefühl zusammen. Joss biss sich auf die Unterlippe und blickte unruhig in Richtung Wohnzimmertür, als wir schwere Schritte näher kommen hörten. Gleich darauf tauchte Braden im Türrahmen auf. Er hatte müde Augen, und seine Mundwinkel waren nach unten gezogen. »Liv.« Er nickte mir flüchtig zu, dann glitt sein Blick zu Joss. Seine Augen wurden schmal. »Hast du heute geschlafen?«
Joss schüttelte den Kopf. »Ich konnte nicht.«
Er seufzte genervt. »Du musst schlafen.« Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und ging hinaus.
Die Spannung zwischen ihnen war zum Schneiden. »Joss«, wisperte ich. »Was ist denn bloß los?«
»Lass.«
Also schwieg ich, unsicher, was ich sagen oder wie ich ihr helfen sollte. Wenige Minuten später kam Braden am Wohnzimmer vorbei und rief: »Ich habe noch eine Besprechung mit Adam.« Dann fiel die Wohnungstür hinter ihm ins Schloss.
Joss zuckte zusammen. Ich sah, wie sie krampfhaft schluckte, um nicht weinen zu müssen.
»Ach, Süße.« Ich wollte aufstehen und sie in die Arme nehmen, aber sie hob abwehrend die Hand.
In ihren Augen schimmerten Tränen. »Wenn du mich umarmst, fange ich an zu weinen und höre nicht mehr auf. Und ich darf nicht weinen.«
Also blieb ich sitzen.
»Es liegt nicht an mir«, beteuerte sie. »Ich stoße ihn nicht weg. Es geht mir bloß im Moment ziemlich mies, und deswegen habe ich es verdorben. Ich habe ihm alles versaut.«
» Er redet nicht mehr mit dir ?«
»Er redet schon«, antwortete sie bitter. »Aber … es ist, als ob er es kaum im selben Raum mit mir aushält. Er hat mich kein einziges Mal gefragt, wie ich mich fühle, jetzt, wo der erste Schreck vorbei ist. Es interessiert ihn gar nicht. Er will nicht, dass ich ihn anfasse …«
»Das tut mir so leid, Joss.«
»So war er noch nie. Ich glaube, ich hab’s wirklich versaut.« Sie lachte hysterisch und fing gleich darauf an, hemmungslos zu schluchzen.
Jetzt hielt mich nichts mehr davon ab, sie in den Arm zu nehmen.
Ich drückte sie an mich und hielt sie fest, bis sie sich ausgeweint hatte.
Als sie irgendwann nicht mehr zitterte und ich ihren leisen Atem hörte, merkte ich, dass sie in meinen Armen eingeschlafen war. Ich wagte nicht, mich zu rühren, weil ich sie nicht wecken wollte.
Eine Viertelstunde später wurde die Wohnungstür aufgeschlossen, und Braden kam herein. Er sah aus wie ein Mann auf einer Mission. Offenbar hatte er seinen Termin mit Adam sausen lassen. Ich wusste nicht, weshalb er zurückgekommen war – ob er Joss anschreien oder einen versöhnlichen Schritt auf sie zu machen wollte. Es war auch egal, denn ich brachte ihn sofort mit einem erbosten Blick zum Schweigen.
»Sie hat sich in den Schlaf geweint«, zischte ich vorwurfsvoll.
Ein Muskel in seinem Kiefer zuckte. Er sah auf seine Frau herab. »Sie weint nicht oft«, gestand er leise.
Aus unerfindlichen Gründen war mir jetzt nach Weinen zumute. Der Schmerz meiner Freundin schien auf mich überzugehen. »Du musst ihr verzeihen.«
»Darum geht es nicht«, gab er mit belegter Stimme zurück. Er hatte den Blick auf Joss’ schlafendes Gesicht gerichtet. »Ich bin nicht wütend auf sie. Ich bin einfach nur enttäuscht.«
»Das ist
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